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Broadway-Grusical

Broadway-Grusical

Titel: Broadway-Grusical
Autoren: Jason Dark
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und die Zwerge sollten es getan haben.
    Liz konnte sich keinen Grund vorstellen, aber sie wusste auch, dass sie die Augen vor den Tatsachen nicht verschließen konnte. Als hätte sie jemand erschreckt, so plötzlich zuckte sie zusammen, hob den Kopf an und schaute in den Spiegel vor sich.
    Sie sah den verwunderten Ausdruck auf ihrem Gesicht, bewegte die Augendeckel und sah noch die Schminke auf ihrem Gesicht, die zum Teil verlaufen war.
    »Himmel«, flüsterte sie, »da bin ich doch tatsächlich eingeschlafen.« Sie lachte auf, schaute sich in der engen, leeren Garderobe um, wo eine Wand nur aus Spiegeln bestand, vor denen die kleinen Schminktische mit den Drehhockern standen.
    Es roch nach Farbe, Puder und Schminke. Eine offene Dose stand vor der Tänzerin. Sie tauchte zwei Finger in die geleeartige Masse und verteilte sie sorgfältig auf ihrem Gesicht. Ihre Bewegungen waren sehr langsam, sie wirkten fast einschläfernd, diese Frau war mit ihren Gedanken nicht so recht bei der Sache. Was sie tat, geschah automatisch.
    Als die Schicht das Gesicht bedeckte, wartete sie einige Minuten, bis das Zeug eingezogen war. Der Stuhl war unbequem, aber es tat gut, hier zu sitzen. Auf der Bühne war der totale Stress, da konnte man eine Pause gebrauchen.
    Die Tücher lagen ebenfalls bereit. Sie waren weich, taten der Haut gut, und mit ihnen wischte sich Liz übers Gesicht. Ihre Müdigkeit brach voll durch. Am liebsten hätte sie sich ins Bett gelegt, das aber hätte keinen Sinn gehabt. Nach einer Vorstellung konnte sie sowieso nicht sofort einschlafen, da lief alles noch einmal durch ihren Kopf, zudem stand die Angst vor den Zwergen auch wie eine Wand im Hintergrund. Sehr oft war Liz die letzte, die das Theater verließ. Da waren die Eingänge schon längst verschlossen. Nur ein schmaler an der Seite, wo auch der Nachtwächter saß, stand noch offen. Dieser Nachtwächter gehörte zu einer privaten Wachgesellschaft, war bereits mehr als 60 Jahre alt und wollte eigentlich nur immer seine Ruhe haben. Sie nannten ihn Nightman, weil sie seinen richtigen Namen noch nie gehört hatten. Liz Vacarro zuckte zusammen, als die eiserne Garderobentür geöffnet wurde. Nightman stand da und nickte Liz Vacarro zu. »Na, Mädchen, bist du wieder eingeschlafen?«
    »Ja.«
    Er kam näher. »Der Job ist verdammt hart, nicht wahr?«
    Sie nickte. »Das können Sie wohl sagen.« Liz wischte sich noch einmal mit einem Tuch über das Gesicht. Noch immer trug sie das Kostüm vom letzten Auftritt. Sie und fünf ihrer Kolleginnen waren als Skelette aufgetreten. Schwarze Trikots und aufgenähte, silbrig glänzende Knochen.
    Der Nachtwächter hatte sich gesetzt und seine Mütze abgenommen. Die meisten Haare auf seinem Kopf waren verschwunden. Nur an der Seite wuchs ein grauer Kranz.
    »Ich habe Dwarfs noch nie gesehen.«
    »Ehrlich nicht?«
    »Wenn ich es dir sage.«
    Liz hob die Schultern. »Leider kann ich Ihnen keine Karte besorgen, Nightman…«
    Er winkte ab. »Das ist auch nicht nötig. Vielleicht möchte ich das Stück auch gar nicht sehen. Weißt du eigentlich, dass man bereits von einem Fluch spricht, der über dem Grusical liegen soll.«
    Liz winkte ab und griff mit der freien Hand nach ihrer Tasche. »Ein Gag der Werbeleute.«
    »Nein, Kleine, kein Gag der Werbeleute. Es steckt mehr dahinter. Die Leute machen sich Gedanken. Es sind ja die, die mitspielen und von einem Fluch sprechen.«
    »Ich will davon nichts hören!« erklärte sie und warf ein Schminktuch auf den Tisch. »Weshalb seid ihr so verbittert?«
    Liz lachte laut und unecht. »Wir sind nicht verbittert Wie kommen Sie denn darauf?«
    »Dann würde ich sagen, dass ihr die Augen verschließt.« Er rückte jetzt näher an Liz heran. »Irgendwie mag ich dich, Kleine. Und ich kann euch nicht begreifen. Ihr seid ein komisches Volk. Weshalb verschließt ihr die Augen?«
    »Wir verschließen die Augen?«
    »Ja, kleine Liz, ja. In diesem Theater stimmt etwas nicht. Hier geht etwas vor, das habe ich herausgefunden, glaub es mir. In der Nacht, wenn ich meine Runden mache, höre ich oft merkwürdige Geräusche. Ich sage dir, man kann mich nicht mehr täuschen. Ich gehöre zu den Menschen, die auf ihre Erfahrungen bauen. Lange genug bin ich in dem Geschäft tätig. In diesem Bau geht etwas vor!«
    »Wie meinen Sie das denn?«
    Die Augen des Nachtwächters vergrößerten sich. »Manchmal ist es ein geheimnisvolles Flüstern oder Wispern. Auch habe ich schon Schritte gehört. Leise und schleichend,
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