Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Brandung des Herzens

Titel: Brandung des Herzens
Autoren: Elizabeth Lowell
Vom Netzwerk:
blankes Fell stumpf aussehen ließ, zeigte der Hengst keine Anzeichen der Strapazen, die er hinter sich hatte.
    »Danke, daß du den Hengst geholt hast«, sagte Reno, und seine Stimme klang heiser von all den Dingen, die unausgesprochen geblieben waren. »Er ist Willows spezieller Liebling.«
    »Keine Ursache. Ich hätte jeden Banditen im Camp getötet, um den roten Hengst in die Finger zu bekommen«, erwiderte Wolfe ruhig. Er wartete, aber Reno sagte nichts weiter über die Schwere von Willows Verletzung. »Hat sie zuviel Blut verloren? Ist sie deshalb bewußtlos?« erkundigte Wolfe sich.
    Reno zögerte, machte dann eine seltsam hilflose Bewegung mit der linken Hand. »Es ist eine Kopfwunde. Caleb sagt, sie sei nur flach. Er sagt, er hätte Männer mit einer Kugel im Kopf herumlaufen sehen, bis sich die Wunde schloß.« Mit einem müden Aufseufzer fügte Reno hinzu: »Er gibt aber auch zu, daß er Männer gesehen hat, die gestorben sind, ohne zwischendurch zu erwachen, und ihre Wunden waren so flach wie die von Willow.«
    Wolfe fluchte leise und drehte die Zügel zwischen seinen Fingern, als wären sie der Hals eines Mannes. »Sieht aus, als sollten wir besser hier unser Lager aufschlagen.«
    »Hier sind wir zu nahe an Slaters Haufen.«
    »Die sind erledigt«, entgegnete Wolfe unverblümt. »Calebs Repetiergewehr ist wirklich ein echtes ringelschwänziges Wunder. Man braucht es noch nicht mal von der Schulter zu nehmen, um es nachzuladen. Du schiebst die Patronen einfach seitlich hinein und feuerst weiter. Es hat die beiden Repetiergewehre, die Slater hatte, wie billige Schießprügel aussehen lassen.«
    »Aber auch nur deshalb, weil du derjenige warst, der geschossen hat«, erwiderte Reno. »Ich habe noch keinen Gewehrschützen gesehen, der es mit dir hätte aufnehmen können.«
    »So wie du nicht deinesgleichen mit einem sechsschüssigen Eisen hast. Außer vielleicht Caleb Black.«
    Um Renos Mundwinkel spielte ein trauriges Lächeln. »Der Yuma-Mann ist schnell, allerdings. Ich mußte um Willow herumgehen, um zu schießen. Bis ich soweit war, hatte Caleb bereits seine Revolvertrommel geleert. Er ist so clever, wie er schnell ist. Er hat sofort gesehen, daß Kid Coyote langsam und verängstigt war, also hat er Jed Slater sechs Kugeln verpaßt und den Kleinen mir überlassen.«
    Wolfe nickte. »Ich habe Caleb schießen gesehen. Zwar nicht oft, aber wenn er’s tut, dann erledigt er seine Arbeit sauber. Bin froh, daß ihr zwei eure Differenzen beigelegt habt, statt eure Waffen zu ziehen.«
    Reno nagelte Wolfe mit einem kühlen grünen Blick fest. »Caleb und ich hatten keinen besonders freundlichen Start, aber das da drüben ist ein verdammt guter Mann, und er quält sich furchtbar, gibt sich selbst die Schuld an dem, was mit Willy passiert ist. Purer Unsinn, wenn du mich fragst. Es ist nicht sein Fehler, daß Jed Slater eine elende Ratte und zäh genug war, um von sechs Kugeln durchlöchert zu werden und trotzdem noch zurückzuschießen.« Reno machte eine ärgerliche Geste. »Aber Caleb will nicht auf mich hören. Kannst du ihm vielleicht Vernunft beibringen?«
    »Ich werd’s versuchen, aber viel verspreche ich mir nicht davon. Ich habe festgestellt, daß Männer nicht wirklich vernünftig sind, wenn es um ihre Frauen geht. Besonders nicht Männer wie Caleb Black. Sie sind wie tiefe Wasser, die ruhig und gleichmäßig dahinfließen. Aber Gott helfe dem Idioten, der versucht, sie in eine andere Richtung zu zwingen.«
    Wolfe ging zu der Stelle, wo Willow lag. Als Caleb hochschaute, schnürte sich Wolfes Kehle über Protesten zu, die er nicht in Worte fassen konnte. Caleb sah aus wie ein Mann, der an nichts mehr glaubte, noch nicht mal mehr an die Hölle.
    »Was kann ich tun?« fragte Wolfe leise.
    »Hol ihre Stuten«, antwortete Caleb und blickte wieder Willow an. Seine Finger streichelten ihre Wange, so leicht wie ein Hauch. »Wenn sie aufwacht, möchte ich, daß sie alle ihre Pferde sieht, wie sie neben ihr grasen. Ich wünsche mir, daß sie die Augen öffnet und sieht, wie...«
    Calebs Stimme brach. Wolfe legte ihm seine Hand auf die Schulter, drückte sie tröstend und wandte sich dann schweigend ab. Es gab einfach keine Worte, die das Licht in Calebs Augen hätten zurückbringen können.
    Caleb sah nicht hoch, als Wolfe davonritt. Er blickte auch nicht auf, als Reno ein breites Bett aus Eibenzweigen herrichtete. Aber als Reno Willow bewegen wollte, schob Caleb die Hände des anderen Mannes weg und hob Willow
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher