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Brandbücher - Kriminalroman

Brandbücher - Kriminalroman

Titel: Brandbücher - Kriminalroman
Autoren: Birgit Ebbert
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mir das Leben zur Hölle gemacht. Wann immer er bei seiner Familie war, kam er im Laden vorbei. Ich wusste nicht, wie lange mein Schutzengel noch einen Kunden oder Nachbarn vorbeischicken konnte, um ihn daran zu hindern, mich zu vergewaltigen. Er hat es schon einmal versucht. Damals, bevor ich zu Weizmanns ging. Wie der Doktor auch. Das konnte ich Dir nicht sagen.
    Ich hoffe, Du verstehst jetzt, warum ich nicht bleiben konnte.

    Ein schönes Leben wünscht Dir und Deinen Nachkommen Deine Katharina.

    Karina ließ die Karte sinken. Auf der Vorderseite waren drei Statuen zu sehen, wie sie, das wusste Karina inzwischen, früher als Kreuzweg-Stationen genutzt wurden. Eine davon war mit einem Sternchen gekennzeichnet. Es war deutlich am Fuß der Statue zu erkennen, auch wenn die Karte zum Teil von der winzigen Schrift ihrer Großtante bedeckt war. Die Rückseite hatte nicht gereicht für die letzte Botschaft, die einzige Karte, die an jemand anderen adressiert war. An Anton, den kleinen Bruder ihrer Großtante, Karinas Großvater.
    Sie sah auf, einige Schüler streckten ihre Finger in die Höhe. Karina nickte einem dunkelhaarigen Mädchen in der ersten Reihe zu, das zu Zeiten ihrer Großtante vielleicht als nicht-arisch eingestuft worden wäre. »Und was ist aus dem Freund Ihrer Großtante geworden?«
    Karina lächelte das Mädchen in der ersten Reihe an, das während des ganzen Gesprächs in der Schulklasse aufmerksam zugehört hatte. »Er wurde im Sommer 1940 beim Einmarsch der Deutschen in Paris verwundet und ist kurz darauf gestorben. Mein Großonkel Georg war da bereits in Amerika, weil er eine Amerikanerin kennengelernt hat, die an seinem Bücherstand nach einem Buch gesucht hat.«
    Es war merkwürdig, wie sich Bücher durch das Leben ihrer Familie zogen. Ihre Schwester hatte sich entschieden, in der Elternzeit mit den Büchern aus dem Haus der Großeltern ein Online-Antiquariat zu eröffnen, als wollte sie in die Fußstapfen der Großtante treten.
    Karina hatte in Düsseldorf eine interessante Stelle als Ingenieurin gefunden, sie war mit Martin Kleine zusammen, auch wenn ihr die Rolle als Pfarrersfrau nicht behagte. Sie waren nicht verheiratet und lebten nicht zusammen, dennoch gab es immer wieder Gemeindemitglieder, die sie als Frau Pfarrer ansprachen.
    Das Haus, in dem sich die Weizmann’sche Buchhandlung befunden hatte, war einem Ärztehaus gewichen. Das Elternhaus ihres Vaters, in dem ihre Großtante zuletzt gelebt hatte, stand leer. Ihr Vater konnte sich nicht entscheiden, ob es verkauft, abgerissen oder vermietet werden sollte.
    In ihrer Freizeit reiste Karina von Schule zu Schule, um die Geschichte ihrer Tante zu erzählen und aus den Briefen und den Tagebüchern vorzulesen, die in einem kleinen Münsteraner Verlag erschienen waren. Außer dem frisch gedruckten Buch hatte sie immer einige alte Bücher aus dem Koffer ihrer Tante bei sich, und jene Karten, die sie erst auf die Reise in die Vergangenheit gebracht hatten.

Nachwort
    Laut Erich Kästner braucht ein Buch ein Vorwort, aber das hätte Sie auf eine Fährte gesetzt und das wollte ich nicht. Stattdessen gibt es dieses Nachwort, in dem ich betonen möchte, dass es sich bei dieser Geschichte um reine Fiktion handelt. Nicht ausgedacht habe ich mir die Bücherverbrennung und die Autoren, deren Bücher 1933 verbrannt wurden.
    Auch der Schandpfahl in Münster ist keine Erfindung von mir, Münster war eine von fünf Universitätsstädten, die diesen Teil der ›Aktion wider den undeutschen Geist‹ umgesetzt haben. In vielen Universitätsstädten gab es Widerstand gegen die Errichtung des Schandpfahls aus den Reihen der Universität. Dieser Teil der ›Aktion wider den undeutschen Geist‹ wurde daraufhin offiziell von der Deutschen Studentenschaft gestoppt.
    Ebenfalls nicht ausgedacht sind die Verantwortlichen für die Bücherverbrennung und alle Aktionen im Vorfeld. Die Namen Roloff und Derichsweiler finden sich in sämtlichen Unterlagen über die Aktion in Münster, daher fand ich es gerechtfertigt, sie in meinem Roman zu erwähnen. Sogar manche ihrer Formulierungen konnte ich anhand von Archivmaterialien einbauen. Auch andere Informationen wie die Sammelstellen für die Bücher der Privatleute und die Buchhandlungen, die sich an der Aktion beteiligt haben, habe ich diesen Quellen entnommen.
    Alles, was nicht von mir stammt, sondern historischen Quellen entnommen wurde, ist mit einem * gekennzeichnet. Ich hätte diese Zitate natürlich umformulieren
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