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Breakfast on Pluto

Breakfast on Pluto

Titel: Breakfast on Pluto
Autoren: Patrick McCabe
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Tag, ohne daß ich an sie denke, diese großartige Frau.«
    Deswegen fing ich ja auch an, ihn Schnullermann zu nennen. Natürlich war das nicht sein richtiger Name! Wer hätte je von einem Politiker gehört, der so hieß! »Nun, meine Damen und Herren! Für heute abend habe ich genug geredet! Wenn Sie gestatten, übergebe ich jetzt an den Mann der Stunde – Mr. Schnullermann!«
    Sehr wahrscheinlich, was? Nein, sein richtiger Name war viel gewöhnlicher, und ich würde ihn euch ja auch verraten, aber ich habe Besseres zu tun, als mich in die Luft jagen zu lassen, danke vielmals! Außerdem ist es unwichtig. Verraten kann ich euch höchstens, wie »Schnullermann« entstanden ist. Denn ich war derjenige, der ihm diesen albernsten aller Namen verpaßt hat!
    »Ach, Mami!« sagte er, als er mal wieder eine seiner Stimmungen hatte. Da kam mir die Idee, ihm meinen Daumen in den Mund zu stecken. Eine ganz spontane Geste meinerseits – aber Junge, Junge, wie hat ihm das behagt! »Ach, Mami! Mami!« rief er und nuckelte wie verrückt! Ich kann euch gar nicht sagen, wie verzückt er war, wenn ich mit den Augendeckeln klapperte und das Wort »Schnullermann« aussprach – nein, nicht einmal aussprach, sondern nur mit den Lippen formte.
    Er konnte einfach nicht genug davon kriegen! Einmal wurde er so erregt, daß er mir hinterher dreihundert Pfund gab und sagte: »Hier – nimm schon! Kauf dir, was dein Herz begehrt, du freches, kleines Flittchen, du!«

Zehntes Kapitel
    Dubliner Zwischenspiel
     
     
     
    Einen Augenblick mal, Schnulli, tut mir leid, aber hier muß ich dich unterbrechen, denn du weißt ganz genau, daß ich es überhaupt nicht verknusen kann, Flittchen genannt zu werden – »Prachtmädchen«, »Leckerchen«, meinetwegen auch »kiebig« – das schon! Aber »Flittchen« – das lasse ich mir nicht bieten! Wer bin ich denn, Liebling? Ein Dubliner Fischweib in zerrissenen Nylonstrümpfen, das mit der Kippe im Maul in einem Hauseingang lehnt?
    Liebster Schnulli – das nun wirklich nicht! Aber ich erleichtere dich um dreihundert brandneue Pfundnoten und sause in die Stadt, an meiner Seite Charlie Kane-Patschuli (»Wie kannst du so was tragen, Süße?«) in ihrem abgewetzten Bärenfellmantel und ihrer Wildlederhose mit Schlag und lila Einsatz, die sie auf dem Dandelion-Markt erstanden hatte.
    Auf diesem Dubliner Markt verbrachten wir alle unsere Samstage. Ein indischer Stoffgürtel und Naturschuhe – ich hab’s einfach aufgegeben (»Was machst du da, Charlie? Bist du von allen guten Geistern verlassen? Verschwende dein Geld doch nicht für so grauenvoll häßliche Klamotten!«). Unterdessen hatte ich (mit freundlicher Genehmigung des Finanzinstituts Schnullermann) die Arme voller Max Factor, Johnson’s Säuglingsöl, Blinkers Lidschatten, Oil of Olaz, Silvikrin Alpenkräutershampoo, Eau de toilette, Feuchtigkeitscreme, Körperlotion, Reinigungsmilch, Lidschatten und Lippenstift von Yves Saint-Laurent, Noxene Hautcreme und Cover Girl Professional Mascara. Von Kleidern ganz zu schweigen! Gestrickte Tops in Weiß, Purpur, Lavendel, flammendem Orange, Veloursamthosen mit Satinstreifen, Bodies mit Schildkrötenkragen, rüschenbesetzte Röcke, gerippte Helanca-Strumpfhosen. »Verdammt noch mal, hast du denn immer noch nicht genug?« fragte Charlie, dabei kam es mir vor, als hätte ich eben erst angefangen! Ist es ein Wunder, daß sie sich nie in mich verknallt hat?
    »Bitte küß ihn«, flehte ich sie, ach, so viele Male an, »meinen einäugigen, einhornigen, purpurnen, punzenpuffenden Peter«, aber sie lachte nur und sagte: »Nein! Weshalb sollte ich? Du willst doch nur das Menschenunmögliche – eine eigene Vagina!« Und was konnte ich dazu sagen? Wo sie doch recht hatte!
     
     
    Am St. Stephen’s Green in Dublin gibt es ein Geschäft namens Trash. Na ja, jetzt vielleicht nicht mehr! Aber im Januar 1972 schon! »O Trash! Wir lieben dich!« zirpten wir beide im Takt! Und wie sollten wir es auch nicht lieben und anhimmeln, wenn wir dort ein Schnäppchen machen konnten: ein herrlich pflaumenblauer gegürteter Pullover, der zu den Hotpants aus Pannesamt paßte! Nur daß wir sie – Schnäppchen hin, Schnäppchen her – sowieso hätten kaufen können! »Oh, ich liebe dich, Schnullermann!« rief ich, und Charlie warnte: »Pscht jetzt!« Sie sagte, ich sei inzwischen Stadtgespräch. »Du meinst doch wohl nicht, daß sie über Schnulli Bescheid wissen?« fragte ich. »Aber natürlich!« erwiderte meine Süße. »Das ganze
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