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Bruderherz. Eine ägyptische Liebe. (German Edition)

Bruderherz. Eine ägyptische Liebe. (German Edition)

Titel: Bruderherz. Eine ägyptische Liebe. (German Edition)
Autoren: Tilman Janus
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sich neu, ganz langsam. Er füllte sich mit Glück, mit Zärtlichkeit und unfassbarer Seligkeit, mit tiefer, heißer Liebe. Ich begriff nichts, ich fragte nichts.
    »Ich liebe dich«, sagte Ascan leise.
    Ich konnte nicht antworten. Gleich würde der Traum aufhören, dann würde die wunderbare Pyramide über mir zusammenbrechen, zweieinhalb Millionen Kubikmeter Gestein würden mich erschlagen. Es war mir gleich. Er liebte mich! Und er sagte es mir!
    Ascan griff nach meiner Hand und schob sie zwischen uns auf seinen flachen Bauch. Es war warm und nass dort. Lotosblütensamen. Von ihm. Ich stöhnte vor Glück.
    »Ich liebe dich auch seit achtundzwanzig Jahren«, sprach er weiter, ohne dass ich ihn gefragt hatte. »Du warst mein Freund, mein Beschützer, mein einziger Bruder, mein zweites Ich. Ich konnte mir nicht vorstellen, einmal ohne dich zu leben. Warum ich so fühlte, das wollte ich gar nicht wissen. Dann war die Sache an unserem neunzehnten Geburtstag. Da bekam ich einen doppelten Schock. Einmal, weil du plötzlich so grob, so viehisch, so ganz fremd warst. Alles Schöne, was in den Jahren gewachsen war, ging in einer Nacht kaputt. Und der andere Schock …« Er zögerte und seufzte dann. »Das andere war, dass mich dein Überfall trotzdem erregt hatte. Und das traf mich tief. Ich hasste dich in dem Moment, und ich hasste mich selbst. Ich wollte nicht schwul sein, schon gar nicht zusammen mit meinem Bruder.«
    »Was war mit den Freundinnen, die du hattest?«, fragte ich und streichelte dabei seine zarte, feuchte Haut.
    »Ich hatte sie, weil alle welche hatten. Sie liefen mir nach. Du weißt, ich hatte ziemlich viele. Aber du weißt nicht, warum es so viele waren. Sie rannten mir immer bald wieder weg, weil ich nicht mit ihnen schlief.«
    Ich hob den Kopf und sah ihn verblüfft an. »Du hast nicht mit ihnen geschlafen?«
    »Mit keiner einzigen. Ich hatte nie Lust, und … ich konnte auch nicht. Das machte mich böse, auch dir gegenüber. Ich ahnte, dass ich so bin wie du, aber ich log mir etwas vor. Ich ging dir aus dem Weg. Nur einmal im Jahr wollte ich dich sehen, in der Hoffnung, dass sich bei mir irgendwann etwas ändern würde, dass du mich nicht mehr interessieren würdest. Aber es war nie so. Ich plante allen Ernstes, es mit einem fremden Mann zu versuchen, damit ich von dir loskäme, gefühlsmäßig.«
    Ich schnaufte. »Hast du’s getan?«, fragte ich kurz.
    »Ach Hagen, du eifersüchtiger Mensch!«
    »Bitte, sag es mir!«
    »Wie viele Kerle hattest du, Hagen?«
    »Ich habe nicht gezählt … Aber ich habe keinen wirklich geliebt. Nicht einmal den armen Karím.«
    Ascan schlüpfte unter mir vor. Er setzte sich auf, legte die Arme über seine schönen Knie und stützte das Kinn darauf. Er sah mich genau an, von oben bis unten.
    »Du siehst gut aus«, sagte er. »Du hast mir immer gefallen. Ich habe von dir geträumt. Oft. Und dich verflucht nach jedem einzelnen Traum.« Er schwieg kurz. »Es hat lange gedauert, bis ich meine Gefühle wirklich verstanden habe. Bis ich begriff, dass es mehr ist als nur körperlich. Der Wunsch von Mutter gab mir einen Grund, mit dir wieder Kontakt aufzunehmen. Als wir neulich in der Weinstube saßen, nach dem Theater, da erkannte ich endlich, dass ich dich liebe. Aber ich wehrte mich innerlich weiter dagegen. Es waren ja zwei Dinge, die ich akzeptieren lernen musste: dass ich einen Mann liebe und dass dieser Mann auch noch mein Bruder ist. Ich ging dir wieder aus dem Weg. Als du mich nackt im Bad antrafst, war ich noch erschrocken, wie sehr dein überraschender Anblick mich selbst erregte, und wie viel da außerdem an Gefühlen war. Erst, als du wieder in deine Wohnung gezogen warst, als du mir fehltest, konnte ich es vor mir selbst endlich zugeben, dass ich dich immer geliebt habe … und dass ich niemanden sonst haben will.«
    Ich küsste ihn sanft und zog ihn dicht an mich.
    »Und warum bist du hierher nach Ägypten gekommen?«, fragte ich zärtlich.
    »Ich wollte mit dir zusammen sein. Ich wollte es wirklich, nachdem ich mich innerlich zu meiner Liebe bekannt hatte. Aber ich konnte es nicht zu Hause, wo jeder uns kennt, wo Mutter Fragen stellt. Ich … war zu feige. Und als ich herkam, warst du so abweisend.«
    »Wenn ich das gewusst hätte … Ascan! Ich habe Qualen ausgestanden, weil du so abweisend warst.«
    »Es war eben immer noch sehr schwer für mich. Die Realität war anders als der Gedanke, sie machte mir Angst. Du warst so liebevoll, als ich krank war. In der
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