Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Broadway-Grusical

Broadway-Grusical

Titel: Broadway-Grusical
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
hatte. Diese Nacht war besonders schlimm. Zudem hatte sich Liz so matt gefühlt, jetzt kamen die Vorwürfe. Sie hätte mit den anderen duschen sollen und wäre längst zu Hause gewesen.
    Wieder fielen ihr die Worte des Nachtwächters ein. Er hatte sie gewissermaßen gewarnt. Möglicherweise wusste er auch mehr, und der Drang, das Theater zu verlassen, verstärkte sich immer mehr bei ihr. Sie wollte das Handtuch schnell von der Tür ziehen, doch es klappte nicht. Liz wunderte sich, zog noch einmal, aber sie bekam es nicht von der Tür weg.
    Da hielt jemand fest!
    Dieser Gedanke jagte die Angst in ihr hoch. Plötzlich zitterte die rechte Hand, sie senkte den Blick und schaute vor ihre Fußspitzen, wo sich auch die Lücke zwischen Türrand und Boden befand. Nein, da war kein Schatten zu sehen.
    Aber Liz hörte ein Geräusch. Ein Stöhnen…
    Plötzlich war die Erinnerung wieder da. Sie sah sich vor gut einem Jahr in der alten Wohnung auf dem Bett liegen und auf die Zimmertür schauen. Dahinter hatte sie damals ebenfalls dieses schreckliche Stöhnen gehört, als der Zwerg den Mord an Sugar begangen hatte. Wiederholte sich das hier?
    Sie konnte nicht anders, sie musste etwas tun, um Gewissheit zu erhalten. Deshalb überwand sie ihre innere Sperre und stieß die Schwingtür auf. Den Widerstand spürte sie, überwand ihn aber, kam frei und hörte gleichzeitig einen klatschenden Fall.
    In der offenen Tür blieb sie stehen, hatte das Holz mit der Schulter gestoppt und starrte auf die Person, die vor ihr auf dem Rücken lag und deren Gesicht schmerzverzogen war.
    Der Nightman!
    Die Tänzerin hob langsam den linken Arm und presste die Hand auf den Mund. Sie wollte nicht schreien, auch wenn die Erinnerungen sie wieder schlagartig überfielen. Genauso war es vor einem Jahr gewesen. Auch da hatte sie den Mann auf dem Rücken liegen sehen, in seinen Augen den Schrecken, und sie hatte den Blick allmählich brechen sehen. Der Nachtwächter lebte noch. Eine kleine Flamme glühte in seinem Innern. Er fachte sie an, als er sich noch einmal zusammenriss, den Mund öffnete und Worte formulierte.
    Dabei sah Liz Vacarro Blut zwischen seinen Zähnen. Es musste den Mann irgendwo am Rücken erwischt haben. »Die Hölle«, flüsterte er keuchend. »Dieses Theater ist die Hölle. Ich… ich habe es genau gewusst. Ich habe sie auch gesehen. Sie leben noch alle… die… die sieben Verschwundenen. Und sie sind hier in der Nähe. Mörder… ja, Mörder…«
    Es waren die letzten Worte des Mannes. Liz Vacarro starrte auf einen Toten!
    Sie konnte es noch gar nicht begreifen. Wie lange sie auf dem Fleck gestanden und auf den Toten geschaut hatte, wusste sie nicht. Erst als sie anfing zu frieren, wurde ihr bewusst, dass sie noch immer nackt und mit einem Toten allein war.
    »Neeeinnnn!« Es war der Schrei der Erlösung, der aus ihrem Mund hervordrang. Sie verschaffte sich dadurch selbst so etwas wie eine Befreiung, denn das zu sehen, was man ihr bot, überstieg die Kräfte des Mädchens. Sie hörte sich selbst saugend Luft holen. Ihre Augen füllten sich mit Tränen, die schließlich an den Wagen herabrannen, und sie senkte den Kopf, weil auch das Zittern in ihren Knien begann. Mit einem langen, zögernd gesetzten Schritt überstieg sie die Leiche. Auf ihrem Rücken lag ein Schauer, und wie eine Betrunkene lief sie auf die Bank zu, wo ihre Kleidertasche stand.
    Slip, Pullover, eine weiße Hose. Wie in Trance zog sie die Sachen an, ohne dabei auf den Toten zu schauen, unter dessen Rücken etwas hervorfloss, das wie Himbeersirup aussah. Aber das war es nicht… Als Liz den Reißverschluss der Hose zuzog, geschah das, was sie vor einem Jahr nicht richtig mitbekommen hatte.
    Die Leiche bewegte sich. Und das Licht fiel scharf auf den Toten, so dass sie dieses Zucken und das Zusammenziehen des Körpers genau beobachten konnte.
    Es schien ihr so, als wollte sich der Tote verkleinern, damit er die Zwergengröße erreichte.
    Das aber wollte sie nicht mehr sehen. Liz packte ihre Tasche, hängte sie um und stieß die Metalltür zu den Duschräumen auf, als sie auf der Schwelle stehen blieb, denn der vor ihr liegende Gang kam ihr plötzlich nicht mehr geheuer vor.
    Liz hatte Furcht vor dem Halbdunkel. Die Birnen der bläulich schimmernden Notbeleuchtung kamen ihr plötzlich wie kalte Augen vor, die sie unter Kontrolle halten wollten. Ja, dieses alte Theater war nicht geheuer. In seinen Wänden lauerte etwas Grausames, und es schlichen Killer durch die Keller und
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher