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Bruchlandung

Bruchlandung

Titel: Bruchlandung
Autoren: Matthias P. Gibert
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hinter dem Zaun ab, der über die kurze Haube des Mercedes geschleudert wurde, sich überschlug und für die beiden Polizisten unsichtbar hinter dem kleinen Kompaktvan zum Liegen kam. Der Kasten, den er in der Hand gehalten hatte, lag mit nach oben ragender Antenne direkt vor dem Auto.
    Lenz riss den Kopf herum, sah, dass die 737 das Vorderrad hob, dann das Hauptfahrwerk den Bodenkontakt verlor und kurz darauf steil in den grauen Himmel stieg. Schon ein paar Sekunden später war das Flugzeug in der Wolkendecke verschwunden, und sofort reduzierte sich der von ihm ausgehende Krach auf ein erträgliches Maß.
    Hain löste sich aus seiner Deckung und ging langsam, die Waffe vor sich haltend und auf einen Punkt über der Motorhaube zielend, auf den Zaun zu. Lenz folgte ihm ebenfalls mit schussbereiter Waffe mit ein paar Metern seitlichem Abstand.
    Später stritten die Kripomänner noch ein paar Wochen lang darüber, ob sie zuerst den animalischen Schrei gehört oder zuerst die blutverschmierte Hand gesehen hatten, die unter der Vorderseite des Mercedes auftauchte, den kleinen Plastikkasten an der Antenne fasste und hinter den Wagen zog.
    Lenz und Hain sahen sich für einen Sekundenbruchteil an, drehten sich um und fingen an zu rennen. Sie rannten wie die Hasen, immer versucht, auf dem matschigen Geläuf nicht zu stürzen. Sie sprangen durch die noch immer offen stehenden Türen in den Astra und zogen die Köpfe ein.
    »Weg hier!«, schrie der Hauptkommissar zu Kunze, der gerade noch seinen Oberkörper vom Beifahrersitz wegbewegen konnte. »Sofort weg hier!«
    »Klingt, als hätten wir es wirklich eilig«, gab der äußerlich völlig ruhig wirkende Mitarbeiter des Flughafenbetreibers zurück, startete den Motor, legte den Rückwärtsgang ein und gab einfach Gas. Viel Gas.
    Der Rüsselsheimer brauchte eine gefühlte kleine Ewigkeit, bis die Winterreifen Grip fanden, dann jedoch nahm er vehement an Fahrt auf. Die bis dahin noch immer nicht geschlossenen Türen schlugen zu, während Kunze einfach weiter Gas gab und sich die kleine Gruppe so Meter um Meter von der Gefahrensituation entfernte. Sie bekamen jeder einen brutalen Schlag ins Kreuz, als sie sie Rollbahn überquerten, den gleichen Schlag noch einmal, als sie sie wieder verließen und zurück auf die Grasnarbe schossen, und dann gab es eine Detonation, die keiner der Drei jemals in seinem Leben vergessen sollte. Der Astra wurde in die Luft katapultiert und herumgeschleudert, überschlug sich mehrmals und kam auf dem Dach zu liegen. Als es fast schon wieder ruhig geworden war in dem demolierten Dienstwagen, prasselte ein Regen von Trümmerteilen auf den Unterboden des Kombis, der die Einschläge in beeindruckender Weise verstärkte, sodass jeder der bunt im Wagen verstreut liegenden Männer die Arme über den Kopf nahm, um sich vor Verletzungen zu schützen.
    Etwa 300 Meter hinter dem Wrack tat sich in der Rollbahn ein dampfender, 15 Meter tiefer und knapp 40 Meter breiter Krater auf.
    »Ich bin zu alt für so eine Scheiße«, murmelte Lenz benommen.

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    »Wenn ich gewusst hätte, was ihr da draußen am Flughafen noch alles anstellt und kaputtmacht, hätte ich wegen der Tür zu Blatters Wohnung garantiert nicht mal ein Wort verloren«, erklärte Rolf-Werner Gecks müde.
    »He, he«, protestierte Thilo Hain gegen die Aussage seines frisch operierten Kollegen, »wenn unser Paule hier nicht so einwandfrei reagiert und gezielt hätte, wäre todsicher ein ganz anderer Schaden zu beklagen gewesen.«
    »Da will ich dir nicht widersprechen, Kleiner. Aber es ist nicht von der Hand zu weisen, dass dank eurer tätigen Mithilfe unser hoch geschätzter und tief defizitärer Flughafen eine Generalüberholung im Außenbereich braucht.«
    »Ach was, RW«, mischte Lenz sich ein, »da braucht es ein klein wenig Kosmetik, und schon funktioniert die olle Bahn wieder.«
    Der im Bett liegende Polizist, dessen linkes Bein sowie sein Kopf dick verbunden waren, wurde ernst.
    »Die Sache mit deiner Maria war eng«, meinte er zu Lenz.
    »Das kann man so sagen, ja.«
    »Hat sie irgendwas von der Sache mitgekriegt?«
    »Nein, niemand im Flugzeug hat davon was gemerkt. Erst nach der Landung auf Teneriffa, als alle Passagiere ihre Telefone angeschaltet haben, wurde ihnen klar, wie nah sie an der Katastrophe vorbeigeschrammt sind.«
    »Und wo landet sie jetzt, wenn sie nach Hause kommt?«
    »Der Flieger wird nach Paderborn umgeleitet.«
    Der Leiter der Mordkommission schüttelte unwillig den
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