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Breakfast on Pluto

Breakfast on Pluto

Titel: Breakfast on Pluto
Autoren: Patrick McCabe
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in ihre Geschäftsräume zurückzukehren. »Ach ja«, seufzt Dessie, während er unter dem Wasserhahn die Gläser spült. Einer der Gäste steckt sich seine Major-Filterzigarette zwischen die Lippen und tut einen langen, tief befriedigenden Zug. Da zerbirst die Scheibe des Fensters zur Straße, eine zungenförmige Scherbe schlägt ihm die Kippe aus der Hand und hätte ihm beinahe noch die Backe abgesäbelt. Für einen Augenblick will Dessie sagen: »Also wirklich, Jungs! Laßt das doch!« Aber bald weiß er es besser: Eine Harfe in einer Glasvitrine – von einem Gefangenen in einem der Hochsicherheitsgefängnisse des Landes geschnitzt – fällt zu Boden und zerschellt in tausend Stücke. Lächerlicherweise denkt der Gast auf seinem Barhocker immer noch: »Was ist denn das – das Ende der Welt oder was?« Da zersiebt eine weitere Maschinengewehrgarbe die Wände, gefolgt von einem maliziösen mädchenhaften Gekicher draußen. Denn natürlich ist es Muschi – wer sonst? –, die sich jetzt in die Dunkelheit zurückzieht, aufgedreht, schweißbedeckt und betrübt, daß ihr keine andere Wahl blieb. Aber was hätte sie tun sollen? Sie schaut zu, wie die brennenden Reste der Kirche vom Heiligen Erlöser das gesamte Tal erhellen und die häßlichen Flammen so aufreizend züngeln, als wollten sie sagen: »Damit habt ihr wohl nicht gerechnet, ihr Leute von Tyreelin?«

Frei!
     
     
     
    Genau in dem Moment reißt sie die Augen auf. Die Rache unvollendet! »O nein!« ruft sie. Aber wen sieht sie da – Routledge mit einem großen Zinnbecher dampfenden Tees und einem strahlenden Lächeln, das sagt: »Du bist frei!«

Fünfzigstes Kapitel
    Lynsey de Paul
     
     
     
    Was natürlich eine schlechte Sache war (ich glaube, von jetzt an werde ich ehrlich sein und nur noch für mich schreiben – irgendwie habe ich den Verdacht, daß mein Arzt heute morgen nicht kommen wird – ha ha!), denn obwohl ich jede Menge Blödsinn träumte und mir heftige Rachegedanken und Vergeltungsschläge durch den Kopf gingen, machten mich die Beruhigungsmittel in der Haft ein bißchen träge, und ich fühlte mich nicht so wie in dem Augenblick, als ich ins Freie trat – jawohl! wie in ein Wurfgeschütz gesteckt und zwei Millionen Meilen weit in den Himmel geschleudert ohne die leiseste Ahnung, wo ich landen würde, und, was noch schlimmer war, ich wußte, daß meine Beine, wenn ich endlich ankäme, wieder butterweich würden und da jemand wäre, der sagen würde: »Was willst du denn hier?«
    Aber wie ich es auch anstellte, mein Protest nutzte nichts. Schließlich drängten Routledge und Wallis mich aufgetakelt wie der Popsänger Gilbert O’Sullivan in einem Haufen abgelegter Sträflingsklamotten, die sie in einem Spind gefunden hatten, buchstäblich aus der Wache und meinten: »Jetzt wechselt du aber den Beruf, haben wir uns verstanden, Pat?«
    Dabei wußten sie genau, daß ich nicht die leiseste Absicht hatte, das zu tun, nicht nur weil ich schnell zu Bargeld kommen mußte, um mich wieder in Schale werfen zu können (in diesen Lumpen kam ich mir entsetzlich vor!), sondern wohl auch, weil ich insgeheim hoffte, daß ich eines Tages aufblicken würde, und da wären Routledge und olle Wallis und würden plötzlich in Trab verfallen und »Ihm nach!« rufen und mich wieder hinter Gitter bringen, wo ich’s gemütlich und behaglich hätte, ein echtes Zuhause und immer zur Stelle, und meine beiden Wächter würden sagen: »Naja, wenigstens kann er sagen, daß wir ihn kennen!«
     
     
    Wie ich so meinem Geschäft nachging – mit anderen Worten, mein Gewerbe betrieb –, hättet ihr mal das Gesicht des Gentleman aus der City sehen sollen, als er mich in meiner Hose entdeckte!
    »Das ist ja, als würde man mit Charlie Chaplin schlafen!« sagte er, und ich nahm die funkelnagelneuen Scheine entgegen und stimmte ihm zu.
    Erklären zu wollen, weshalb ich so viele Pfeifenköpfe befriedigen und das Geld für die Heimfahrt nach Tyreelin zusammenbekommen wollte, ist sinnlos. Ich war einfach völlig aufgekratzt, das war alles! Ich glaube, meine Gefängnisträume hatten mir den Kopf verdreht, und ich fing ernstlich an zu glauben, daß ich mich tatsächlich auf einen irren, halluzinatorischen Rachefeldzug begeben würde!
     
     
    Eines war sicher – ich hatte mich wirklich in Schale geworfen, denn der Typ, der im Flugzeug neben mir saß (Ja! ich hab mir gesagt, warum nicht? Ich scheiße auf die häßliche Fähre! Schließlich hatte ich in einer einzigen Woche ein
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