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Broadway-Grusical

Broadway-Grusical

Titel: Broadway-Grusical
Autoren: Jason Dark
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in die Fleet Street, sie blendete mich, so dass ich meine dunkle Brille aufsetzen musste.
    »Bist du schon informiert, John?«
    »In groben Zügen.«
    »Was hältst du von der Sache?«
    Ich schaute auf die Straße und ließ mir ein wenig Zeit mit der Antwort. Der Verkehr in der Fleet Street war mal wieder optimal. So jedenfalls bezeichneten ihn die Journalisten und Reporter. Sie wollten den Trubel, sie liebten das Brodeln des Verkehrs zwischen den Fronten der alten Häuser und den bunten Fassaden der Pubs. Viele konnten nur in dieser Atmosphäre arbeiten, das war irgendwie verständlich.
    »Ich kann es mir schlecht vorstellen, Bill. Zwerge, die killen?«
    »Klingt komisch, ich weiß.«
    »Aber nicht unwahrscheinlich«, sagte ich.
    Der Reporter hob die Schultern. »Ein Grusical am Broadway«, murmelte er, »ein Erfolg beim Publikum. Es läuft bereits über ein Jahr. Und es wird auch noch weitere Jahre laufen. Stellt sich die Frage, ob dann noch mehr Menschen ihr Leben verlieren werden.«
    »Falls wir nicht eingreifen.«
    »Du willst also fliegen?«
    »Zumindest müsste man feststellen, wie sich die einheimische Polizei zu den Taten stellt.«
    »Die Morde sind nicht aufgeklärt worden. Zeugen sprechen eben von diesen Zwergen.«
    Ich räusperte mich. »Und die Zeugen sind noch am Leben, wie ich annehme?«
    »Keine Ahnung.«
    Ich nahm einen Schluck. Irgendwie hatte ich an diesem herrlichen Sonnenmorgen nicht die rechte Lust, aufzustehen. Aber lange würde ich es an diesem Platz nicht aushalten, dafür sorgten allein die Benzingasfahnen, die durch die Straße wehten.
    Bill klopfte auf den Tisch. »Sollen wir uns um die Sache kümmern oder nicht?«
    Ich drehte mich ihm zu. »Du bist auch dabei?« fragte ich.
    »Ja.«
    »Okay, dann werden wir mal in Richtung New York düsen, falls man uns haben will.«
    »Du hast doch einen Bekannten dort?«
    »Mehrere.«
    »Und gibt es da nicht diese kleine Reporterin namens Laurie Ball, die du noch aus alten Zeiten kennst?«
    Mein Grinsen fiel breit aus. Ich umklammerte mit einer Hand das Glas.
    »Ja, die wird es noch geben. Und Laurie hat sicherlich auch gute Beziehungen zum Theater. Vielleicht kann ich in dem Stück mitspielen.«
    Bill öffnete erstaunt den Mund. »Als was denn?«
    »Als Oberzwerg, mein Lieber…«
    ***
    Die anderen waren schon gegangen, und noch immer rauschte in Liz Vacarros Ohren der Beifall nach. Das war wieder eine dieser grandiosen Vorstellungen gewesen, die das Publikum von den Sitzen gerissen hatte. Schon ein halber Wahnsinn. Beim Finale waren die Menschen aufgesprungen und hatten mitgeklatscht. An den riesengroßen Totenschädel auf der Bühne hatten sich die meisten längst gewöhnt, und auch an die schaurigen Nebelszenen, die hin und wieder vorkamen. Dwarfs hatte den Broadway längst erobert. Es lief jetzt seit einem Jahr. Und ein Ende war noch nicht abzusehen. Karten waren an der Abendkasse nie zu bekommen. Auf Monate hinaus war das Stück ausverkauft, und die Mitwirkenden konnten sich freuen. Man hatte nur hin und wieder auswechseln müssen, weil plötzlich einige Mitwirkende verschwunden waren. Der Schädel hat sie geschluckt, flüsterte man sich zu.
    Stimmte das? Liz dachte nicht darüber nach, obwohl sie es eigentlich hätte wissen müssen.
    Nie würde sie die Begegnung mit dem Zwerg vergessen, nie den Mord an Sugar, von dem nichts zurückgeblieben war.
    Sie hatte eine kleine Wohnung gefunden, und von ihrer Familie hatte sie in dem vergangenen Jahr nichts mehr gesehen. Sie wollte auch keinen Kontakt mehr haben, der Job erforderte ihre gesamte Kraft. The Show must go on…
    Dieser Spruch galt auch für die Leute des Musicals. Da konnte passieren, was wollte, sie traten auf und sorgten für Stimmung, doch in ihrem Innern sah es oft genug anders aus.
    Die Angst ging um…
    Schleichend wie Gift. Sieben von ihnen waren verschwunden. Der Schädel hat sie nicht losgelassen, hieß es, obwohl es dafür keinen Beweis gab.
    Und dann hatte man sie gesehen. Als Zwerge, so wie damals Zion Weber von Liz gesehen worden war. Zuerst hatte keiner der Zeugen darüber gesprochen, allein aus Angst, sich lächerlich zu machen. Bei einer Feier hatte dann einer den Mund aufgemacht und geredet. Und plötzlich hatten zahlreiche Menschen die Zwerge gesehen. Immer dann, wenn sie in den Schädel gestiegen waren. An gewissen Stellen hatten sie gelauert.
    Aber auch außerhalb des Theaters waren sie ihnen über den Weg gelaufen. Eine furchtbare Sache, denn es waren Menschen gestorben,
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