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Brandbücher - Kriminalroman

Brandbücher - Kriminalroman

Titel: Brandbücher - Kriminalroman
Autoren: Birgit Ebbert
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Anwesenden diese Buchhandlungen besucht hatte. Die Regensbergsche hatte über die Zeitung verkünden lassen, dass sie die Aktion unterstützen wolle und von der Buchhandlung Thiele gab es einen Brief, den Roloff irgendwo deponiert hatte.
    »Ich laufe mal rüber«, bot einer der Studenten an, der vorher gemeckert hatte, dass diese Buchsortiererei der völlige Blödsinn wäre, wo doch alle Bücher in das gleiche Feuer kamen. Doch Bruno hatte die Idee gehabt, die Bücher nach Autoren zu sortieren und anschließend den Feuersprüchen zuzuordnen, die bei der Veranstaltung verlesen werden sollten.
    »Es ist doch egal, warum das so sein muss«, hatte er seine Mitstudenten angeschrien, die es sich, seit er bei der SA war, angewöhnt hatten, zu schweigen und seinem Willen zu folgen.
    »Macht am besten eine letzte Runde in den Schüler- und Lehrbüchereien. Aus der Studentenbibliothek gibt es erst 270 Bücher. Das kann doch nicht sein. Wofür zahlen wir denn die 25 Pfennig für den Ausbau der Studentenbücherei? Da gibt es doch sicher Material für unsere Aktion. Und vergesst nicht die Leihbibliothek neben der Gambrinus-Halle!« Brunos Vorschlag klang wie ein Befehl und so verstanden ihn die Studenten, die mit ihm in den Räumen der Studentenschaft warteten, auch.
    Während seine Kommilitonen in Münster ausschwärmten, um alle Sammelstellen abzuklappern und vor allem die Gastwirtschaft Zander, den Rosenhof und die Büchereien zu inspizieren, forderte Bruno den Chauffeur seines Vaters an. Barsch verlangte er: »Auf dem schnellsten Weg nach Hause. Besser gesagt zur Buchhandlung Weizmann. Ich will in drei Stunden zurück sein.«
    Er wollte auf keinen Fall den Vortrag von Professor Naumann aus Bonn verpassen. Die Philosophische Fakultät war zwar nicht sein akademisches Zuhause, das war die katholische Theologie, aber einen Vortrag über ›Das Erwachen der deutschen Nation‹ konnte er sich nicht entgehen lassen.
    »Geht das nicht schneller?«, herrschte er den Fahrer an und klopfte mit seiner Peitsche auf dessen Schulter.
    In Gedanken ging Bruno die Regale der Buchhandlung durch. Er wusste genau, dass dort einige Ausgaben des ›Fabian‹ von Erich Kästner stehen mussten. Es würde ihm schwer fallen, dies den Flammen zu opfern. Ebenso wie ›Der fromme Tanz‹ von Klaus Mann.
    »Wir sind da«, unterbrach der Fahrer seine Überlegungen und hielt in der kleinen Straße vor der Buchhandlung, dessen Schaufenster nicht mehr aus Glas, sondern aus Zeitungspapier bestand.
    »Wie heißt das?« Bruno beugte sich vor und zischte dem Chauffeur, der ihn bereits als Kind von der Schule abgeholt hatte, wie eine Giftschlange ins Ohr.
    »Wir sind da, Rottenführer Schulze-Möllering«, presste der Mann auf dem Fahrersitz hervor.
    »Hast du eigentlich schon deinen Ariernachweis abgegeben?« Bruno hatte mit der Frage gewartet, bis der Fahrer ihm die Tür geöffnet hatte. Er sah, wie der Mann blass wurde. Natürlich wusste er, dass das nichts zu bedeuten hatte, aber die Zeiten kamen ihm entgegen. Menschen zu quälen, hatte ihm schon mit fünf Jahren Spaß gemacht.
    »Das solltest du schleunigst nachholen!« Was bei anderen wie eine Bitte oder ein Vorschlag geklungen hätte, klang bei Bruno wie ein Befehl oder eine Drohung. Dann erreichte er sein nächstes Opfer. Katharina Bessling erwartete ihn in der Buchhandlung.
    »Wo ist Weizmann?«, herrschte er sie an. Doch sie antwortete nicht, sondern zog nur die Schultern hoch.
    Diese Schlampe. Zuerst hatte sie ihn angemacht und dann behauptet, er habe versucht, sie zu vergewaltigen.
    Am liebsten hätte er sie gleich genommen, aber so viel Zeit hatte er nicht. Dieser Vortrag von Professor Naumann war wichtig für seine Karriere in der Partei, den durfte er nicht wegen eines solchen Flittchens verpassen.
    Er rannte durch den Laden und die Wohnung und kehrte das Unterste nach oben. Nichts. Kein einziges Buch von der Liste der 71 verfemten Autoren, die er auswendig gelernt hatte. ›Das Bauernhaus im Oldenburger Münsterland‹, wen interessierte das schon, ›Das Telgter Hungertuch‹, Religion war nun wirklich nicht mehr angesagt.
    Wütend verließ er das Haus, nicht ohne Katharina zu verkünden, dass er wiederkommen würde. Die Körperstellen, die er mit seiner Peitsche dabei berührte, ließen keinen Zweifel daran, was sie bei seinem nächsten Besuch erwartete.
    »Nach Hause!«, fuhr er den Chauffeur an, der bei laufendem Motor hinter dem Steuer gewartet hatte.
    Im Haus seiner Eltern stürmte Bruno ohne
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