Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bring mir den Kopf vom Nikolaus - Ein Weihnachtsmaerchen

Bring mir den Kopf vom Nikolaus - Ein Weihnachtsmaerchen

Titel: Bring mir den Kopf vom Nikolaus - Ein Weihnachtsmaerchen
Autoren: Simon Borowiak
Vom Netzwerk:
wütenden Gedanken und Gefühlen gab.
    Man hatte mich betrogen. Um mein Glück betrogen.
    Ich starrte auf das harte Sofa: Links saß die betrunkene Fee, die mit törichtem Gesichtsausdruck ihr letztes Pizzaviertel in den Mund zu schieben versuchte. Rechts davon saß Bommelbammel, der mit ebenfalls törichtem Gesichtsausdruck die Hand meiner Bernadette hielt und auf sie einwisperte. Und meine Bernadette? Die saß am anderen Ende des Sofas, ließ sich das Händchen halten und trug dazu einen ebenso törichten Gesichtsausdruck.
    Ich hatte verloren.
    Die beiden wisperten.
    Herr Rudi schaute traurig von einem zum anderen.
    Ich wusste nicht, wohin mit mir.

Schließlich machten Bommel und Bernadette Anstalten, sich zu erheben: »Hast du meinen Pass gefunden?« Bernadette war zu mir jetzt auch viel herzlicher als bei der Begrüßung. Ich wägte kurz ab: Sollte ich ihn ihr ritterlich überlassen? Oder si e – ganz großer Kotzbrocke n – zappeln lassen? Ich entschied mich für die Ritterlichkeit, die Anständigkeit und den Kretinismus und überreichte Bernadette das Dokument. Sie steckte es seufzend in ihre große Handtasche, schob das Döschen von Bommel mit der Bemerkung, wie süß das von ihm sei, hinterher, und dann verabschiedete sie sich zu meinem flächendeckenden Erstaunen erst von Herrn Rudi und dann von der Fee (»Vielleicht sieht man sich ja mal wieder! « – »Du darfst nur nicht in einen teuren Stadtteil ziehen! Dann könnte das was werden!«).
    Schließlich stand sie vor mir, gab mir die Hand, sagte eine paar Sätze, an die ich mich sofort nicht mehr erinnern konnte, auch Bommel grüßte wohlerzogen. Dann waren die beiden weg.
    Sie waren weg. Tatsächlich weg!
    Ich kann bis heute nicht sagen, ob ich unhöflich zur Fee wurde oder einfach nur so depressiv wie Herr Rudi. Auf jeden Fall kann ich mich erinnern, sie mit bösen Worten gefragt zu haben, wo denn nun die wunderbare Versöhnung geblieben sei. Und dass sie als Fee ja wirklich eine große Nullnummer sei.
    Darauf mäkelte die Fee zurück: »Du hättest auch wirklich ein bisschen präziser wünschen können!«, nuschelte sie: »Du wolltest hier in deiner Wohnung eine Weihnachtsversöhnung mit Bernadette, hast aber nicht gesagt, MIT WEM sich Bernadette versöhnen soll! Immerhin habe ICH meinen Teil erledigt: Sie war hier, und sie hat sich versöhnt! Oder etwa nicht? Wie du das auch drehst und wendest: ES IST HIER HEUTE ABEND ZU EINER VERSÖHNUNG MIT BERNADETTE GEKOMMEN! Oder etwa nicht?«
    Ich war so baff ob ihrer Logik, dass mir schon wieder das Wasser in die Augen stieg. Ich drehte mich um und rauschte in die Küche, um mich dort meinen Gefühlen hingeben zu können. Die Fee kam mir nach, und ich wollte schon zu Beleidigungen aller Art ansetzen, aber sie ging an der Küche vorbei ins Badezimmer. Erneut erst das erleichterte Stöhnen, dann die Wasserspülung. Die Badezimmertür öffnete sich, und dann trat die Fee tatsächlich zu mir in die Küche. Wo ich stand und stumpf auf meine schön dekorierte Bernadette-Platte sah.
    Die Fee räusperte sich: »Ich weiß ja, dass da was schief gelaufen ist. Tut mir leid, echt! Aber DU wolltest bloß eine Versöhnung, Bernadette dagegen hat sich gewünscht, dass IHRE Versöhnung mit DIESEM Kerl stattfindet. Das musste ja so kommen. Da hatte ich keinen Einfluss drauf. Aber weißt du was? Du bist so ein guter Kerl, dass du eine Belohnung verdient hast.«
    Ich sagte nur stoisch: »Haha.«
    »Dochdoch«, sagte die Fee, »ich werde in Anbetracht dessen, was heute Abend alles vorgefallen is t – ich werde dir zwei Blankoschecks dalassen!«
    Es dauerte. Bis ich begriff. Die Fee sagte nun feierlich, dass sie das zwar eigentlich nicht dürfe, bei mir aber eine Ausnahme machen könne. Denn sie ginge davon aus, dass ich schon keinen Unfug mit den Blankopapieren anstellen würde. »Nicht wahr, Herr Rudi?«
    Herr Rudi schaute mich wieder merkwürdig brüderlich an und nickte.
    Ein letztes Mal legte die Fee Coupons auf den Boden, ein letztes Mal stempelte das Rentier sie ab, und dann verabschiedeten sich die beiden; die Fee drückte mir die Hand und sagte: »Frohes Fest! Und danke noch mal!«
    Dann waren sie im Flur, und ich hörte sie die Treppe hinunterklappern. Herrn Rudis lustige Hufe und der betrunken-unstete Schritt der Fee. Ich nahm meine Coupons und setzte mich auf das harte Sofa.
    Na prima.
    Erst allmählich schwante mir, was ich da in Händen hielt.
    Ich begann zu grinsen.
    Diesmal würde ich wunschtechnisch überpräzise
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher