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Breakfast on Pluto

Breakfast on Pluto

Titel: Breakfast on Pluto
Autoren: Patrick McCabe
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müssen, daß ich in Schwulitäten geraten würde, weil die Leute die Episode mit Martina nicht so schnell vergessen würden, was richtig sein mag, aber versteht ihr, wenn man verliebt ist, denkt man über so was nicht nach, und das ist etwas, was Terence nie verstehen wird! Weil er noch nie verliebt war! Er hat keine Ahnung, was es heißt, sich beim Aufwachen so leicht wie eine Feder zu fühlen, die von der schönsten Brise, die man sich vorstellen kann, fortgeweht und weggepustet wird! Und die ihn so lange tragen wird, wie die Liebe fortdauert, die ihn mit dem Menschen verbindet, der ihm im Leben der liebste ist. Was in meinem Fall nicht sehr lange war, fürchte ich! Eigentlich nur drei Tage! Ganze drei Tage! Ich bin mir fast sicher, daß ich Terence lächeln sah, als ich ihm diese Kleinigkeit anvertraute! Gott, wie peinlich es mir ist, das zuzugeben!
    Geschehen war, versteht ihr, folgendes: Als ich am ersten Abend mitkriegte, daß ich Brendan Cleeve (das war sein richtiger Name) aufgefallen war – ich meine, ich hab’s mir nicht nur eingebildet, ich habe genau gesehen, wie er meine Beine begafft hat – nun ja, ich fürchte, danach ist nichts weiter passiert. Und weiß der Himmel, es hat bestimmt nicht daran gelegen, daß ich es nicht darauf angelegt hätte – denn jeden Abend ab sechs Uhr war ich im Pub. Mehr als bereit, die vorhersagbaren Bemerkungen der halbtrunkenen Stammgäste (»Seht mal! Da ist sie ja! Schön dich zu sehen, dich schön zu sehen! Uuuh! Mach doch mal die Tür zu!«) über mich ergehen zu lassen in der Hoffnung, er würde kommen.
    Was er gewöhnlich tat – aber nicht, um mit mir zu reden! Ja, wenn ich ehrlich bin, war die einzige Schlußfolgerung, die man aus seinem Benehmen ziehen konnte, die, daß er alles tat, um mich zu demütigen. Ich weiß nicht, wie oft ich mir das Haar zurückgestrichen und in seine Richtung gelächelt habe. Ich weiß nur, daß er durch mich hindurchgesehen hat, als wäre ich Luft.
    Ich muß wohl zugeben, daß ich, wie Terence sagt, nach allem, was ich in England durchgemacht hatte, und nach all den dummen Sachen, die ich angestellt und über die ich nachgedacht hatte, noch um einiges durchgedrehter war, als ich mir einbildete (könnt ihr euch vorstellen, ihr klettert die höchste Leiter in der Welt hinauf, und dann wird euch das Ding weggenommen?), oder ich hätte an jenem dritten Tag nicht getan, was ich tat, angefangen zu flennen, meine ich, nicht die andere Geschichte.

Vierundfünfzigstes Kapitel
    Die andere Geschichte
     
     
     
    Die andere Geschichte – (Die abgebrannte Kirche? Nein! Ich war so froh, daß ich das vollkommen vergessen hatte!) – war unverzeihlich, und sollte ich Tina Kelleher jemals wiedersehen, werde ich mich von ganzem Herzen bei ihr entschuldigen, denn was ich getan hatte, war schrecklich, schrecklich, und nur ein Rabenaas würde so etwas tun, und ich muß gestehen, daß ich, als ich im Mulvey’s mit trüben Augen vor meinem Gin saß und dachte: »Er beachtet mich schon wieder nicht«, genau das geworden war: ein Rabenaas, ein anderes Wort gibt es dafür nicht. Es ist einfach so, daß ich mir alles so wunderschön ausgemalt hatte, er und ich endlich zusammen in dem Haus, von dem ich immer schon geträumt hatte, an der Wand unser Chez Nous -Bild(»Das ist unser kleines Heim«) mit den hübsch verschlungenen Blumen, und wenn er von der Arbeit nach Hause kommt, ist ihm zuliebe alles blitzblank, und mit einer Bestimmtheit, die bedeutet: »Du gehörst hierher! Hierher und sonst nirgendwohin!«, legt er den Arm um dich, statt dich mit seinen braunen Marmoraugen zu durchbohren, die sagen: »Wer bist du denn?« Ach wo! Die sagen: »Was bist du denn?«
    Ich wußte, daß seit dem Vorfall mit Sheridan einige so sagten, war mir dessen sicher, denn es gab Orte – ob ihr’s glaubt oder nicht, sogar der Supermarkt –, wo das Gespräch jäh verstummte, sobald ich hereinkam. Ich fürchte, das beweist, wie sehr ich bereits hinüber war, wo mir doch noch am Abend, bevor es geschah, ganz warm und behaglich zumute gewesen war bei dem Gedanken: »Na, wenigstens das wird Brendan Schmusebär nie in den Sinn kommen.«
    Und dann geschah’s – die Marmoraugen durchbohrten mich, als wollten sie ein Foto oder ein Schild an der Wand betrachten, und ich wäre im Weg. Ich weiß, das entschuldigt meine Tat nicht, und ich glaube, nein, ich bin fest überzeugt, wenn ich danach nicht so nervös und beklommen gewesen wäre, hätte ich es nie getan. Ich hätte
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