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Bronzeschatten

Bronzeschatten

Titel: Bronzeschatten
Autoren: Lindsey Davis
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erfahren.«
    »Das Theater heute war sinnlos«, ächzte Pertinax. »Wozu der Trick mit der Kellnerin? Ich kann die Ehe jederzeit annullieren lassen …«
    »Dazu müßten Sie erst hier herauskommen!«
    Sein glasiger Blick verriet mir, daß ihm die Sinne schwanden.
    »Hat Helena das ausgeheckt?« fragte er, als wäre ihm plötzlich eine Erleuchtung gekommen.
    »Halten Sie sie für so rachsüchtig?«
    »Wer weiß, wozu sie fähig wäre!«
    Ich wußte es. Man nehme eine beliebige Situation, stelle sich vor, wie man am ehesten darauf reagieren würde; dann suche man nach der verschrobensten Abweichung – und da wäre Helena. Helena, die ihre seltsame Wahl mit einer Selbstverständlichkeit traf, als könne ein Mensch mit nur einem Hauch von Kultur und Moral nur so und nicht anders handeln.
    »Helena Justina wollte Ihnen helfen. Auch als sie schon wußte, daß Sie ein Mörder und Verräter sind …«
    »Niemals!« widersprach er brüsk. »Ich habe sie nur um dieses eine gebeten, aber sie …« Er sah, wie ich den blutdurchtränkten Verband richtete. »Wir könnten uns gegenseitig helfen, Falco. Allein hat doch keiner von uns beiden eine Chance.«
    »Meine ist nur eine Fleischwunde. Sie verbluten innerlich.«
    Ob es nun stimmte oder nicht, die Drohung schreckte ihn jedenfalls.
    »Wenn Sie so große Stücke auf Helena Justina halten«, begann er hinterhältig, »wissen Sie dann auch, daß sie sich in der Campania eine Schwangerschaft eingehandelt hat?« Aus seinem Mund klang das, als handele es sich um nichts weiter als einen Sonnenstich auf einer Ferienreise.
    »Nein«, antwortete ich ruhig. »Das hat sie mir nie erzählt.«
    »Aha! Mein Vater hat es gemerkt, als sie bei ihm zu Gast war.«
    Wenn man bedachte, wie angegriffen sie in der Campania manchmal gewirkt hatte, war das verständlich. Jeder, der Helenas normale unverwüstliche Gesundheit kannte, hätte ihren Zustand erraten können. Ich eingeschlossen.
    Obwohl Pertinax im Schatten lag, trat ihm der Schweiß auf die Stirn; er blies die Backen auf und atmete vorsichtig wieder aus. »Ich nehme an«, sagte ich nachdenklich, »Ihr Vater kam auf die Idee, die Situation auszunutzen … Helenas Ruf zu wahren und dem Kind einen ehrbaren Namen zu geben?«
    »Ich glaube, er ist mehr an einem Enkel interessiert als an mir!«
    »Haben Sie sich mit ihm gestritten?«
    »Schon möglich.«
    »Ich habe ihn besucht, nachdem Sie fort waren. Mir scheint, seine Einstellung Ihnen gegenüber hatte sich sehr gewandelt.«
    »Wenn Sie’s denn durchaus wissen müssen, Falco: Mein Vater wollte nur unter der Bedingung für mich gradestehen, daß ich mich wieder mit Helena aussöhne. Und als sie mein großzügiges Angebot ausschlug, gab er mir die Schuld … Aber das wird sich schon wieder einrenken …«
    »Dieses Kind«, sagte ich nachdenklich, »das muß doch irgendwo einen Vater haben?«
    »Ja, und ich wünschte, ich wüßte, wer es ist! Wenn sie sich mit dem Kutscher ihres Vaters amüsiert hat, dann ist es egal, aber bei einem Mann von Stand hätte ich ein Druckmittel gegen sie. Falco, Sie waren doch ihr Leibwächter. Wenn Sie gut waren, dann müssen Sie doch wissen, wem sie ihre Tür offengelassen hat!«
    Ich lächelte leise. »Ich versehe meinen Dienst sehr gewissenhaft. Das können Sie mir glauben.«
    »Haben Sie Helena Justina je mit einem anderen flirten sehen?«
    »Ich wüßte keinen, der an mir vorbeigekommen wäre.«
    »Sie spielt die Stolze und verweigert mir die Antwort – und Sie sind auch keine Hilfe!«
    »Was ist Ihnen des Rätsels Lösung wert?«
    »Sie wissen’s also doch? Nichts!« knurrte er giftig. »Ich komme schon von allein dahinter!«
    »Wollen Sie’s etwa aus ihr herausprügeln?« Pertinax gab keine Antwort. Aber mein Tonfall warnte ihn. Er musterte mich jetzt aufmerksamer. »Macht dieser Mann Ihnen zu schaffen?«
    »Nicht im geringsten! Als ich ihr sagte, daß sie dumm sei, wenn sie mein Angebot ausschlüge, da gab sie zu, daß sie unsere Ehe nicht vergessen könne. Aber ein anderer habe jetzt ein Recht auf sie …«
    Ich stieß einen langen, vielsagenden Pfiff aus. »Das ist hart! Irgendein Betrüger, der nach ihrer Mitgift schielt, muß ihr weisgemacht haben, er sei in sie verliebt.«
    Er starrte mich an, als wisse er nicht, ob ich mich über ihn lustig machte.
     
    Meine Wunde brannte so sehr, daß ich mich kaum noch aufrecht halten konnte.
    »Da wir gerade von Geld sprechen – ich habe Neuigkeiten für Sie, Pertinax. Caprenius Marcellus ist zu dem Schluß
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