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Brandung des Herzens

Titel: Brandung des Herzens
Autoren: Elizabeth Lowell
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gleichzeitig.
    »Gut. Was empfindest du beim Anblick von Blut, Willy? Wirst du davon ohnmächtig?«
    »Nicht, seit ich dreizehn wurde.«
    »Dann laß uns die Plätze tauschen und mach dich daran, deinen zukünftigen Ehemann zusammenzuflicken, während ich die Wiese weiter im Auge behalte.«
    Einen kurzen Moment lang begriff Willow nicht. Dann wirbelte sie herum und starrte Caleb an, der kaum einen Meter von ihr entfernt stand. Ihr Atem kam in einem gebrochenen Laut, als sie sah, wie sich Blut über einen zerfetzten Ärmel ausbreitete und an seinem linken Arm herabsickerte.
    »Caleb, mein Gott...«, sagte sie erschüttert.
    »Fall nicht in Ohnmacht, Südstaatenlady. Du nützt mir nichts, wenn du bewußtlos am Boden liegst.«
    Die unfreundlichen, abgehackten Worte ernüchterten Willow, wie nichts sonst es vermocht hätte. Sie trat einen Schritt vor und starrte auf seinen Arm, weil sie den Anblick von Blut der bösartigen Klarheit seiner Augen immer noch vorzog.
    »Hier«, sagte Caleb. Er griff hinter sich in seinen Gürtel, wo er das Messer hingeschoben hatte, um besser kriechen zu können. »Du wirst das hier brauchen.«
    Mit einer Hand, die zitterte, ergriff Willow das große Jagdmesser. Als sie das Blut darauf sah, blickte sie schnell zu Caleb auf, fragte sich, ob er vielleicht noch eine Wunde hatte, die sie nicht sehen konnte.
    »Nicht mein Blut«, erklärte er.
    Willow holte tief Luft und sagte nichts.
    »Enttäuscht?« fragte er sardonisch.
    Sie zuckte kaum merklich zusammen, umschloß dann den Messergriff fest mit den Fingern und schob die Spitze der Klinge unter Calebs Ärmel. »Halt still.«
    »Keine Sorge, Südstaatenlady. Ich werde dir keinen Vorwand liefern, um mich noch schlimmer aufzuschlitzen, als ich bereits bin.«
    Der Stoff gab mühelos unter der tödlich scharfen Klinge nach. Willow schlug die Ärmelhälfte zur Seite, um die Wunde an Calebs Oberarm zu inspizieren. Sie biß sich auf die Lippen, als sie den blutigen Streifen sah, wo eine Kugel eine Furche über seinen Bizeps gegraben hatte.
    »Oh, Caleb«, flüsterte sie. »Es tut mir ja so leid.«
    »Das sollte es auch«, gab er barsch zurück. »Du und deine backfischhaften Vorstellungen von Liebe hätten uns alle beinahe umgebracht, verdammt noch mal.«
    Willow schaute Caleb an, blickte dann schnell weg. Seine Augen waren die eines Raubvogels, scharf und gnadenlos. Niemals zuvor hatte er mehr wie der düstere Engel der Vergeltung ausgesehen, der er war.
    Nichts hatte sich geändert. Nichts würde sich jemals ändern. Es konnte sich auch nichts ändern. Sie hatte sich in einen Mann verliebt, der nur das kalte Gleichgewicht zwischen richtig und falsch, Pflicht und Notwendigkeit kannte. Aber Willow hatte ihre eigenen Vorstellungen von richtig und falsch, Pflicht und Notwendigkeit. Und keine davon ließ es zu, einen Mann zur Heirat zu zwingen, nur weil ihr Bruder erschreckend schnell mit seinem Revolver war.
    »Du bist nicht der einzige mit Pflichtgefühl«, sagte Willow. Sie nahm sich Calebs anderen Arm vor und ließ die Messerspitze unter die Ärmelmanschette gleiten. Während sie sprach, klang ihre Stimme so rauh wie das Geräusch zerreißenden Stoffs, als sie den Ärmel mit energischen Bewegungen in Streifen zerschnitt. »Ich konnte nicht daneben stehen und zuschauen, wie du zur Heirat gezwungen wurdest, nur weil Matt zufällig so verdammt schnell mit seinem Revolver ist!«
    »Zur Eheschließung gezwungen durch den Revolver deines Bruders«, sagte Caleb kalt. »Schön zu wissen, daß ich in deinen Augen nicht nur ein gewissenloser Verführer bin, der ein unschuldiges Mädchen in eine Hure verwandelt, sondern auch noch ein Feigling obendrein.«
    »Verführer? Mach dich nicht lächerlich«, erwiderte Willow scharf, während sie Calebs Wunde mit einer Sanftheit verband, die so gar nicht zu ihrem Ton zu passen schien. »Bevor du mich jemals geküßt hast, wollte ich dich schon so sehr, daß ich nicht Atem holen konnte, ohne mich zu fragen, ob die Luft dich zuerst berührt hatte.«
    Calebs Körper spannte sich an, als wäre er mit einer Peitsche geschlagen worden.
    »Tut mir leid«, sagte Willow schnell, weil sie glaubte, beim Verbinden seiner Wunde zu grob gewesen zu sein. »Ich wollte dir nicht weh tun. Und was den Feigling betrifft«, fuhr sie fort, als sie die Bandage vorsichtig befestigte, »jeder, der den Mut hat, sich bei vollem Tageslicht in Jed Slaters Camp zu schleichen, kann kein Feigling sein. Du bist einfach zu klug, um in den sicheren Tod
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