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Breakfast on Pluto

Breakfast on Pluto

Titel: Breakfast on Pluto
Autoren: Patrick McCabe
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es würde schon wieder alles wieder gut werden, aber ich wußte, daß das nicht stimmte. Weshalb schob denn die Hälfte der jungen Mädchen im Dorf Kinderwagen mit Blagen drin, die sie nie wuschen, die sie nicht herausnahmen, um sie wenigstens ab und zu mal zu knuddeln? Warum? Weil sie sie nicht wollten!
    »Und nie gewollt haben, Charlie, von Anfang an nicht!« sagte ich und fing an zu schniefen. Mir stand alles ganz klar vor Augen: die Nonne, die sie zwingt, die Papiere zu unterschreiben, Martina, selber fast noch ein Kind, und das Baby mit dem Namensband um den Knöchel, das ihr weggenommen und Wildfremden übergeben wird, das auf Nimmerwiedersehen aus seinem Dorf und seinem Zuhause (Zuhause? Ha!) verschwindet.
    Es war alles so vorhersehbar, daß mir, nachdem ich das Papiertaschentuch, das Charlie mir gegeben hatte, in Fetzen gerissen hatte, nichts anderes übrigblieb, als sie beim Handgelenk zu packen (als könnte ich mich daran festhalten) und zu sagen: »O Charlie! Charlie! Charlie Kane! Daß ich immer so durchdrehen muß!«

Zweiundfünfzigstes Kapitel
    »Ich bin verliebt!«
     
     
     
    Das hättet ihr von den höchsten Dächern rufen können, denn jedes Wort stimmte. Meine Tränen und meine aufgeregten nächtlichen Spaziergänge waren nichts im Vergleich zu dem, was mir jetzt widerfahren sollte. Die Sehnsucht jeder Frau, jedes jungen Mädchens – daß sie allmorgendlich mit einem Kribbeln im Bauch und einem Glitzern in den Augen erwacht! Und jedesmal denkt sie: »Ach, das ist doch albern! Das bin ich doch gar nicht! Das kann ich wirklich nicht sein!« Und dann stellt sie mit einem köstlichen Entzücken fest, daß sie es nicht nur sein kann, sein könnte, sondern ist! Ist! Ist!
    Und deswegen rief ich: »Endlich ist es passiert! Ich bin verliebt! Ich habe meinen häuslichen Mann gefunden!«
    Ach, ich weiß, Terence sagt, ich wäre davongeschwebt und hätte Tyreelin wieder einmal verlassen sollen, aber er versteht das nicht – er kann nun wirklich nicht wissen, wie das war an dem Tag, als es geschah, an dem allerersten Tag, als ich es in mir spürte, als es in mir funkelte wie Sonnenlicht! Am merkwürdigsten war, daß ich ihn so oft gesehen hatte – wie er in seiner Jeansjacke umherschlenderte, sich im Wettbüro herumtrieb oder ein Streichholz in die Luft schnipste.
    Aber bis zu jenem Abend im Mulvey’s, als ich es im Magen spürte, als mir ganz flau, schwach und mulmig zumute wurde, hätte ich mir nicht träumen lassen, daß es geschehen würde. Was mir am meisten Mut machte: Ich wußte, daß er mich wahrgenommen hatte – obwohl ich nur einen schlichten, braunen Wildlederrock, eine gerippte schwarze Strumpfhose und eine rosa Lambswoolstrickjacke mit Blumenstickerei trug. Ich hatte Charlie gebeten mitzukommen, aber sie war so bezischt, daß ich kein Wort aus ihr herausbekam. Da habe ich einfach gesagt: »Ach, mach doch, was du willst, Charlie!« und mich auf den Weg gemacht.
    Danach war ich so aufgeregt, daß ich, als ich heimkam, Charlie aufweckte und mit klopfendem Herzen rief: »Es ist passiert, Charlie! Endlich ist es passiert! Es ist passiert! Ich bin zu Hause! Zu Hause!« Und ich bin zu ihr ins Bett geklettert und hab sie umschlungen, umhalst und umarmt und hab gesungen:
     
    Up on the moon
    We’ll all be there soon
    Watching the earth down below
    We’ll visit the stars
    And journey to Mars
    Finding our breakfast on Pluto!
     
    Dann hab ich gerufen: »Charlie! Ich bin so glücklich!«
    Wie ich so dalag, im Fenster der Mond und meine Hände mit Charlies verschränkt, mußte ich immerzu an ihn denken – wie er von seinem Barhocker aufgestanden war, um zur Toilette zu gehen, und wie die Schlüssel an seinem Gürtel geklirrt hatten, als er sich die großen, dunklen Koteletten kratzte und den Kopf zurückwarf, um über einen Witz zu lachen, den sein Zechkumpan ihm erzählt hatte. Ich lag da und flüsterte die ganze Nacht vor mich hin: »Mein Schmusebär« (das war sein Spitzname – aus Starsky und Hutch –, weil er so groß und stark war!).
    Als der Morgen dämmerte, hatte ich meine Fingernägel bis aufs Fleisch abgekaut, und kaum war ich aus den Federn, stand ich auch schon vor dem Schrank und zerrte Slips und Kleider heraus. Ich war schon wieder völlig durchgedreht – was, wenn ich das verkehrte Outfit anhatte, wenn ich ihn traf.

Dreiundfünfzigstes Kapitel
    Wenn ich nicht da wäre!
     
     
     
    Ich habe mich deswegen mit Terence gestritten, der nämlich dauernd behauptete, ich hätte wissen
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