Brainspam: Aufzeichnungen aus dem Königreich der Idiotie

die
komisch riecht. Die Hölle hat geschätzte sechs chemische Toiletten für 30.000
Sünder. Der Phönix selbst wird übrigens zerlegt, an knapp sechzig Geflügelbuden
frittiert und zu vier Euro die Portion an Blödmänner verschachert, die Herner
Hühner aus Kellerhaltung nicht von Fabeltieren unterscheiden können.
    Dorthin gehen wir nun.
     
    Vorher jedoch einige nützliche Tipps.
    Um den Wert seines Fahrzeugs zu erhalten, sollte man seinen
Wagen entweder vor’m Wochenende der Cranger Kirmes verkaufen oder einfetten und
vergraben.
    Man sollte ihn nur nicht zur Anfahrt benutzen.
    Andernfalls findet man sein Auto nach dem Kirmesbesuch mit
mindestens drei dieser fünf besonderen Kennzeichen vor:
    1.        Jemand
hat mit einem spitzen Gegenstand »Zehn nackte Friseusen« in den Wagen graviert,
und zwar mit Buchstaben, die lässig und ohne Hilfsmittel vom nächsten
GPS-Satelliten aus gelesen werden können.
    2.        Irgendwer
hat ihnen einen psychedelisch anmutenden Rohrschachtest auf die Motorhaube
erbrochen, und aus dem Gruppenzwang der Umnachteten heraus hat es ihm jemand
nachgetan. Und noch jemand. Und noch jemand.
    3.        Ein
Mann wie das Matterhorn, aber mit den Augen eines grenzdebilen Rottweilerwelpen
erhebt Anspruch auf Ihr Fahrzeug, weil es »auch schwarz und von VW und näher
anne Kirmes (wahlweise noch: dran) ist«. Jede Diskussion über unerhebliche
Fakten wie Unterlagen, die den Beweis führen, dass VW offenbar mehr als einen
Lupo gefertigt hat, schlagen garantiert fehl. Das Fleischgebirge aber garantiert
nicht.
    4.        Er
wird Ihnen schlicht gestohlen, weil in Crange zu Festzeiten der Bodensatz aus
den Hierarchien der Autoschlepperbanden aktiv ist; selbst wenn man einen Smart
mit Heckschaden hatte, wird dieser für 80 Euro an die russische Version des
Phantasialands verkauft und dann von Großindustriellen auf einem Autoscooter
für Leute, die schon alles haben, zu Klump gefahren.
    5.        Sie
finden ihn nicht mehr wieder, weil er unter sechzig Millionen Bierbechern
begraben ist und erst vor Beginn der nächsten Cranger Kirmes von Spezialkräften
aufgefunden wird – wenn er bis dahin nicht schon den erwähnten Schlitz für 50
$-Jetons hat und in Russland eiernd Runden dreht.
    Also die Bahn.
    Dinge, die zwingend mitgeführt werden müssen:
    Eine imitierte Gucci-Handtasche mit Druckknöpfen.
    Ein Farbausdruck, Motiv »Pitbull«.
    Können wir dann?
     
    1. Arsch frisst Hose
    Die Bevölkerung Hernes hat sich ebenso eingefunden wie eine
große Anzahl Klingonen in Jogginganzügen und ihre Freundinnen, samt und sonders
einem sehr günstigen Pornoplagiat von »West Side Story« entliehen: Das
Hinterteil des Mädchens vor mir ist gerade im Begriff, eine komplette »Miss
Sixty« Jeans in 44 herunter zu schlingen, und sie scheint es nicht zu bemerken.
Erst wenn ihr Arsch an den Stiefeln kauen würde, und sie daraufhin barfüssig
einem kurz ruhenden Besucher ins stoppelige Gesicht träte, würde sie stutzig.
    Mein Job ist es nicht, sie darauf aufmerksam zu machen, aber
als ich einen Moment nach oben schaue (Freefall-Tower; und ich hätte schwören
können, er bremst in Herne nicht vorm Erdboden ab, aber Leben bedeutet,
enttäuscht zu werden), ramme ich sie von hinten.
    »Willst du mich anmachen?« keift sie, ein fleischiges
Gesicht mit mehr Kajal als in allen Jonny Depp-Filmen zusammen, und ich
antworte:
    »Ja sicher.«
    Man darf nicht verneinen; das ruft Fragen wie »Bin ich
hässlich oder was?« auf den Plan, die zu weiteren Akten der Aggression führen.
Besser, die Sache mit ihrem Begleiter auszufechten.
    »Du machst meine Perle an, Kollege?«
    Mein Duellant ist schmal, die Haare gegelt wie Gustav Gans,
und ein Rubbel-Tribal aus der Bravo-Girl klebt auf seinem Arm.
    »Halt’s Maul. Oder möchtest du, dass ich DEN HIER auf dich
hetze, Luftpumpe?«
    Ich zücke ein Bild, der erstklassige Ausdruck einer um 20
Prozent vergrößerten reißenden Bestie – Pitbull, voller Amphetamine,
Kreuzberger Standard. Bubble-Jet 800, sehr brillante Farben.
    Er zittert. Wenn es möglich ist, dass einer ratz fatz »seine
Brüder« holt, ist es auch machbar, ruck zuck die staubsaugergroße Version des
weißen Hais herzuzaubern, denkt er wohl.
    Er hebt die Hände. Ich sehe, dass er sich mit einem Edding
Goldzähne gemalt hat.
    Dann trollen sie sich. Das funktioniert nur in Herne. Auf
dem Münchner Oktoberfest ist dringend angeraten, sich beizeiten ein
Lebkuchenherz mit der Aufschrift »Wenn