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Britannien-Zyklus 01 - Die Herrin vom See

Titel: Britannien-Zyklus 01 - Die Herrin vom See
Autoren: Diana L. Paxson
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in Britannien wurde die Befehlsgewalt Ambrosius’ und des Hauses Constantin nicht überall anerkannt, oder?« Abermals schaute er zu Vitalinus, und Argante besann sich, gehört zu haben, der Fürst von Glevum hätte sich Ambrosius so beharrlich widersetzt, dass beinahe ein Bürgerkrieg ausgebrochen wäre.
    »Kaiser oder Oberherr, die Bezeichnung spielt keine Rolle«, meinte Vitalinus und schob seinen Teller von sich. »Aber irgendjemand muss die oberste Befehlsgewalt ausüben. Hätte unser Volk zusammengehalten, hätte Rom uns gar nicht erst erobert.« Er hob seinen Kelch an, stellte fest, dass er leer war, und stellte ihn wieder ab. Argante bedeutete einem der Dienstburschen, um den Tisch zu gehen und ihn aufzufüllen.
    »Dem pflichte ich bei«, brummte Amlodius. »Britannien steht heute für mehr als nur die britischen Stämme, und die Pikten und Skoten bedrohen uns alle. Was nutzt es, wenn ich sie hier zurückschlage, wenn sie danach nordwärts ziehen und Euch, Coroticus, in der Feste von Dun Breatann angreifen? Wenn Wölfe eine Herde angreifen, trennen sie das schwächste Tier vom Rest und überwältigen es, aber wenn die anderen einen Verteidigungsring bilden, sind die Angreifer machtlos. Wir müssen zusammenhalten, oder sie werden uns Stück für Stück verschlingen.«
    Es war die längste Wortfolge, die sie bislang von ihm gehört hatte, dachte Argante. Am Hof oder im Lager wusste er sich unmissverständlich auszudrücken. Sie würde ihm noch beibringen müssen, dass auch Frauen zu sinnvollen Unterhaltungen fähig waren.
    »Genau was ich denke!« Dankbar musterte ihn Vitalinus.
    »Vielleicht sind solche Maßnahmen im Süden erforderlich«, warf Coroticus ein, »wo es den Männern der Stämme seit Generationen verboten ist, Waffen zu tragen. Aber die Krieger des Nordens wissen noch, wie man ein Schwert handhabt, und wir brauchen keinen Kaiser, der mehr an Steuern erhebt, als der Feind an Beute raubt!«
    Amlodius schüttelte den Kopf. »Es gibt sehr wohl starke Arme im Süden – Legionäre mit zwanzig Jahren Erfahrung, die sich nahe der alten Festungen niedergelassen haben. Sie sind zwar keine Briten, aber dies ist ihr Zuhause, und sie können ihre Fähigkeiten an die Söhne weitergeben, die sie in diesem Land gezeugt haben.«
    »Wollt Ihr danach streben, Kaiser zu werden, wenn Ambrosius stirbt?«, wollte der alte Antonius Donatus wissen.
    »Ich will es!«, antwortete Vitalinus, dessen Blick zu den anderen Männern wanderte. »Nicht Kaiser, aber doch der Erste unter den Königen. Werdet Ihr mich unterstützen?«
    Amlodius nickte. »Das werde ich, sofern Ihr meine Herrschaft hier bestätigt…« Seine Augen suchten Argante, als hätte er sich soeben seiner zweiten Quelle der Befehlsgewalt besonnen.
    »Ich wäre mit einem Bündnis einverstanden«, meinte Coroticus dazu, »aber mein Volk wurde nie vom Süden regiert und wird keinen Oberherrn anerkennen.«
    Antonius Donatus nickte zustimmend. »Aber es sind nicht die Männer des Nordens, Vitalinus, die Ihr überzeugen müsst, dass es Not tut, sich gemeinsam zu verteidigen. Wir lieben unsere Unabhängigkeit, doch der piktische Wolf heult ständig vor unseren Toren. Vielmehr müsst Ihr die Menschen des südlichen Britannien davon überzeugen, die so lange in Frieden gelebt haben, dass sie sich kaum vorstellen können, jemand würde ihnen Böses wollen.«
    »Ich werde sie überzeugen«, erwiderte Vitalinus nüchtern. »Und ich werde herrschen.«
    Amlodius erhob feierlich seinen Kelch. Schweigen setzte ein, während die anderen die eigenen Becher leerten. Dann schaute Antonius Donatus zu Argante und lachte.
    »Na, das sind ja feine Unterhaltungen für ein Hochzeitsfest! Mich wundert, dass Eure Gattin noch nicht eingeschlafen ist, während sie wartet, bis Ihr endlich auch ihr ein wenig Aufmerksamkeit schenkt.«
    »Ich versichere Euch, ich bin keineswegs müde«, widersprach Argante scharf. »Erst vor ein paar Monaten habe ich die Ruinen gesehen, welche die Skoten hinter sich zurücklassen. Wir Frauen mögen zwar nicht zum Schwert greifen, doch wir können durch das Schwert sterben. Sollten uns die Pläne, die zu unserer Verteidigung geschmiedet werden, nicht ebenso betreffen wie Euch?«
    »Holla, Ihr habt ja eine richtige Feuerstute geheiratet!«, lachte Coroticus. »Gebt Acht, dass Ihr nicht das Bett in Brand setzt!«
    Belustigt beobachtete Argante, wie Röte Amlodius’ Hals und Ohren überzog.
    Einige der anderen Gäste, die den Wortwechsel mit angehört hatten,
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