Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Brigade Dirlewanger

Brigade Dirlewanger

Titel: Brigade Dirlewanger
Autoren: Will Berthold
Vom Netzwerk:
beflissen den Befehl.
    »Der Rest des Zugs schwärmt nach links aus«, ruft Vonwegh nach der anderen Seite. »Zwanzig Meter Abstand halten! Alles klar?«
    Fleischmann starrt noch immer in den Schnee. Er hat Angst vor vorne und Angst vor hinten. So oder so wird er verheizt werden. Jetzt begreift auch endlich der Gorilla. »Wahnsinn!« schreit er. »Ich bin doch nicht verrückt!«
    »Kirchwein«, ruft Vonwegh dem Epileptiker zu, »Sie sind mir verantwortlich, daß am linken Flügel alles klappt!«
    »Jawohl«, entgegnet Kirchwein erschrocken.
    »Du hinterhältige Sau!« flucht Kortetzky.
    Vonwegh nimmt die MP von der Schulter. »Fleischmann«, sagt er in gleichgültigem Ton, »ich gebe Ihnen eine Chance …« Er reicht ihm die Waffe. »Sie treiben Kortetzky vor sich her … Wenn er nicht läuft, legen Sie ihn um … Das ist ein Befehl!«
    »Jawohl.« Fleischmann ist zwar noch nicht aus dem Schneider, aber schon ein Stückchen weiter hinten.
    »Geh doch selbst voraus, du feiger Hund!« brüllt der Gorilla.
    »Los jetzt!« befiehlt der Zugführer.
    Kortetzky zögert. Sein Hintermann legt auf ihn an. Vonwegh nickt. Der Gorilla erhebt sich langsam aus der Deckung. Ein Fußtritt Vonweghs schickt ihn auf die Reise.
    Die beiden kommen schnell voran. Die anderen folgen ihnen. Der Durchbruch scheint zu klappen wie geplant. Entweder haben sich die Partisanen schon zurückgezogen, oder sie warten jetzt auf kürzere Schußdistanz. Fünfzig, sechzig Meter schafft Kortetzky. Fleischmann treibt ihn wie ein Tier vor sich her.
    »Los!« brüllt der Zugführer Kirchwein zu.
    Während jetzt auch der linke Flügel fluchend, robbend, kriechend, springend ausschwärmt, stößt sich Vonwegh aus der Deckung ab, wuchtet, so schnell er kann, nach hinten, richtet sich auf, geht im weiten Bogen nach rechts, auf der Suche nach Petrat.
    Da fallen vorne die ersten Schüsse. Das MG erwidert das Feuer. Vonwegh verschwendet keinen Blick an die Kampfsituation. Sein Haufen kommt sicher durch. Fraglich bleibt nur, wie viele dabei draufgehen. Seine Schätzung schwankt zwischen vier und neun. Die genaue Zahl spielt keine Rolle, denkt der Zugführer sarkastisch, ein Dirlewanger kostet nicht mehr als einen Schuß Pulver, einen Hanfstrick oder eine zertretene Gehirnschale …
    Hier, überlegt Vonwegh. Er sieht die Mulde schon von weitem. Hier muß Petrat auf mich lauern, wenn er einen Funken Verstand hat; nach vorne, Richtung Feind, schützt ihn ein schneebedeckter Busch, das Gelände nach links ist leicht abfallend. Petrat nimmt sicher an, überlegt er weiter, daß ich als letzter meinen Leuten folge, um sie anzutreiben …
    Er geht weiter, fünf Schritte, acht Schritte. Er stellt dabei automatisch fest, daß das MG wieder schießt und daß seine Leute vorankommen. Die Schreie und Flüche sind schon entfernter.
    Ein paar Schritte noch, und Vonwegh stößt auf Petrat. Der Kerl mit der niedrigen, fliehenden Stirn starrt stur nach links, wo er den Zugführer zuletzt sah.
    »Warten Sie auf mich?« fragt Vonwegh.
    Petrat erschrickt, fährt herum, reagiert unverzüglich, springt hoch, das Gewehr im Anschlag, den Lauf auf den verhaßten Zugführer gerichtet …
    Heute wirkt das Waldlager wie ein Winterparadies. Die Schornsteine tragen bizarre Schneehüte. Dicke Winterdecken machen die Baracken niedlich, beinahe idyllisch. Die Lagergassen sind leer.
    Links vom Schloß liegen die Stehbunker, rechts davon die Räucherkammer. Beides hat der Standartenführer erfunden; links wird geprügelt und rechts geselcht. Je nach Laune und Bedarf. Die Sonne spielt mit dem Licht, Oskar Dirlewanger mit der Macht.
    Er kommt jetzt aus der Datscha. Die Art, wie er durch das Lager stapft, gewollt aufrecht, Hände in den Hosentaschen, mit lässigen Schritten, läßt keinen Zweifel zu, daß er in dieser Hölle Hausherr ist.
    Der Standartenführer hört Stimmen hinter dem Holzstoß, lächelt und nickt. Er geht langsam an die Männer heran, schleicht sich in ihre Rücken. Sie sehen ihn nicht. Ein ausgemergelter B-Soldat kaut auf rohen Kartoffelschalen herum. Er hebt den Kopf und schnuppert. Aus der Küche der Datscha kommt appetitlicher Bratenduft.
    »Im Schloß gibt's was Besseres«, sagt er mürrisch, »alles geklaut …«
    »War' mir wurscht«, antwortet der zweite, zieht die Luft ein und setzt sehnsüchtig hinzu: »Entenbraten.« Jetzt erkennt er den Standartenführer, springt auf, steht stramm und meldet: »B-Soldat Haubach und ein Mann beim …«
    »Faulenzen« unterbricht ihn
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher