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Brigade Dirlewanger

Brigade Dirlewanger

Titel: Brigade Dirlewanger
Autoren: Will Berthold
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aber schließlich klappt es. Dirlewanger bereitet gerade seine eigene Flucht vor. Er flucht und brüllt: »Stellen Sie diesen Vonwegh an die Wand! Legen Sie seine ganze Bande um!«
    »Jawohl«, dienert Müller-Würzbach.
    Dirlewanger ist schwer zu verstehen, er hat den bei ihm üblichen Pegelstand des Alkohols erreicht. »Sie haften mir mit Ihrem Kopf dafür, daß keiner dieser Meuterer davonkommt – nicht ein einziger«, schreit er und legt auf.
    Müller-Würzbach führt zwei Kompanien. Sie liegen rechts von Vonweghs Stellung.
    Der SS-Hauptsturmführer grinst. Ganz klar folgert er: Also werden die Burschen versuchen, nach links abzuhauen.
    Heimlich gruppiert er seine Leute um und schneidet so der ahnungslosen Kompanie Vonwegh den Weg zu den Russen ab.
    Der Morgen graut. Die Dämmerung hält sich lange. Der Tag gähnt ungewaschen.
    Irgendwo, sehr weit weg, schießt ein deutsches MG 42, sonst herrscht Waffenruhe.
    Vonwegh sieht auf die Uhr. Kordt, der Junge, betrachtet ihn schweigend, fängt das Nicken auf, winkt ein paar Leuten zu.
    Dreißig, vierzig springen aus dem Graben.
    Die Sache ist inszeniert. Einer meldet Vonwegh die Flucht, und er läßt die Überläufer beschießen. An den MGs liegen zuverlässige Leute, die dafür sorgen, daß keine Kugel trifft. Unter Ausnutzung der Verwirrung will sich dann der Kompanieführer selbst mit dem Rest seiner Leute durchschlagen.
    Vonwegh ist ruhig wie immer. Es scheint zu klappen, stellt er sachlich fest.
    Plötzlich erschrickt er. Von links kommt ein konzentrierter, gezielter Feuerstoß. Die Verwirrung ist perfekt. Die Männer um Kordt hauen sich auf die Erde, aber die meisten von ihnen liegen wie auf dem Präsentierteller und werden einzeln abgeschossen.
    Plötzlich kommt Hauptsturmführer Müller-Würzbach auf Vonwegh zu. Hinter ihm Burggendarmen, die er sich nach Dirlewangers Rezept zugelegt hat. Sie tragen MPs im Anschlag. Vonwegh begreift sofort. Er blinzelt Kortetzky, dem Gorilla, zu, der das Signal weitergibt.
    »Sie sind verhaftet, Vonwegh«, sagt der Hauptsturmführer. »Hände hoch!«
    Der Kompaniechef lächelt beinahe melancholisch. In der nächsten Sekunde hat Kortetzky das Maschinengewehr herumgerissen und schießt die Leibwache des Hauptsturmführers zusammen. Müller-Würzbach fällt um wie ein Klotz.
    »Los!« brüllt Vonwegh. Sie folgen ihm, einer hinter dem anderen, hasten nach vorn.
    »Hierher, Kordt«, ruft Vonwegh.
    Der Junge begreift sofort: Nichts zu machen links. Sie müssen sich nach rechts durchschlagen.
    Es geht schnell, aber es dauert dennoch viel zu lange.
    An die hundert B-Soldaten hasten durch das Niemandsland, beschossen von den eigenen Leuten und jetzt auch von den Russen, die eine Falle fürchten, da sie nicht wissen, daß Vonwegh sich entgegen der Absprache nach rechts durchschlagen muß.
    »Los!« faucht er seine Leute an, reißt einen hoch, der schlappmachen will, läßt einen Verwundeten mitschleppen, ist jetzt das Schlusslicht, weil er immer zuerst an die anderen denkt.
    Noch hundertfünfzig Meter bis zum Ziel. Der Weg hierher war weit, aber die letzte Strecke ist die schwerste.
    Während Vonweghs Kompanie um das bloße Leben kämpft, erfüllt sich auch das Schicksal der restlichen Sonderbrigade.
    Dirlewanger flieht nach einem nächtlichen Saufgelage mit einem Fieseler Storch aus dem Kessel um Berlin.
    Weise, jetzt SS-Standartenführer, und seine Trabanten schlagen sich in Zivil zur Elbe durch, wo sich ihre Spur verliert.
    Das Gros der Kriminellen steht östlich von Berlin. Noch einmal werden die B-Soldaten rücksichtslos in die verlorene Schlacht getrieben, von Standgerichten gehängt oder von den Russen gejagt wie tollwütige Hunde.
    Während die Mordbrigade bis zum letzten Mann aufgerieben wird, trägt der SS-Oberführer bereits Zivil und taucht in den Wirren des Zusammenbruchs unter – bis er in Altshausen, einem idyllischen Schwabenstädtchen, von den Franzosen gefaßt wird. Dann verliert sich auch seine Spur. Wahrscheinlich lebt er heute im Nahen Osten, dem Dorado für prominente Ex-Nazis, Kriegsverbrecher und Antisemiten …
    Vonwegh geht es nur noch darum, daß seine Leute durchkommen.
    Kirchwein bleibt liegen. Vonwegh beugt sich über ihn. Der Epileptiker ist tot.
    Vonwegh nickt, richtet sich auf. Diese Idioten, denkt er und sieht zu den Russen hinüber, deren Feuer jetzt stärker und stärker wird.
    Vonwegh springt hoch, hält die hohlen Hände vor den Mund und brüllt auf russisch: »Nicht schießen! Nicht
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