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Brandung des Herzens

Titel: Brandung des Herzens
Autoren: Elizabeth Lowell
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trotz seiner Verletzung hoch. Der Schmerz in seinem Arm war schlicht unwichtig, sagte ihm höchstens, daß er noch lebte und Willow nicht - nicht ganz.
    »Ich werde auf diese Anhöhe da gehen«, meinte Reno. »Von dort aus kann ich die Gegend besser überwachen.«
    Caleb nickte nur stumm. Sanft ließ er Willow auf das Bett gleiten, zog wieder die Decken über sie und legte sich neben sie. Seine Fingerspitzen suchten erneut ihr Handgelenk, um das tröstliche Klopfen ihres Pulses zu fühlen. Sein kräftiger, gleichmäßiger Rhythmus war alles, was zwischen Caleb und der lähmenden Dunkelheit stand, von deren Existenz er nie etwas gewußt hatte, bis er bei Willows Schrei herumgewirbelt war und sie hatte fallen sehen.
    Aber Willow hatte von der Existenz dieser Dunkelheit gewußt. Er hatte sie am Abend zuvor in ihren Augen gesehen, als sie im Mondlicht stand und sich als seine Hure bezeichnete. Er war wütend gewesen, daß sie so gering sprechen konnte - von sich selbst und von ihm und dem, was sie miteinander geteilt hatten. Willows Wut hatte seiner nicht nachgestanden, ein Zorn, so tief wie die Leidenschaft, die sie einander geschenkt hatten.
    Und dennoch... unter all dem Schmerz, all der Wut hatte Caleb Willow stumm seinen Namen rufen, ihn stumm fragen hören, warum etwas, was so wundervoll begonnen hatte, in so schrecklicher Dunkelheit enden mußte. Caleb hatte sich wieder und wieder dieselbe Frage gestellt, seit ihm klargeworden war, daß sie Renos Schwester war.
    Er hatte jedoch keine Antwort gefunden, hatte nur einen Schmerz gefühlt, der stärker wurde mit jedem Atemzug, jeder Berührung, jedem Augenblick des Wissens, daß die Liebe schließlich enden und Haß an ihre Stelle treten würde.
    Und so war es gekommen.
    Caleb schloß die Augen, als könnte er so die schmerzlichen Erinnerungen auslöschen. Es nützte nichts. Immer wieder hörte er in Gedanken Willows rauchige Stimme seinen Namen rufen, quälendes Echo einer Liebe, die verloren war, bevor er sie wirklich hatte finden können.
    Caleb, was ist los? Caleb? Was ist passiert? Warum antwortest du mir nicht, Caleb? Caleb!
    Dann begriff er, daß es wirklich Willow war, die ihn rief, keine Stimme in seiner Erinnerung.
    »Caleb?«
    Langsam öffnete Caleb die Augen, voller Angst, es könnte vielleicht doch nur ein Traum sein.
    Willow blickte ängstlich zu ihm auf, und ihr wurde eng ums Herz, als sie den Ausdruck auf seinem Gesicht sah. Obwohl sie zusammenzuckte bei dem scharfen, stechenden Schmerz in ihrem Kopf, der wie aus dem Nichts zu kommen schien, streckte sie den Arm nach ihm aus und berührte seine Wange mit zitternden Fingern, um die Qual zu lindern, die sie in seinen Augen sah.
    »Du bist verletzt«, sagte sie erschrocken und betrachtete den blutdurchtränkten Verband, als sähe sie ihn zum ersten Mal.
    »Ich wurde angeschossen.« Caleb blickte sie eindringlich an, verwundert über den besorgten, zärtlichen Blick, den Willow ihm schenkte, so als hätte es die vergangene Nacht niemals gegeben. »Du übrigens auch.«
    Haselnußbraune Augen weiteten sich, enthüllten alle Schattierungen von Blau und Grün, Bernsteingelb und Grau. Caleb fühlte seine Anspannung noch mehr nachlassen, als er sah, wie sich Willows beide Pupillen als Reaktion auf das verstärkte Licht gleichmäßig zusammenzogen. Bei den Männern, die an ihren Kopfverletzungen gestorben waren, hatten nicht beide Augen auf Licht reagieren können.
    »Angeschossen?« fragte sie. »Wie? Wann? Ich erinnere mich gar nicht.«
    »Versuche nicht, dich aufzusetzen«, sagte er, aber es war zu spät.
    Ein leises Stöhnen kam aus Willows Mund. Caleb fing sie in seinen Armen auf und drängte sie sanft auf das Lager zurück.
    »Mein Kopf tut weh.«
    »Das kommt davon, wenn man in eine Kugel rennt.« Er küßte sie behutsam und streichelte ihre Wange. Als sie nicht vor ihm zurückwich, sondern ihr Gesicht in seine Hand schmiegte, überkam ihn eine so große Erleichterung, daß ihm fast schwindelig wurde. Er streifte zart mit seinen Lippen über ihre und flüsterte: »Lieg still, Liebste. Du bist so schwach wie ein neugeborenes Kätzchen.«
    »Wann ist denn das alles passiert?«
    Caleb schaute auf seine Uhr und konnte nicht fassen, wie wenig Zeit seitdem verstrichen war. Ihm kam es vor, als hätte er Monate neben Willow Wache gehalten.
    »Vor knapp einer Stunde«, erklärte er.
    Sie runzelte die Stirn, versuchte, sich zu erinnern. »Matt? Ist mit Matt alles in Ordnung? Und mit dir?«
    »Dein Bruder ist auf dem
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