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bright darkness - strahlende Dunkelheit (German Edition)

bright darkness - strahlende Dunkelheit (German Edition)

Titel: bright darkness - strahlende Dunkelheit (German Edition)
Autoren: Kalea Thalanys
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extrovertierter aufzutreten. Mutig wagte ich einen direkten Blick auf meinen neuen Klassenkollegen Jeremy. Er trug nur ein kurzärmeliges T-Shirt unter seiner Jacke, obwohl es draußen eisig war, hatte schwarze kurze glatte frech-durcheinander gestylte Haare, smaragdgrüne Augen, seine Haut war blass, fast durchscheinend, und er hatte dunkle tiefe Ringe unter den Augen, als ob er mindestens zwei Nächte nicht geschlafen hätte. Ob seine Haut wegen seiner dunklen Haare so blass wirkte? Trotz seiner dunkelvioletten Ringe unter den Augen wirkte er gleichzeitig wunderschön und hellwach. Als ob ihm nichts entgehen würde. Er blickte einmal kurz zu mir und ich senkte sofort schüchtern meinen Blick. Ich musste mich anstrengen den Kopf nicht zu heben, versteifte meinen Körper und lauschte seiner weichen melodischen Stimme, die irgendwie eine anziehende Wirkung auf mich hatte. Er schaute älter aus als die anderen unseres Jahrgangs und seine Stimme war wie ein Lied, das zum Träumen einlud. Verwirrt konzentrierte ich mich wieder auf den Unterricht und freute mich auf Englisch mit Velisa. Es war angenehm, nicht ganz auf sich allein gestellt zu sein, obwohl ich manchmal ganz gern allein war. Leider war ich mit der Situation in der neuen Schule restlos überfordert. Ein markerschütterndes Läuten kündigte das Ende der Stunde an. Ich packte meine Sachen in den Rucksack und erspähte im Augenwinkel Jeremy Platt. Er erhob sich direkt graziös. Seine Schultasche warf er federleicht über die Schulter, als wäre sie nicht schwerer als ein leerer Stoffsack. In fließenden Bewegungen verließ er schnurstracks den Raum und hinterließ einen blumigen in der Nase wohltuenden Duft. Ich fragte mich, welches Parfum er wohl benutzte.
    „Hi, Sarah, hier sind wir!“, rief Velisa in der Tür.
    Andächtig folgte ich ihr den Flur entlang bis zur Englischklasse. Ich stellte mich wie vor jeder Stunde bei meiner neuen Lehrerin vor. Sie ersparte mir eine Selbstpräsentation. Während sie meine Daten in ihrem Klassenbuch notierte, sah ich mich nach einem freien Platz um. Velisa unterhielt sich mit einem Jungen, der links neben ihr saß. Was sie ihm sagte, gefiel ihm anscheinend nicht, denn er machte ein müdes Gesicht, sah mich gelangweilt mit hochgezogener Augenbraue an, stand auf und wechselte an einen anderen Tisch eine Reihe nach hinten. Sein Gesicht war ebenso blass und fahl wie Jeremys. Er hatte dunkelblonde mittellange Haare, die ihm etwas ins Gesicht hingen. Mein Blick blieb hypnotisch an ihm hängen. Als Mrs. Miller mit ihren Notizen fertig war, sprach sie mich mit vollem Namen an und riss mich aus meiner Trance. Sie forderte mich auf Platz zu nehmen. Velisa lächelte und wies mich an den nun freien Tisch links von ihr. Jason   saß eine Reihe vor Velisa. Hat sie nun wirklich meinetwegen den Jungen gebeten den Platz zu wechseln? Es sah ganz so aus, aber mein schlechtes Gewissen dem Jungen gegenüber trübte meine Freude darüber keineswegs.
    „Was hast du zu dem Jungen gesagt?“, fragte ich Velisa neugierig und leise genug, um den Unterricht nicht zu stören.
    „Ich hab‘ ihn gebeten den Platz zu wechseln, damit du neben mir sitzen kannst.“
    „Ist er jetzt sauer?“
    „Nein, William Adams ist ganz okay. Es nervt ihn nur, weil er nun in Emily’s Nähe sitzt. Emily ist die mit den langen dunkelblonden Haaren, hellbraunen Augen und arroganter Miene. Angeblich will sie was von ihm, aber er lässt sie andauernd abblitzen.“
    „Oh, aber sie ist wunderschön.“
    „Ja, und jeder andere Junge wäre froh über ihre Aufmerksamkeit. Aber William hatte bis jetzt keine Freundin soweit ich weiß. Er hängt immer mit Jeremy rum.“
    „Jeremy Platt?“
    „Ja, kennst du ihn?“
    „Er ist in meinem Biologiekurs. Sind die beiden etwa …?“ Ich beendete den Satz nicht, stattdessen zog ich fragend die Augenbrauen hoch, um zu verdeutlichen was ich meinte.
    „Schwul?“, hinterfragte Velisa und ich nickte.
    „Nein, ich glaube nicht.“
    Als ich mich umsah und einen Blick zu William wagte, trafen sich unsere Blicke. Ich lächelte kurz verlegen und wollte so meinen Dank auszudrücken, aber ich wusste nicht, ob er es richtig deuten würde.
    Aus der Nähe betrachtet war er schlank und hatte genauso dunkle Augenringe wie Jeremy. Irgendwie hatte er Ähnlichkeit mit ihm. Ob sie verwandt waren? Sein Gesicht war kantig, männlich. Er wirkte vertrauenswürdig und bedrohlich zugleich. Sein Blick zog mich magnetisch an, diese großen tiefsinnigen
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