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Breathe - Gefangen unter Glas: Roman (German Edition)

Breathe - Gefangen unter Glas: Roman (German Edition)

Titel: Breathe - Gefangen unter Glas: Roman (German Edition)
Autoren: Sarah Crossan
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lief zur Schule zurück, holte das Zeug, lieferte es bei mir ab und beeilte sich dann, rechtzeitig zum Abendessen wieder zu Hause zu sein.
    »Wenn ich ein Junge wäre, würdest du so was nicht sagen«, beklage ich mich bei meiner Mutter. Ihre Hartnäckigkeit und Ahnungslosigkeit nerven mich und machen mich traurig. Wie verzweifelt muss sie sein, dass sie mich so bedrängt?
    Wir bleiben unter einer Laterne stehen, wo ich jede Falte in ihrem Gesicht und jede geplatzte Ader in ihren Augen erkennen kann, und sofort ist mein Ärger verflogen. Wie kann ich ihr, die so alt und müde aussieht und so hart arbeitet, damit ich Luft zum Atmen habe, auch nur eine Sekunde böse sein?
    »Wenn du ein Junge wärest, würde ich mir dasselbewünschen: dass du eine reiche Frau heiratest. Dann könntest du rennen und klettern und küssen und tun, was dir Spaß macht, ohne dich andauernd bremsen zu müssen. Ich wünsche dir, dass du all das haben kannst, was mir versagt blieb. Quinn sieht gut aus, er ist klug und … er ist reich. Du kannst dich in einen Reichen oder in einen Armen verlieben. Warum also nicht in einen Premium, hm?«
    Ich hätte am liebsten geschrien: Aber das tue ich doch! Ich liebe einen Premium! Und zwar, weil er mir guttut. Und es ist mir völlig schnuppe, wie reich er ist. Und wenn er ein bettelarmer Second wäre, wäre es genauso wunderbar.
    Doch stattdessen sage ich nur: »Ich bin gerade mal sechzehn, Mom.«
    »Und in zwei Jahren bist du achtzehn und ich neunundvierzig und dein Dad fünfzig. Denk mal darüber nach.«
    Denk mal darüber nach? Ich denke schon mein ganzes Leben über Quinn Caffrey nach, eben weil er mir so guttut. Aber es spielt überhaupt keine Rolle, wie sehr ich über ihn nachdenke und wie sehr ich ihn will; denn es ist nun einmal so, dass er mich nicht will. Er will keinen empfindsamen, introvertierten Bücherwurm.
    »All diese Gefühle, die du dir ausmalst, die hat Quinn gar nicht für mich«, höre ich mich da plötzlich sagen, klar und eindeutig. Ich habe das noch nie laut ausgesprochen und deshalb kommen mir auch fast die Tränen. Ich schaue meine Mutter an.
    »Ist das wirklich wahr?«, fragt sie.
    In diesem Moment vibriert mein Pad. Eine Nachricht von Quinn: Ich dachte, wir treffen uns noch auf einen Erdbeershake nach der Schule? Alles klar bei dir?
    »Denk mal darüber nach«, wiederholt meine Mutter.

QUINN
    Die Warteschlange für die Impfung reicht vom Schwesternzimmer bis hinter die verdammte Turnhalle. Ich sterbe vor Hunger, weil ich eigentlich Mittagspause habe, aber um diese Zeit ist die Schlange am kürzesten, also stehe ich an und warte auf den Nadelpiks. Nicht, dass ich scharf drauf wäre. Ich hasse Spritzen. Aber durch die Schullautsprecher tönen stündlich Ermahnungen, die Impfung nicht zu vergessen, also bringt man es am besten einfach hinter sich.
    Ich warte schon zwanzig Minuten und vertreibe mir die Zeit damit, Formeln für den Physiktest zu wiederholen, als Riley und Ferris angeschlendert kommen und sich zu mir stellen.
    »Danke, Mann, dass du uns Plätze frei gehalten hast«, sagt Riley.
    »Ja, echt nett von dir, Kumpel«, pflichtet Ferris bei.
    Ich drehe mich um und blicke in die Runde. Ringsum bitterböse Blicke der Mitschüler. Klar, kann man ihnen nicht verübeln.
    »Jungs, stellt euch hinten an.« Ich zeige den Ganghinunter, wo das Ende der Schlange nur zu erahnen ist.
    Aber Ferris grunzt einfach und quetscht sich an der Wand entlang, bis er vor mir in der Reihe steht. Riley tut es ihm nach. Da die Schüler hinter uns deutlich jünger sind, trauen sie sich nicht, aufzumucken, sondern begnügen sich mit leisem Tuscheln.
    »Kommste nach der Schule mit Fußball spielen?«, fragt Riley und knufft mich gegen die Brust.
    »Hey, pass auf!«, knurre ich und schubse ihn zurück.
    »Aber wir brauchen ’nen Torwart.«
    »Und du stehst doch total aufs Bällehalten, oder?«, grinst Ferris. Ich verdrehe die Augen, hole mein Pad hervor und scrolle zu den Lernzielkontrollen.
    »Geht nicht«, sage ich. »Mein Alter hat über meine Noten gemeckert.«
    Ferris und Riley schielen auf meinen Bildschirm.
    »Öhm«, macht Riley.
    Ferris lacht. »Tja, Quinn, musst deinem Alten halt sagen, dass man nicht alles haben kann: gutes Aussehen, Geld, Grips in der Birne. Irgendwo lost man ab.«
    Am liebsten würde ich Ferris sagen, dass Zweien und Dreien schreiben nicht gerade »ablosen« ist und dass ich ohne das Genörgel meines Vaters eigentlich ganz zufrieden wär mit meinen Noten. Jedenfalls sind
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