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Bruderherz. Eine ägyptische Liebe. (German Edition)

Bruderherz. Eine ägyptische Liebe. (German Edition)

Titel: Bruderherz. Eine ägyptische Liebe. (German Edition)
Autoren: Tilman Janus
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einen geeigneten Allesfresser gefunden, der den Schutt bei dir vertilgt?«
    »Nein«, entgegnete ich. Mein Herz begann plötzlich zu schlagen, als ob es seit neun Jahren stillgestanden hätte und nun in wenigen Sekunden die Zeit wettmachen müsste. »Der Sachverständige von der Versicherung war noch nicht hier.«
    »Ich habe für dich die Adresse einer erstklassigen Gebäudereinigungsfirma, die auf Katastrophenschäden spezialisiert ist.«
    »Ja, das wäre gut.« Ich musste mich setzen, ich konnte keinen Augenblick länger stehen.
    »Wann fliegst du eigentlich nach Kairo? Ist das nicht demnächst?«
    Kairo! Woher wusste Ascan, dass ich nach Kairo fliegen würde? Ich musste es am Samstag erzählt haben, ich erinnerte mich nicht mehr.
    »Am zwanzigsten März. Ich hoffe, bis dahin ist die Wohnung wieder benutzbar.« Warum fielen mir nur diese Banalitäten ein, warum nichts Witziges, Geistvolles?
    »Wenn du Hilfe brauchst – ich komme gerne vorbei«, sagte der Unbekannte.
    Vorsicht jetzt! Nicht schreien: Ja! Komm! Ich brauche dich! Ganz vorsichtig.
    »Hallo? Lebst du noch?«, fragte Ascan.
    Ich riss mich zusammen. »Ja, ich glaube. Ich überlege gerade, was am dringlichsten ist. Vielleicht müsste ich einfach umziehen und die ganze Wohnung so lassen und als Kunstwerk verkaufen.«
    Ich hörte Ascan lachen. Es war wie das Perlen einer heilenden Quelle.
    »Komm einfach zu mir, bis die Nationalgalerie sich bei dir gemeldet hat. Pirkko ist gerade ausgezogen, das Gästezimmer ist frei.«
    Zwei Blitze zugleich rissen den Himmel über mir auf, fuhren herab und brannten sich in sein Innerstes. Ich biss mir in die Hand, so fest, dass kleine Blutergüsse entstanden, doch es war kein Traum. Ich saß wirklich auf dem rotweinfleckigen Teppich meines Wohnzimmers und hatte die Worte gehört: »Komm einfach zu mir!«
    Aber der andere Blitz hinterließ eine schmerzhaft verbrannte Spur.
    »Wer ist Pirkko?«, stammelte ich und brachte den Namen kaum über die Lippen.
    Wieder hörte ich das helle, perlende Lachen.
    »Hagen! Brauchst du eine Unterkunft oder willst du ein Quiz mit mir veranstalten?«
    »Sie haben mit dieser Antwort leider nicht gewonnen, Herr Kandidat«, gab ich rasch zurück und hatte damit zu tun, den sperrigen, faserigen Namen Pirkko nicht mehr aus meinem Mund herausfallen zu lassen.
    »Ich erwarte dich heute Abend, Quizmaster«, sagte der Mann, der vorgab, Ascan zu sein.
    Mutter! Sie musste Ascan in irgendeiner Weise dazu gebracht haben, mich anzurufen. Es war ihr also ernst mit unserer Versöhnung. Und mich hatte sie dazu verdonnert, mich zu beherrschen. Nach neun Jahren Zwangsdistanz!
    Ich legte mich flach auf den Teppich neben den Schutthaufen vom Abendessen und zog den angespannten Reißverschluss auf. Mit der Rechten umklammerte ich meine heiße, harte Erregung, fuhr hin und her. Ascan ... Ascan in meinem Bett ... nackt und willig … seine erhobenen Schenkel ... sein schöner Lotosfingerschwanz ... seine Lotosknospenhoden ... sein süßer, enger Lotoskelch ... ja ...
    Es klingelte, gleichzeitig mit meinem ekstatischen Brüllen und der erlösenden Explosion.
    Ich sprang benommen auf, zerrte einen Zipfel der rotfleckigen Tischdecke aus dem Scherbenhaufen, wischte an mir herum und stürzte zur Tür. Mein Hemd war mit Spermaflecken übersät, die Hose ging kaum zu.
    »Entschuldjen Se de Störung, Herr Dokter, ick hab’n Einschreibpäckchen für Sie anjenomm’n heut früh«, sagte die welke Hauswartsfrau aus der Souterrain-Wohnung. Sie  blickte neugierig in mein verkohltes Heim.
    »Danke, vielen Dank«, murmelte ich. »Haben Sie etwas bezahlt, Frau Gremmel?«
    »Ne, hab ick nich, Herr Dokter. Wie jeht’s Ihn’n denn? Viel abjebrannt?«
    »Nein, nein, nur die Küche und ein bisschen vom Flur.«
    »Da hätt’n wa alle janz schön inne Luft jeh’n könn’n, mein lieba Schwan!«
    »Ja, Glück gehabt, Frau Gremmel.« Die feuchten Flecken im Hemdstoff fühlten sich kalt an auf meiner Brust.
    Ich fegte etwas Kaffeepulver vom Rest des Küchenbodens in meinen Zahnputzbecher und goss lauwarmes Wasser aus dem Badezimmer dazu. Es schmeckte grauenhaft. Dann öffnete ich das Päckchen aus Ägypten. Es war von Karím. Ein Geburtstagsgeschenk. Karím war der einzige wirkliche Freund in meinem Leben und der einzige Mensch, der von Anfang an über meine Liebe zu Ascan Bescheid gewusst hatte. Ohne ihn wären die letzten Jahre noch schwerer für mich geworden. Karím war verheiratet, sogar glücklich. Seine Frau wusste von seiner
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