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Breakfast on Pluto

Breakfast on Pluto

Titel: Breakfast on Pluto
Autoren: Patrick McCabe
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niederträchtig, gemein und verrucht – so was zu tun!
    Ganz egal, welche Mißverständnisse es wegen Martina Sheridan gegeben haben mochte, habe ich Terence gesagt, so was kann schon mal passieren – das weiß jeder! Das ist eine Sache! Aber so was zu tun – einen armen kleinen Hund mit Stacheldraht zu erdrosseln!
    Nur daß es, wie Terence mir klarmachte – ich kann euch überhaupt nicht sagen, wieviel ich diesem Mann zu verdanken habe –, keinen Sinn hat, immer wieder »die!« zu sagen.
    (Hatte es die ganze Stadt auf dich abgesehen und dafür gesorgt, daß dem Hund etwas so Schreckliches widerfuhr?)
    Natürlich nicht! Dafür war eine kleine Minderheit verantwortlich – Leute, die selber nicht glücklich waren und offenbar nichts Besseres zu tun hatten, als dafür zu sorgen, daß es auch sonst niemand war. Besonders traurig ist, daß Charlie und ich uns bis dahin glänzend amüsiert hatten – wir hatten eine herrliche Zeit miteinander, ehrlich! Ich war von morgens bis abends am Schrubben und Wienern, bis das Haus blitzsauber war, dann setzte ich mich hin, schmökerte in meinen Illustrierten und trank Kaffee und so.
    Obwohl wir, wie gesagt, eine herrliche Zeit miteinander verbrachten, war es immer noch sehr mühsam, Charlie ein vernünftiges Wort zu entlocken, denn sie trank nach wie vor, versteht ihr, und manchmal, um die Wahrheit zu sagen, mußte ich nach oben gehen und sie bitten, den Plattenspieler auszuschalten. Einmal verlor ich so sehr die Beherrschung, daß ich sie anschrie: »Ich glaube, wir haben jetzt genug Yes gehört, Charlie, meinst du nicht, daß wir jetzt genug Yes gehört haben, Himmel noch mal!« Danach hat’s mir leid getan, denn sie schaute mich mit diesem bestürzten, verwirrten Blick an.
    Was bedeutet, daß ich mit meinem Nerven, ohne es zu merken, ziemlich am Ende war, und wo ich soviel Zeit zur Verfügung hatte – ich meine, meine Hausarbeit war großenteils bis Mittag erledigt –, habe ich mich vielleicht wirklich, wie Terence meint – und ich mache ihm deswegen keine Vorwürfe, denn er versuchte ja nur, mir zu helfen –, zu sehr in alles eingemischt.
    Eigentlich habe ich an diese Zeit nur noch die Erinnerung, wie ich da am Fenster sitze. Plötzlich sehe ich einen Fleck auf der Jalousie und renne raus, hole einen Lappen und wische ihn weg, und wenn ich wieder die Kaffeetasse an die Lippen setze, breche ich mit einem Mal in Tränen aus. Ich hatte nicht den leisesten Schimmer, was das alles zu bedeuten hatte, denn wie gesagt, eigentlich hätte ich mächtig glücklich sein müssen – schließlich hatte ich nicht annähernd das durchgemacht, was Charlie durchmachen mußte. Ich hatte keinen geliebten Menschen identifizieren müssen, der ein Loch im Schädel hatte, so groß, daß man seine Faust hineinstecken konnte. Und trotzdem war mir dauernd zum Weinen zumute.
    Vielleicht erklärt das auch, weshalb mir Martina Sheridan nicht aus dem Kopf ging. Ich weiß nicht, ob das alles nur ein Vorwand war, ob ich meine Weinerlichkeit nur an ihr ausgelassen habe. Ich weiß nur, daß ich sie nicht anbrüllen oder meine Nase in ihre Angelegenheiten stecken wollte. Ich wollte ihr doch nur helfen. Ihr klarmachen, worauf sie sich einließ. Ich wußte, daß Tommy McNamee sich nichts aus ihr machte. Er war verheiratet, und wenn er bekommen hätte, was er wollte, würde er sie einfach sitzenlassen, wahrscheinlich nicht einmal ihren Namen behalten. Aber das konnte sie nicht wissen. Sie war zu jung, wie hätte sie es wissen sollen? Sie konnte es nicht begreifen!
    Was mir wirklich leid tut, ist, daß ich sie damals hinter der Molkerei geschüttelt habe, inzwischen weiß ich, daß ich’s getan habe, getan haben muß, denn deswegen fing sie ja an zu heulen. Es tut mir aufrichtig leid, daß es so weit kommen mußte. Nicht weil damit alles verdorben war und das Dorf in helle Aufregung geriet, sondern weil danach auch ich ganz aufgeregt wurde und nicht mehr wußte, was ich sagte. Am Ende war ich so was von durchgedreht, daß meine Stimme ganz schrill klang und Martina nicht verstand, was ich sagte und dadurch das ganze Unternehmen sinnlos wurde.
    »Tommy McNamee nutzt dich doch nur aus!« rief ich immer wieder. »Der benutzt dich, und dann läßt er dich sitzen! Siehst du das denn nicht? Warum nicht, Martina? Warum?«
    Ich kann euch gar nicht sagen, wie niedergeschlagen ich danach war, so niedergeschlagen, daß selbst Charlie kapierte: Ich war noch schlimmer dran als sie. Sie legte den Arm um mich und sagte,
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