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Brigade Dirlewanger

Brigade Dirlewanger

Titel: Brigade Dirlewanger
Autoren: Will Berthold
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Dirlewanger.
    Die beiden stehen da, blaß, verloren, leer. Sie wissen, daß das Gespräch ihr Todesurteil sein kann.
    »Sie müssen sich beschweren …«, sagt Dirlewanger zu dem ungesund aufgeschwemmten Haubach, »sind ja ganz schön vollgefressen …« Er winkt einen Burggendarmen herbei und sagt: »Halten Sie die Namen fest.« Dann geht er weiter, dreht sich noch einmal um, sieht ihr Entsetzen, nickt und schnarrt: »Weitermachen!«
    Dirlewanger erreicht die Räucherkammer, vor der ein Posten steht, der melden will. Er winkt ab und hält den Finger an den Mund. Fast lautlos betritt er den Raum. Aumeier, sein Günstling, schnarcht fett, satt und zufrieden auf der Holzbank. Sein Chef stößt ihn mit der Stiefelspitze wach.
    Schlaftrunken springt der bullige Oberbayer hoch und baut Männchen.
    Der Standartenführer geht auf einen Holzbottich zu. »Was ist denn das?« fragt er.
    »A neue G'schicht'«, erwidert der gelernte Schwarzschlächter, »i will 's Selch'n mal mit Salpeter probier'n.«
    »Wieso?« fragt Dirlewanger.
    »Is net so scharf wie 's Salzfleisch … a alt's Rezept von mei'm Großvater no' …«
    »Mann … und wenn's daneben geht?«
    »Verlassen S' Ihnen drauf, Standartenführer, beim Aumeier Pepperl geht nix schief …«
    »Meinen Sie?« sagt der Mann mit der Krähenvisage und lächelt hintergründig. »Und in Kiew?« fragt er dann.
    Der Untersetzte schüttelt den Kopf. Dann blinzelt er verschlagen. Wir zwei kennen uns doch, heißt das, wir nehmen uns doch, was wir brauchen, davon leben wir, und gar nicht schlecht, oder?
    »Na, ja«, beginnt Aumeier dann vorsichtig, »so a Mollerte, Standartenführer, mit g'fuchserte Haar' … i bin doch a bloß a Mensch …«
    Der Standartenführer nickt zustimmend. »Aufgefallen«, sagt er dann scharf, »du weißt, was das heißt … Der Zwischenfall wurde an den Reichsführer SS gemeldet … Pech gehabt.«
    Aumeier senkt den Kopf. Vor sechs Wochen wurde er in Kiew von der Wehrmachtsstreife gefaßt und in den Bau gesteckt. Die Meldung der versuchten Vergewaltigung ging auf dem Dienstweg weiter. Aber schon nach drei Tagen hatte seine Einheit den triebhaften Rohling wieder angefordert. Und Aumeier hielt damit seine Tat für erledigt. Was soll ihm schon passieren?
    »Räum deinen Laden zusammen«, sagt Dirlewanger abschließend. Er reicht seinem Günstling eine Zigarette. »Muß dich leider heute Abend erschießen lassen.«
    Aumeier lacht wie ein Dorfdepp. Ein Witz. Eine Gaudi!
    »Um so besser für dich«, entgegnet der Chef der Mordbrigade, »wenn du's nicht glaubst …«
    Der primitive Günstling schüttelt sich noch immer wie im Krampf. Aber sein Gelächter klingt jetzt blechern. Die Angst schwingt mit. Langsam tastet sich sein Blick zum Gesicht Dirlewangers durch. »Standartenführer«, keucht er, »das ist doch nicht …«
    Dirlewanger wendet sich zum Gehen.
    »Das darf doch …«, brüllt ihm Aumeier nach. Seine Stimme wird zum Diskant, überschlägt sich, steigt an nach oben, bis ihn der Posten vor dem Haus gleichgültig mit dem Gewehrkolben zur Raison bringt.
    Jetzt hat Dirlewanger die Stehbunker erreicht. Der Kapo stürzt auf die Lagergasse und haspelt seine Meldung herunter.
    »Was«, fragt der Chef gereizt, »siebenundzwanzig Häftlinge? Drückeberger, was?«
    »Elf sind zum Tod verurteilt«, entgegnet der Wachmann.
    »Und die anderen? Sperren Sie sie gefälligst nach dem Einsatz ein!«
    »Die können nicht gehen«, antwortet der Aufseher grinsend, »die haben Beine wie Elefanten.«
    »Ich mach' sie gesund!« erwidert der Standartenführer. »Blitzheilung!«
    Er läßt sich die erste Zelle aufsperren. Kordt, der Junge, fällt vornüber, schlägt lang auf, ohne den Sturz mit der Hand zu bremsen.
    »Der ist ja ganz schön fertig«, sagt Dirlewanger, wieder versöhnt.
    »Der andere auch«, versetzt der Kapo. Aber er braucht den rundlichen Müller mit der Nickelbrille nicht mehr vorzuführen, denn Dirlewanger ist weitergegangen.
    »Noch keine Meldung von Oscha Weise?« fragt er einen Burggendarmen.
    »Nein, Standartenführer.«
    »Mist, beschissener«, flucht Dirlewanger. Dann geht er zu Tisch. Heute hat er nur fünf Gäste. Ein paar seiner Günstlinge sind im Einsatz. Das Essen ist vorzüglich, aber Aumeier schlägt sich ihm schwer auf den Magen. Was soll er tun? Den Befehl muß er ausführen. Er trinkt lustlos, aber der Alkohol wirkt trotzdem.
    Der Anführer seiner Burggendarmen stellt sich neben ihm auf. Er deutet auf einen Zettel mit zwei Namen
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