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Breathe - Gefangen unter Glas: Roman (German Edition)

Breathe - Gefangen unter Glas: Roman (German Edition)

Titel: Breathe - Gefangen unter Glas: Roman (German Edition)
Autoren: Sarah Crossan
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sie allemal besser als seine. Aber Riley und Ferris sind bereits in irgendwelche Spiele auf ihren Pads vertieft – es braucht nicht viel, um sie abzulenken.
    Plötzlich fasst mich jemand am Arm, und als ich aufblicke, steht da das mit Abstand schönste Mädchen, dasich je gesehen habe. Keine Übertreibung, echt nicht. Sie hat große grüne Augen, aus denen die Wut nur so heraussprüht, und ihre langen Haare sind total zerzaust. Sie sieht aus, als wolle sie mich gleich verprügeln. Ich lächle sie an.
    »Sag mal, geht’s noch? Ich stehe mir hier die Beine in den Bauch, und deine zwei kleinen Kumpels kommen einfach angeschlendert und mogeln sich vor?«, faucht sie.
    Riley und Ferris haben ihre Ohrstöpsel drin und kriegen nichts mit. Ich hingegen habe jedes Wort verstanden, antworte aber trotzdem nicht, denn mir hat’s komplett die Sprache verschlagen. Was mir sonst eigentlich nie passiert.
    »Hallo? Jemand da?« Sie wedelt mit ihrer Hand vor meinem Gesicht herum, doch ich starre sie nur weiter an. Immerhin schaffe ich es, meinen Mund zu schließen. Als ihr klar wird, dass von mir nichts kommt, packt sie Ferris am Ellbogen und ruft: »Los, stellt euch hinten an!«
    »Was willste?«, zischt er, dreht sich halb um und wurstelt seine Stöpsel raus.
    »Da hinten ist das Ende der Schlange!«
    »Sagt wer? Du?« Er lacht. Auch Riley dreht sich jetzt um und nimmt seine Stöpsel raus.
    »Was geht hier ab?«
    »Die Alte hier macht sich wichtig und will unsere Plätze in der Schlange«, sagt Ferris.
    »Hey, jetzt entspannt euch mal.« Ich schiebe mich zwischen die beiden und das Mädchen. »Ihr habt euch hier ja wirklich reingedrängelt.«
    Ferris stellt sich vor das Mädchen und bläst sich auf. »Pass auf, mit wem du dich anlegst, Süße.«
    »Ich hab keine Angst vor dir, du aufgeblasener Premium-Sack. Glaubst wohl, du kannst dir alles erlauben, was?«, sagt sie und schiebt mich zur Seite.
    Ich schaue auf ihr Ohrläppchen: kein violetter Kreis. Sie hingegen muss unsere Tattoos sofort gesehen haben, was sie wohl erst recht in Rage gebracht hat.
    »Ja, stimmt, ich erlaube mir einiges«, entgegnet Ferris und hebt mit laszivem Getue die Augenbrauen.
    Ich würde sie am liebsten warnen, sich nicht mit den beiden anzulegen, denn die werden auch gegenüber Mädels handgreiflich, aber ich hab das dumpfe Gefühl, dass meine Worte sie weder beeindrucken noch aufhalten würden.
    »Gott, was seid ihr erbärmlich«, schnaubt sie und dann schaut sie mich an. »Tolle Freunde hast du.«
    Und noch bevor ich mich für die beiden entschuldigen kann, ist sie davongestampft.
    »Was war denn das für ’ne Nummer?«, zische ich.
    »Echt, was für ’ne blöde Nuss«, sagt Ferris. »Aber ’n ziemlicher Feger.«
    »Ich meine nicht sie, sondern euch. Wann werdet ihr eigentlich erwachsen?«
    »Wir? Du machst wohl Witze«, sagt Riley.
    »Er macht Witze«, echot Ferris.
    Mir reicht’s. Mir reicht’s, in der Warteschlange zu stehen, und mir reicht’s, mich mit diesen beiden Idioten rumzuschlagen. Ich schnappe mir meine Tasche und laufe dem Mädchen hinterher.
    »Quinn!«, ruft Ferris mir nach. »Sag Bea, dass ich sie heute Abend anrufe.« Doch ich ignoriere ihn und gehe weiter.
    Das Mädchen stellt sich nicht wieder zurück an seinen Platz in der Warteschlange, sondern marschiert direkt in die Mensa und stellt sich bei der Essensausgabe an. Ich schnappe mir ein Tablett und folge ihr. An der Anzeigetafel über der Theke leuchtet das Tagesmenü auf.
    »Sie sind nicht immer so schlimm«, sage ich.
    Sie hat nicht bemerkt, dass ich ihr gefolgt bin, und dreht sich entgeistert um. »Du schon wieder!«
    »Und, freust du dich?«, frage ich, auch wenn es nicht danach aussieht.
    »Oh Mensch, träum weiter«, sagt sie und beugt sich dann zu dem Mann hinterm Tresen vor.
    Ich warte, bis ich sehe, was sie genommen hat – trockenes Toastbrot  –, und bestelle dann genau dasselbe. Der Typ am Tresen grinst. Das Mädchen nicht. Sie eilt zur Kasse, zahlt und sucht sich einen Tisch beim Fenster. Ich laufe hinterher und setze mich zu ihr.
    »Ich bin verabredet«, versucht sie mich abzuwimmeln und schaut erst zur Wanduhr, dann aus dem Fenster.
    Ich stelle mich vorsichtshalber taub, könnte ja sein, dass sie mir als Nächstes erzählt, dass sie auf ihren Freund wartet.
    »Eigentlich wollte ich mich vor dem Essen impfen lassen, nach der Schule hab ich keine Zeit«, sage ich. Aber sie schaut nicht einmal hoch. Ihre Haare fallen ihr ins Gesicht und sie klemmt sich ein
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