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Bring mir den Kopf vom Nikolaus - Ein Weihnachtsmaerchen

Bring mir den Kopf vom Nikolaus - Ein Weihnachtsmaerchen

Titel: Bring mir den Kopf vom Nikolaus - Ein Weihnachtsmaerchen
Autoren: Simon Borowiak
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das Rentie r – ist ihr Helfershelfer! Die beiden erfüllen Wünsche und haben mir versichert, dass du heute Abend herkommen würdest! Weil ich es mir gewünscht habe!«
    Das waren wirklich unglaubliche Ausführungen von einem Menschen, den man der Unromantik geziehen hatte! Jetzt musste sie doch hellhörig werden und mich in einem anderen Licht sehen! Wenn ein böser Rationalist wie ich plötzlich von Feen daherschwafelt e – das konnte doch nicht spurlos an einer Romantikerin wie ihr vorübergehen!
    Bernadette sah mich so an, wie jeder normale Mensch auf solche Aussagen reagieren würde: Als zöge sie in Erwägung, den Notarzt zu rufen.
    In meiner Not deutete ich auf das festliche Menü: »Willst du nicht erst mal einen Happen essen? Sieh mal: Alles deine Leibgerichte!«
    Bernadette zischte: »Ich will nichts essen, ich will meinen Pass! Und dann weg aus diesem Irrenhaus!«
    Ich sah meine Felle davonschwimmen: »Aber du kannst doch wenigstens im Wohnzimmer warten, während ich deinen Pass suche. Und wenn du mir nicht glaubs t – dann nimm die beiden da drinnen einfach als eine etwas merkwürdige Weihnachtsgeschichte.«
    Sie starrte mich noch immer an.
    Ich ging zum Angriff über:
    »Ja, macht es dich denn überhaupt nicht stutzig, dass ich ein Rentier in der Wohnung habe? Denkst du, das habe ich erfunden, dieses Rentier? Oder angelockt? Also quas i – gewildert? Nein, das ist ein echtes Weihnachtsren! Es war auf einer echten Rentierschule, und wenn es groß ist, will es unbedingt den Schlitten vom Weihnachtsmann ziehen!«
    Meine Bernadette geriet ins Wanken, das merkte ich ganz genau. Vielleicht war jetzt Phase IV der Versöhnung angebrochen?
    Meine Bernadette hat nämlich zwei Seiten: Eine leicht wissenschaftliche und eine äußerst emotionale. Und eigentlich mussten alle beiden Seiten von unserer Situation angesprochen sein. Das Rentier wäre für die leicht wissenschaftliche Seite zuständig, die Fee für die emotionale. Denn Bernadette is t – egal, wie konsequent sie auch agieren kan n – eine erstaunlich wankelmütige Person. Immer wieder gewillt, sich umstimmen zu lassen.
    Bloß in meinem Fall war sie hart geblieben. Weiß Gott, warum.
    Sie sah mich weiterhin so an, als würde sie gleich einen Notarzt rufen.
    »Okay«, sagte ich, »setz dich einfach kurz rein.«
    »Du bist s o …« Und Bernadette machte sich tatsächlich auf den Weg ins Wohnzimmer, ohne näher zu erklären, was ich s o …
    Wenn ich bedachte, wie träumerisch Bernadettes Blick auf die Welt sein konnte, müsste sich eigentlich einiges zwischen ihr und der Fee und Herrn Rudi ergeben! Und ich würde sehr langsam suchen, denn Ordnung ist eh nicht meine Stärke. Auch Bernadette weiß, welch gespaltenes Verhältnis ich zu Ordnung habe; deswegen würde sie sich nicht wundern, wenn es etwas länger dauerte.
    Ha!
    Dies musste also das Zeitfenster für unsere Wiedervereinigung sein!
    Mit anderen Worten: Jetzt ruhig Blut bewahren und gaaaanz laaangsaam machen!

    Als ich das Wohnzimmer betrat, bot sich mir ein undramatisches Bild. Herr Rud i – wie gehab t – dicht an meiner Tanne. Die Fe e – mit den letzten Tropfen Barol o – an dem einen Ende des brettharten Sofas sitzend, in gebührendem Abstand, am anderen Ende des Sofas, meine Bernadette.
    Und während ich so tat, als durchwühlte ich meinen Schreibtisch, entspann sich zwischen den beiden Frauen eine Art Gespräch. Ich betrachtete aus den Augenwinkeln meine Bernadette und dachte: Ob dieser verdammte Bommerlunder überhaupt weiß, was für einen Schatz er da in Händen hält? Allein der Gedanke an die unwürdigen Hände Bommelbammels, die meine Bernadette berühren durften, machte mich von Null auf Hundert so wütend, dass ic h … ich hätt e …
    Ich machte aber nichts, tat so, als würde ich noch immer suchen (obwohl ich den Pass bereits nach drei Minuten gefunden hatte) und lauschte den beiden Frauen.
    Und wartete auf meinen Einsatz. Meinen Einsatz als »alles-verzeihender-und-die-Ex-wieder-zurücknehmender-Held«.
    Die Fee (die fast leere Barolo-Flasche hochhaltend): »Möchtest du auch ein Glas?«
    Bernadette: »Nur, wenn das hier länger dauert.«
    Die Fee (kichernd): »Ich wette, es wird länger dauern.«
    Herr Rudi knabberte schon wieder; es war einer der letzten Zweige meiner Tanne; nur ein paar Strohsterne baumelten einsam, und zwei rote Kerzen standen noch auf ihrem Platz, die restlichen waren zu Boden gegangen. Bernadette betrachtete ihn fasziniert.
    Dann wandte sie sich
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