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Broadway-Grusical

Broadway-Grusical

Titel: Broadway-Grusical
Autoren: Jason Dark
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verstehst du? Mal knarrte ein Brett aus irgendeinem unerfindlichen Grund, und sogar einen Schrei habe ich gehört. Schließlich hat es auch Tote gegeben«, redete der Mann schnell weiter, weil er sah, dass Liz protestieren wollte. »Auch ich lese Zeitungen, mein Kind.«
    »Ja, ja, ich auch.«
    »Dann wirst du mir recht geben.«
    Liz stand auf und packte ihre große Umhängetasche, in der sie ihre Kleidung verstaut hatte. »Sie entschuldigen mich jetzt, aber ich möchte mich noch duschen.«
    »Geh nur. Ich passe auf.«
    Liz tänzelte zur Tür. Sie wollte Optimismus verbreiten, und ihre Frage klang bewusst heiter. »Auf was wollen Sie aufpassen?«
    »Mal sehen.«
    Liz verschwand. Sie tauchte in einen Gang, in dem nur mehr die Notbeleuchtung brannte. Lampen, die einen kalten, bläulichen Schein verbreiteten. Zwischen den Mauern war es nur unwesentlich kühler als in der Tänzerinnen-Garderobe. Auch hier stand die Luft zwischen den Wänden.
    Liz wusste, dass der Nachtwächter recht hatte. Und sie erlebte ja Tag für Tag, wie die Mitglieder der Truppe mit der Angst zu kämpfen hatten. Die Verschwundenen waren ersetzt worden, aber nie wieder gesehen worden. In der Presse hatte etwas von geheimnisvollen Morden gestanden, die angeblich von Zwergen begangen sein sollten. Ob es stimmte, musste dahingestellt werden.
    Liz betrat die Duschräume und zog das Trikot aus. Es roch nach kaltem Schweiß und nach Schminke.
    Liz warf einen Blick hoch zur Decke, wo die kalte Pracht der Leuchtstoffröhren sich auf den hellen Fliesen widerspiegelte. Kalt war es nicht, dennoch rann über den nackten Rücken der Tänzerin ein Schauer. Liz Vacarro hatte keine schöne Figur, wie man immer zu sagen pflegte. Dafür war sie einfach zu durchtrainiert und auch im Laufe der Zeit muskulös geworden. Die Sehnen an vielen Körperpartien traten deutlich hervor. Der kleine Busen war fest und handlich. Das Gesicht zeigte sich zwar entspannt, aber in den weichen Zügen lag trotzdem noch die Anstrengung. Bevor sie die Tür zu einer der Duschkabinen aufdrückte, warf sie noch einen Blick zurück in den leeren Raum. Die anderen Tänzer und Tänzerinnen hatten sich bereits geduscht. Auf dem Fliesenboden schimmerten noch einige Wasserlachen, das Holz der Bank war ebenfalls feucht.
    Liz hatte das Duschen nach einem Auftritt stets genossen, aber in dieser Nacht wollte sich das Frischegefühl einfach nicht einstellen. Es lauerte die Angst. Und sie beeinträchtigte nicht nur die Psyche, auch die Leistung des Menschen.
    Grauschwarze Kacheln auf dem Boden der Dusche. Darüber die Brausetasse, aus der die Strahlen fächerförmig nach unten prasselten und auf den abgeschrägten Boden trafen, der an einer Seite eine Ablaufrinne besaß.
    Liz hatte sich unter die Dusche gestellt. Das Mädchen drehte sie auf, die Mischbatterie stand auf einer mittleren Temperatur. Das Wasser war gerade richtig für sie, und es spülte den Schweiß von ihrem Körper. Sie dachte über vieles nach, aber immer wieder kehrten ihre Gedanken zu den Zwergen zurück.
    Wie lange würde dieser Schrecken noch dauern? Bis das Stück nicht mehr gespielt wurde? Und wie viele Tote würde es bis dahin gegeben haben? Bisher hatten die Manager noch einiges vertuschen können, aber die Gazetten waren bereits aufmerksam geworden, und die New Yorker horchten auf.
    Und noch eine unbekannte Größe gab es bei diesem teuflischem Spiel. Es war der Dr. Horror, der Mann mit der Lache. Gary Giesen hieß er, und er bezeichnete sich selbst als den Negativ-Star des Grusicals. Wenn er auftrat, hielten die Zuschauer den Atem an. Es war jedesmal eine schaurige Szene, zudem beherrschte er die Kräfte des Totenschädels. Die Fäden liefen bei ihm zusammen, bevor er im Finale geradewegs in einem Blitz-und Donnergewitter zur Hölle fuhr.
    Das war optisch gut herausgearbeitet worden, und man gestattete dem Zuschauer einen Blick in die Hölle, wie der Regisseur sie sich vorstellte. Liz stellte die Dusche ab, als sie mitten in der Bewegung innehielt. Etwas war anders geworden.
    Zwar hatte sie kein Geräusch vernommen, aber ein Luftzug hatte ihren Körper erfasst. Wäre Liz bereits abgetrocknet gewesen, hätte sie die schmale Kabine verlassen, so aber stellte sie sich nur auf die Zehenspitzen und schaute über die Kabinentür hinweg. Niemand war zu sehen. Es hatte kein Fremder den Duschraum betreten. Vielleicht eine Täuschung, dachte sie. Möglicherweise war es die eigene Angst gewesen, die den Schauer auf ihrem Rücken produziert
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