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Bruderherz. Eine ägyptische Liebe. (German Edition)

Bruderherz. Eine ägyptische Liebe. (German Edition)

Titel: Bruderherz. Eine ägyptische Liebe. (German Edition)
Autoren: Tilman Janus
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als jeder es erwartet hätte: Mit keinem Wort hatte er das Argument erwähnt, dass er nicht schwul wäre. Ich steigerte mich in eine neue, noch rasendere Hoffnung hinein.
    »Ja«, sagte ich todernst. »Das will ich.«
    Er antwortete nicht. Dann merkte ich, dass er leise die Kapelle verließ. Ich sah seine Silhouette im Türrahmen, so, als ob er für immer aus meinem Leben verschwinden wollte. Ich hätte gerne geweint, doch meine Augen brannten bloß heiß und schmerzhaft.
    Die Kolloquiumsteilnehmer verbrachten den ganzen Tag im Tempel von Abydos. Sie fotografierten, zeichneten, hielten kleine Vorträge, diskutierten und picknickten zwischendurch auf den Felsen vor dem Tempeltor. Ich machte es genauso wie sie. Ich musste mich betäuben. Je größer die Hoffnung wird, desto tiefer trifft der Schmerz, wenn sie zerplatzt wie eine Seifenblase.
    Ascan streifte allein im Tempel umher. Er redete mit einigen Ägyptologen, zeigte sich interessiert. Auch mit Karím sprach er einmal. Ich ging beiden aus dem Weg. Ich mochte nicht mehr über Liebe reden. Das dauernde Wechselbad der Gefühle hatte mich endgültig fertiggemacht.
    Nach dem Abendessen im Hotel von Nag Hamadi gingen wir hinauf. Wir duschten, natürlich getrennt. Wie sollte das nun werden? Mein Innendruck stand auf höchstem Pegel. Ascan war nicht mehr krank und hilfsbedürftig, er war im Gegenteil voller Anmut und Anziehungskraft, mehr als jemals vorher, so erschien es mir. Und wir hatten nur dieses Doppelzimmer. Ich musste wieder tatenlos neben ihm liegen, als Tiger im Aquarium. Oder ob ich mich heimlich zu Karím schleichen könnte? Vielleicht, wenn Ascan eingeschlafen war?
    »Gute Nacht, Ascan«, sagte ich, löschte meine Lampe auf dem Nachttisch, legte mich ins Bett und drehte ihm den Rücken zu.
    Ascan ließ die Lampe auf seiner Bettseite brennen. Er sagte nichts. Eine eigenartige Spannung lag plötzlich zwischen uns. Ich spürte sie und wusste nicht, woher sie kam.
    Da fühlte ich seine Lippen auf meinem Nacken.
    Als hätte jemand Starkstrom an meinen Körper gelegt, erbebte ich bis in die Fußspitzen. Träumte ich schon? Langsam drehte ich mich um. Ascan lag da, hingegossen in seiner blendenden Schönheit, vollkommen nackt, und sah mich an. Seine dunklen Augen schimmerten wie schwarze Diamanten, sein Haar glänzte im Licht. Die herzförmigen Lippen waren leicht geöffnet.
    Mein Herzschlag schien auszusetzen. Die Stunde Null. Der Moment meines Lebens, auf den alles zugelaufen war. Der Sprung vom Balkon, die hoch lodernden Flammen, der Sturz in den Vulkan und das Aufschießen zur Sonne.
    Im Zeitlupentempo rückte ich zu ihm hinüber. Langsam hob ich die Hand und strich zärtlich über sein Gesicht. Sehr vorsichtig näherte ich mich seinen Lippen. Noch vier Zentimeter, noch zwei … noch drei Millimeter, noch einer … mein Mund berührte den seinen. Zum ersten Mal im Leben küsste ich meinen Bruder auf den Mund. Seine Lippen waren weich und voll und schmeckten wie süßer Honig. Er ließ meine Zungenspitze zu sich hineinschlüpfen und begrüßte sie mit seiner Zunge. Zärtlich verschmolzen wir zu einem langen, tiefen Kuss. Unsere Körper schmiegten sich dicht aneinander.
    Ascan, mein Geliebter. Du kommst zu mir. Ich umfange dich, ich spüre deine weiche, glatte Haut, deine Brust, deine schönen Schenkel. Ich halte deinen vollkommenen Hintern in meinen Händen. Dein Lotosfinger drückt sich fest an meine harte Männlichkeit. Ascan! Ich träume. Nein, ich bin bei dir. Du hältst mich in deinen Armen. Ich lege meine Zungenspitze auf die dunklen Nippel deiner süßen Brust. Ich lasse meine Lippen hinabgleiten und koste die samtweiche Haut deines angebeteten Lotosgliedes. Ich nehme es in den Mund. Du stöhnst leise. Wie ein kleines, lebendiges Schoßtier zuckt es in meiner Mundhöhle. Ich schmecke deinen Honig. Deine Schenkel öffnen sich, geben dein Allerheiligstes frei. Zärtlich küsse ich den fest verschlossenen Eingang, bis er weich und willig wird. Du wartest auf mich.
 
    Ich 
     breche die Höhle auf ...
     Ich koste das Brot der Götter ...
    Süß ist der Kanal darin, den meine Hand
    gegraben hat bei der Kühle des Nordwindes ...
    Saam-Blumen sind darin: Man wird vor ihnen groß.
    Sieh, du bist für mich
    wie der Garten, den ich bepflanzt habe
    mit Meru-Blumen,
    mit allen süßen Düften.
    Wir lagen fest aneinander gepresst da. Ich dachte nichts. Mein Kopf war leer, alles war daraus verschwunden, Angst, Schmerz, Qual, Hunger nach Liebe. Langsam füllte er
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