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Breakfast on Pluto

Breakfast on Pluto

Titel: Breakfast on Pluto
Autoren: Patrick McCabe
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Vermögen verdient!), konnte gar nicht genug für mich tun, beugte sich alle Augenblicke zu mir und wollte wissen, ob mir der Flug gefiel und ob ich irgend etwas brauchte, vielleicht noch einen Drink, und was ich von London hielt und was nicht noch! Mir fiel gar nicht auf – so aufgeregt war ich von allem und von der Geschwindigkeit, mit der es zu geschehen schien – daß ich schon längst nicht mehr auf der Pfanne des Wurfgeschosses lag, sondern viel höher und weiter geschossen worden war, als ich mir in meinen wildesten und ängstlichsten Momenten auch nur hätte träumen lassen. Denn obwohl ich wußte, daß ich das Theater, das ich ihm vorspielte, wie ich so an meinen Ringen herumfummelte, mit den Augendeckeln klapperte und so weiter, vielleicht mit einem Freier in der Abgeschiedenheit eines Hotelzimmers weitergetrieben hätte, in der Öffentlichkeit hätte ich es nie und nimmer, in einer Million Jahren nicht, niemals, niemals, niemals! (Wenigstens soviel Verstand hatte ich!) Ich konnte einfach nicht stillsitzen, zupfte an meinen Nylons, an meinen Ohrringen herum! Und machte einen Schmollmund! Und als er sagte: »Wissen Sie was? Sie sehen aus wie Lynsey de Paul!« (ich hatte mir einen Schönheitsfleck aufgemalt!) – also, da war ich ganz aus dem Häuschen!

Einundfünfzigstes Kapitel
    Ich mische mich zu sehr in alles ein!
     
     
     
    Und womöglich war ich zu der Zeit der schlimmste Mensch, mit dem Charlie sich einlassen konnte, denn ich war – ich kann’s nicht leugnen – von mir selbst besessen, zog mich, du liebe Güte, dreimal am Tag um und konzentrierte mich manchmal so sehr darauf, mir die Lippen nachzuziehen, daß ich kein Wort mitbekam von dem, was sie sagte.
    Aber in anderer Hinsicht stimmt das nicht – ganz und gar nicht! Denn wenn ich nicht dagewesen wäre, hätte sie überhaupt niemanden gehabt, von einer Bleibe ganz zu schweigen! Wer ist denn zum Maklerbüro gegangen und hat den Bungalow gemietet? Der arme Kerl konnte es nicht fassen, als er sah, wieviel Schotter ich hatte! Dem wären fast die Augen aus dem Kopf gefallen! »Für wen wollen Sie den denn?« fragte er, als er die Scheine nachzählte. »Ach, nur für Charlie und mich!« antwortete ich, ohne weiter auf ihn zu achten; was ich jedoch bereute, als ich sah, wie er mich musterte. Gott sei Dank war ich so klug, sofort hinterherzuschicken: »Ach, und für ein paar andere – Mädchen von der Bank!«
    Was er mir natürlich nicht abnahm – wie sollte er auch, wo’s doch nichts als ein Sack voll Lügen war! Ich kannte doch gar keine Mädchen von der Bank! Aber eins wußte ich: daß Charlie Kane einen Unterschlupf brauchte, und zwar sofort, denn wenn sie noch mehr Nächte im Freien verbrachte, dann würde die dumme Kuh an Lungenentzündung sterben!
    Geschehen war nämlich folgendes: Nach Irwins Ermordung ging es ihr so schlecht, daß sie alle ihre Prüfungen versäumte, und als sie das Jahr wiederholte, ließ sie sich auf Rauschgift ein. Sie wurde ertappt und vom College verwiesen – deshalb bekam sie wieder heftigen Streit mit ihren Eltern, der damit endete, daß sie rausgeschmissen wurde. Wirklich unfaßbar, daß so was möglich war. Daß die Vogelscheuche, die ich mit ‘ner Flasche Wodka in der Hand im Dorf herumtaumeln sah, dieselbe alte Charlie war, die ich mein ganzes Leben lang gekannt hatte, war genauso unfaßbar – aber so war’s nun mal!
    Ihr hättet das Gesicht ihrer Mutter sehen sollen, als wir hin sind, um ihre Siebensachen abzuholen! Als sie mich erblickte, wurde sie kreidebleich und wich zurück, als wollte ich über sie herfallen oder so. »Bist du das, Patrick?« fragte sie. »Patrick Braden?« Und als ich bejahte, musterte sie mich von oben bis unten, senkte die Stimme und sagte bebend: »Ich hole sie dir.« Ich blieb auf der Türschwelle stehen, zog meinen Rock zurecht, nestelte an meinen Blusenknöpfen herum und wartete darauf, daß sie mich hineinbitten würde – was sie aber nicht tat!
    Das Beste, was ich je für Charlie getan habe, war der Kauf eines Hundes, der ihr Gesellschaft leisten sollte – es funktionierte genauso, wie ich gehofft hatte, wirklich! Es war ein kleiner Terrier mit Fledermausohren (eine Kreuzung aus Spitz und Jack Russell, hieß es), der auf den Namen »Squire« hörte – nach Chris Squire, dem Baßgitarristen von Yes – und ihr Stunden um Stunden der Freude bereitete, ehe die niederträchtigen Saukerle ihn umbrachten!
    Denn genau das sind sie – niederträchtig!
    Alle miteinander
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