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Breakfast on Pluto

Breakfast on Pluto

Titel: Breakfast on Pluto
Autoren: Patrick McCabe
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Fleck bildete, konnte sie nur denken: »So was würde Rosanno nie tun!« und »Vic Damone auch nicht!« (Den liebte sie ebenfalls!)
    Und so brach sie denn in Tränen aus – ist das etwa verwunderlich? Als hätte man sie mit einem Wurfgeschütz in die Weiten des Weltraums geschleudert!
    Weißt du, liebster Papa, der mich aus dem Nichts gezeugt – aber das merkwürdigerweise vergessen hat! –, daß einst ein Song gesungen wurde, der von alledem berichtete, der das Vogelgezwitscher des Tages übertönte, als wir wieder einmal engumschlungen unterm Himmel lagen, ein Mädchen namens Charlie Kane und ich? »Go anywhere«, sangen wir, Papi:
     
    Go anywhere without leaving your chair
    And let your thoughts run free
    Living within all the dreams you can spin
    There is so much to see
    We’ll visit the stars
    And journey to Mars
    Finding our breakfast on Pluto!
     
    Ein wunderbarer Song, nicht wahr, Vater? Man könnte ein Löwenzahnsame sein, der mit der Welt dahinschwebt, wenn man so einen Song hört.
    Glaubst du, daß sie das war und da draußen ganz allein vor sich hin lachte, Papi? Ein Löwenzahnsame in einem fröhlichen Song aus der Kindheit?
    Nein, du hast recht, Papi – sie war’s nicht.
    Und alles nur deinetwegen! Alles nur wegen des unanständigen Papas, der nie von seinem Stuhl aufstehen und sich auf seine unanständige Wanderschaft hätte begeben dürfen! Stimmt’s, Papi? Wenn du darüber nachdenkst, findest du nicht, daß das stimmt – Vater-des-Jahres?

Neuntes Kapitel
    Meine Damen und Herren – Mr. Schnullermann!
     
     
     
    Ich weiß, es ist nicht nett – und vielleicht nicht einmal gesund! –, daß ich unbedingt Papis Gesicht sehen wollte, wenn er meine kunstvollen Briefe öffnete (Jawohl! Es gab andere! Bin ein ganz schön produktiver Schreiber geworden, Glupsch!), aber ich konnte es mir einfach nicht verkneifen. Ob er mit der Haarigen Ma darüber geredet hat oder nicht, weiß ich nicht, aber nachdem ich seinen Briefkasten mit einer Reihe ätzender Sondermeldungen vollgestopft hatte (»Himmelspilot als Triebtäter!«
    »Hurenbock!«
    »Vater Benny Unholds Abenteuer!«), fand ich, daß es an der Zeit war, der Hundehüttensiedlung endgültig den Rücken zu kehren.
    Ob ihr’s glaubt oder nicht, kaum hatte ich gesagt: »Ich haue ab!«, warfen sich Caroline und Schnurres auf mich, zerrten an meiner Jacke und riefen: »Das geht nicht! Das geht nicht!« Nachdem sie jahrelang gedroht hatten, mich rauszuschmeißen, gaben sie sich jetzt alle Mühe, mich umzustimmen! »Bitte, Paddy! Was willst du tun – wohin willst du gehen?« wiederholte Caroline in einer Tour, und die Haarige Ma schrie: »Laß ihn nur! Soll er sich doch zum Teufel scheren! Was kümmert’s uns? Wir sind ohne ihn besser dran!« Aber dann besann sie sich eines anderen und erbot sich, freundlicher zu mir zu sein – und mir sogar Geld zu geben, wenn ich ginge! (Worauf ich natürlich sowieso ein Anrecht hatte, bei den Beträgen, die die Regierung und, wie sich herausstellte, heimlich auch der alte Vater Stengel ihr gezahlt hatten.) Wahrscheinlich war das der einzige Grund, weswegen sie mich dabehalten wollte!
    Am Ende machte es ohnehin nicht den geringsten Unterschied – den Mantel über die Schultern geworfen, schlenderte ich mit meiner kleinen Tasche über die von Mücken schwirrenden Landstraßen nach Scotsfield, der nächstgelegenen Stadt, und reckte den Daumen in die Höhe, dabei war es mir herzlich gleichgültig, ob ein Auto jetzt anhielt oder in zehn Tagen! Ich war frei! »Birds of the air – as free as you!« zwitscherte ich und sang drauflos – einen Song von Gilbert O’Sullivan. Warum? Fragt mich nicht! In dem Augenblick hält quietsch – ich traue meinen Augen nicht! – ein Mercedes neben mir, und als die Tür aufgeht, wer sitzt da? Meine Damen und Herren, kein anderer als Seine Eminenz, der unvergleichliche Mr. Schnullermann! Mein Liebster, Typ verheirateter Politiker!
    Natürlich wußte ich nicht, daß Schnurres, kaum war ich aus dem Haus, zur Polizei gerannt war, um mir die Bullen auf den Hals zu hetzen, die, wenn sie mich gefunden und gesehen hätten, was ich da trieb – daß ich dem guten alten Schnullermann auf dem Vordersitz seines Wagens schöne Augen machte –, mehr als ihren Senf dazugegeben hätten! Nicht, daß ich mich um ihren Senf geschert hätte, denn jetzt hatte meine Reise begonnen, und ich sah Schnullermann, der gierig auf seiner Unterlippe kaute, an, daß er jedenfalls keine Anzeige erstatten
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