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Brandung des Herzens

Titel: Brandung des Herzens
Autoren: Elizabeth Lowell
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Feuer. Die Kugel ließ einen von Slaters Männern hastig auf allen vieren davonkriechen und ein besseres Versteck suchen. Von der gegenüberliegenden Seite des Lagers feuerte jemand mit einem Gewehr auf Caleb und Reno. Die ununterbrochene Folge von Schüssen sagte Caleb, daß es ein Repetiergewehr war. Kugeln flogen und prallten kreischend von den Felsen direkt unter ihm ab. Augenblicklich erwiderte Wölfe von seinem Platz auf dem
    Kamm aus das Feuer und zwang den anderen Gewehrschützen, den Kopf unten zu behalten.
    Ein drittes Gewehr begann zu feuern. Ebenfalls ein Repetiergewehr. Caleb gab zwei weitere Schüsse ab und zählte mit, wie oft die anderen Gewehre ohne Unterbrechung schießen konnten. Das eine achtmal, das andere neunmal. Sie waren nicht das gleiche Modell oder das gleiche Fabrikat wie sein eigenes Gewehr, was bedeutete, daß Slaters Männer weniger Patronen im Magazin hatten und ihre Waffen nicht so schnell nachgeladen werden konnten.
    »Fertig!« rief Reno.
    Caleb machte kehrt und rannte, so schnell er konnte, die Schlucht hinauf. Er versuchte gar nicht erst, im Laufen nachzuladen, denn seine linke Hand war naß von Blut. Er überholte Reno, lief noch dreißig Meter weiter, lud seine Waffe nach und brüllte Reno zu, sich zurückzuziehen. Wie ein gut aufeinander abgestimmtes Team deckten sie gegenseitig ihren Rückzug, während sie in den Schutz der Bäume eilten.
    Willow war nirgends zu sehen.
    »Finde sie und bring sie über die Anhöhe«, wies Caleb Reno an. »Sie öffnet sich auf der anderen Seite auf eine Lichtung. Dann kann Wolfe die Pferde direkt zu euch bringen.«
    »Was ist mit dir?«
    »Ich decke weiter deinen Rückzug, bis du Willow in Sicherheit gebracht hast. Los, nun mach schon!«
    Sie konnten ihre knapp bemessene Zeit nicht mit Streitigkeiten verschwenden, und Reno wußte es. Sie hatten Slater überrascht, aber dieser Vorteil schwand rapide. Slaters Repetiergewehre waren nicht so gut wie das, was Wolfe benutzte, doch es waren zwei Gewehre gegen eines. Außerdem waren die anderen in der Überzahl - zehn Männer minus die beiden Wachen und was immer Wolfe an Schaden angerichtet hatte.
    Reno konnte hin und her rechnen, wie er wollte, der Vorteil blieb auf Slaters Seite.
    Reno drehte sich um und rannte unter die Bäume, während er leise nach seiner Schwester rief. Willow erhob sich dreißig Meter vor ihm aus einem Gebüsch. Er lief zu ihr und zerrte sie hastig weiter die Schlucht hinauf. Als sie den höchsten Punkt erreicht hatten und auf eine baumbestandene Wiese hinauskamen, keuchte Willow so heftig wie vor ein paar Wochen beim Aufstieg zur großen Wasserscheide. Reno atmete fast genauso hart.
    »Stell dich mit dem Rücken zu mir und halte die Augen offen«, befahl er.
    Mühsam nach Luft ringend beobachtete Willow die Wiese, ließ ihren Blick von Schatten zu Schatten schweifen. Nichts war zu sehen außer Grüppchen von Espen und grasbewachsenen Flecken, Ausläufern des Beckens, das bis zu den bewaldeten Gipfeln reichte. Allmählich beruhigte sich ihr Atem. Die Zeit kroch dahin, während sie sich anstrengte, natürliche Laute von jenen zu unterscheiden, die von anschleichenden Männern stammen konnten. In der Ferne hörte sie Gewehrfeuer, aber keine Revolver.
    Schließlich ertönte der harmonische Ruf eines Wolfes hinter ihr aus der Tiefe.
    »Nicht schießen!« sagte sie eindringlich. »Das ist Caleb.«
    »Ich schieße niemals auf etwas, was ich nicht sehen kann«, erwiderte Reno ruhig. »Komm herauf, Yuma-Mann. Willy, paß auf die verdammte Wiese auf!«
    Hastig drehte sich Willow wieder um und schaute auf das leere Land hinaus, fühlte den Rücken ihres Bruders wie eine Wand hinter sich.
    Ist vielleicht besser so, dachte Willow unglücklich. Ich will wirklich nicht sehen, wie Caleb mich mit diesen kalten gelben Augen anschaut und weiß, daß Pflicht ihn gezwungen hat, sein Leben für mich zu riskieren.
    Der Gedanke, welcher Gefahr er bei seinem Weg in Slaters Lager ausgesetzt war, ließ ihr einen kalten Schauer den Rücken hinunterlaufen. Sie hatte noch nicht einmal Zeit gehabt, sich bei ihm zu bedanken, aber das war vielleicht ebenfalls besser so.
    Nach dem Ausdruck seiner Augen an jenem Abend in dem versteckten Tal zu urteilen, wollte er überhaupt nichts von ihr.
    Sag mir Bescheid, wenn du gern wie meine Frau behandelt werden möchtest. Ich werde dir dann sagen, ob ich mich immer noch als dein Mann fühle.
    »Kommt irgend jemand?« fragte Reno.
    »Nein«, antworteten Caleb und Willow
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