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Bruchlandung

Bruchlandung

Titel: Bruchlandung
Autoren: Matthias P. Gibert
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Lenz und Hain ihre Waffen hinter dem Rücken.
    »Was machen Sie denn hier?«, wollte sie aufgebracht wissen.
    Hain sagte seinen Spruch auf, der die Frau jedoch keinesfalls beruhigte.
    »Gibt es schon wieder Theater wegen dieses Arschlochs?«, wollte sie unverblümt wissen. »Ich hätte den nie und nimmer hier einziehen lassen, aber meine Mutter wollte einfach nicht auf mich hören.«
    »Ihrer Mutter gehört das Haus?«
    »Ja klar.«
    »Dann wissen Sie vermutlich, in welcher Etage Herr Blatter wohnt?«
    »Blöde Frage, klar weiß ich das. Aber wenn Sie zu ihm wollen, kommen Sie ein paar Stunden zu spät, den habe ich nämlich gestern mit einer Reisetasche in der Hand an der Eingangstür getroffen. Und es sah aus, als wolle er ein paar Tage verreisen.«
    »Haben Sie mit ihm gesprochen?«
    »Schon seit mindestens einem Jahr nicht mehr. Er war nämlich ziemlich lang im Knast, für den Fall, dass Sie das nicht wissen.«
    »Nein, das wissen wir schon«, beruhigte Lenz die Frau. »Und Sie sind sich sicher, dass er nicht wieder nach Hause gekommen ist?«
    »Sicher bin ich mir natürlich nicht, aber warum sollte einer mit einer prall gefüllten Reisetasche das Haus verlassen, wenn er am nächsten Morgen schon wieder da sein will.«
    »Die Frage klären wir besser später«, beschied Hain sie. »Bis dahin müssen wir einfach nur wissen, in welchem Stockwerk und in welcher Wohnung er lebt.«
    »Dritter Stock, erste Tür links.«
    Sie sah auf die Uhr.
    »Ich muss mich los machen, die Kleine muss zum Arzt. Und machen Sie bloß keinen Krach, das kann meine Mutter auf den Tod nicht leiden. Und dieser Blatter hat eigentlich, seit er hier wohnt, nichts anderes gemacht als Krach.«
    Die Frau nickte den Beamten kurz zu und ging Richtung Ausgang.
    »Und kriegen Sie keinen Schrecken wegen der vielen Leute da draußen, ja?«
    »Ach«, erwiderte sie selbstbewusst, »das macht mir nichts, ich bin schon groß.«
    Im dritten Stock war es bis auf das jetzt zu vernehmende Rattern der Straßenbahn auf der Friedrich-Ebert-Straße völlig ruhig. Nirgendwo waren Geräusche zu hören, die auf in den vier Wohnungen der Etage anwesende Menschen hindeuteten, als die Kriminaler auf die Tür links neben der Treppe zu traten, an der tatsächlich ein vergilbtes Namensschild mit der Aufschrift Blatter zu erkennen war.
    Hain trat nach vorn, drückte auf die rechts neben der Tür angebrachte Klingel und stellte sich an der Wand daneben auf, während Lenz sich auf der anderen Seite postierte.
    Acht, neun, zehn.
    Ein weiterer Versuch, diesmal mit dem Finger etwas länger auf der Klingel und untermalt von einem energischen Pochen an der Tür.
    Zehn, elf, zwölf.
    Wieder keine Reaktion.
    »Aufmachen, Polizei!«, rief Hain in Kombination mit ein paar weiteren Schlägen gegen das Holz so laut, dass es auch ein in der Wohnung Schlafender mitbekommen musste.
    »Rein oder nicht rein?«, fragte der Oberkommissar mit hochgezogenen Schultern und einem abschätzenden Blick Richtung Türschloss.
    »Wie lang?«
    »Fünf Sekunden.«
    »Dann rein.«
    Der junge Polizist ging einen Schritt zurück, nahm Anlauf, trat die Tür mitsamt dem Rahmen in den dahinter liegenden Flur und ging direkt im Anschluss mit seiner Waffe im Anschlag in die Hocke.
    »Mensch, Thilo«, stöhnte Lenz gequält auf.
    »Das war die beste Methode, die ich anwenden konnte«, erklärte Hain seinem Boss eine gute Minute darauf grinsend, nachdem sie Blatters Wohnung durchkämmt und festgestellt hatten, dass sich der Rockerboss, wie von der jungen Frau im Hausflur vermutet, aus dem Staub gemacht hatte. Einige der Fächer im Schrank waren ausgeräumt, und eine weitere Tasche war in der Wohnung nicht auszumachen.
    »Warum war das die beste Methode, die du anwenden konntest?«, fragte Lenz, noch immer ziemlich fassungslos, seinen Mitarbeiter.
    »Das Schloss, das in der Tür steckt, ist ein ziemlich fieser Geselle. Mit dem tut sich jeder schwer, und ich wollte nicht, dass du dich über mich lustig machst, wenn ich es nicht hingekriegt hätte.«
    Der Leiter der Mordkommission schüttelte den Kopf.
    »Wir müssen dich unbedingt mal untersuchen lassen, Thilo.«
    »Nein, in diesem Fall war das wirklich …«
    Er brach ab, weil Rolf-Werner Gecks seinen Kopf um die Ecke steckte.
    »Saubere Arbeit, Jungs«, lobte der mit gehörig Sarkasmus in der Stimme seine Kollegen angesichts des nicht zu übersehenden Kollateralschadens. »Aber wir müssen weg von hier.«
    »Warum das denn?«
    »Euer Freund hat gerade ganz hier in
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