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Brainspam: Aufzeichnungen aus dem Königreich der Idiotie

Brainspam: Aufzeichnungen aus dem Königreich der Idiotie

Titel: Brainspam: Aufzeichnungen aus dem Königreich der Idiotie
Autoren: Torsten Sträter
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nicht mit mir?
    Oder kommuniziert er nur wie die Belegschaft aus STAR WARS?
    Han Solo: »Chewy, gib mir den Neuner.«
    Chewbacca: »Mööörrrraaaaahhhhmmmm.«
    Han Solo: »Nein. Den Neuner. Komm rüber damit.«
    Chewbacca: »Houuuhhhhhhhhmmmööööööök.«
    Han Solo: »Nein. Du hast Feierabend, wenn ich es dir sage,
verdammt.«
     
    »Pech«, murmelt er und entert den Scooter eines blondierten
Frettchens in Stretch.
    Ich fahre in eine Ecke, bleibe dort und verpulvere neun
Fahrchips, ohne auch nur einmal das Gaspedal zu treten. Ein billiger Triumph.
     
    5. Kraftspielereien
    Drei Geräte, die ein Muss sind, um die Tragödie und die
Unzulänglichkeit des Mannseins zu reflektieren.
Hau den Lukas.
Die dämonische Handpresse
Der Boxsack der Umnachteten.
    Man sollte diese Geräte am Ende seines Besuchs der Cranger
Kirmes frequentieren. Sie sind her- und aufgestellt worden, einem den Rest zu
geben.
    »Hau den Lukas« ist ein Spielzeug des Satans; die
Schlichtheit der Konstruktion steht in keinem Verhältnis zur Demütigung, falls
man so bescheuert ist, dem kantigen Charakterkopf und Kassierer einen Euro in
die Pranke zu drücken.
    Er gibt mir einen Hammer, und während ich aushole, um auf
die Fläche zu meinen Füßen zu dreschen, erblicke ich die Skala.
    Dort steht:
    0-20    
Arschgesicht
    20-40   
Bettnässer
    40-60   
Gutmütiger Schwachkopf
    60-100  Geisteskranke
Schlägersau
     
    Dort enden die Aufzeichnungen und ich benötige acht Schläge,
um mich vom Bettnässer weg zu arbeiten.
     
    Die dämonische Handpresse besteht aus einem erschreckend
analogen Bildschirm, an dessen Seiten zwei Pressflächen aus Stahl montiert sind
– und pressen ist Programm.
    Der Vorteil: Münzeinwurf. Kein Mutant, der nach jeder Aktion
»ARSCHGESICHT, NOCHMAL!« brüllt.
    Der Nachteil: Es gibt auf der Skala nur zwei Felder: »Du
bist ein Niemand« und »Du bist ein Wichser«.
    Ich presse wie ein Berserker und für zwölf Euro – ein
trostloses Vergnügen, aber zumindest als Wichser werde ich zukünftig viel
besser sein. Meine Handflächen brennen, als ich gehe.
     
    Der Boxsack der Umnachteten hängt in einem Gestell an
Ketten.
    Vor mir sind noch zweiundzwanzig Türken am Zug, die dem Sack
die Hucke voll dreschen – ganz oben auf der Skala steht »Supertyp«, aber auch
mein Vordermann, der vor Muskeln kaum laufen kann und aussieht wie eine
Kreuzung aus Sandokan und Hulk, kommt nur bis »Spülhilfe«.
    Ich kriege kalte Füße, bevor ich dran bin, nehme mir aber
vor, morgen mit einer Planierraupe gegen den Sack zu fahren.
     
    Zeit zu gehen.
    Bei »Aggis Grillspezialitäten« hole ich mir etwas
Phönix-Fleisch und fahre dann nach Hause.
    Jemand hat mir aufs Autodach gekackt und eine kleine
schwarz-rot-goldene Fahne hinein gesteckt, wie sie gelegentlich in
Buffetdekorationen zu finden sind.
    Mein Seat sieht mit zusammengekniffenen Augen ein bisschen
wie ein Streifenwagen aus - und ich höre auch Sirenen, fällt mir auf.
    Stimmt ja – heute spielt Schalke.
    Aber ich kann nicht überall sein.

Mein nackter Poe
     
    Anspruch:              
*
    Metapherndichte:    **
    Lerneffekte:           
****
    Romantik:              
*
    Action:                   
***
    Sex:                        
*
     
    Als ich die Augen aufschlug, war alles dunkel um mich.
    Ein künstlicher Geschmack in meinem Mund, als ich meine
Zunge bewegte.
    Ich versuchte mich aufzurichten.
    Nach wenigen Zentimetern stieß meine Stirn, ohnehin auf
befremdliche Weise taub, auf Widerstand.
    Man hatte mich lebendig begraben.
    Unter mir war nichts als kalte Fläche, über mir die
unnachgiebige Starre eines Deckels, der sich nicht bewegen ließ. Ich spürte
augenblicklich Panik in mir aufsteigen; was war mit mir passiert?
    Ich tastete mit fahrigen Fingern im Dunkel, suchte Ritzen
oder Vorsprünge, ein Luftloch, irgendetwas. Mein Atem ging stoßweise.
    Langsam, ermahnte ich mich trotz meiner Angst.
    Sonst würde ich bald den letzten Zug tun.
    Ich sah vor meinem geistigen Auge, wie der letzte Hauch
abgestandener Luft in meine Lungen gesogen wurde. Wie viele Liter Luft passen
in die Lunge?
    Wie lange, bis sie in sich zusammen fiel, bis ich einen
pneumomotorischen Schock erlitt?
    Was wäre das Letzte, was ich sehen würde? Das Licht ,
wie in »Stadt der Engel«?
    Würde ich davon schweben, meinen Körper von oben sehen
können?
    Nein. Ich glaubte nicht daran.
     
    Ich würde verrotten. Ich würde
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