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Bradshaw Gillian - Artus 02

Bradshaw Gillian - Artus 02

Titel: Bradshaw Gillian - Artus 02
Autoren: Das Koenigreich des Sommers
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könntest. Kannst du jetzt nicht aufwachen?«
»Ich bin aufgewacht. Sie ist tot. Und was die Liebe angeht, Bruder, ich habe dich einmal geliebt. Deshalb hasse ich dich jetzt um so mehr.« Medrauts Mund verzog sich wieder zu diesem spöttischen Lächeln, und seine Augen glitzerten. Sein Haar leuchtete im Lampenlicht. Neben ihm wirkte Gawain wie ein Schatten. »Aber vielleicht sollte ich gehen und deinen süßen Traum vom Licht anschauen, Bruder. Ich glaube, das werde ich wohl. Ich will Rhuawns Angebot akzeptieren. Ich will nach Camlann gehen, um meinen Vater zu besuchen.«
Gawains Augen weiteten sich nur ein bißchen, aber ein Edelstein blitzte an seinem Halsreif, als er zu schnell Luft holte. Medraut bemerkte es und lachte.
»Ja, meinen Vater. Ich weiß es jetzt, wie du siehst. Mutter hat es mir erzählt. Nachdem Agravain sein Schwert benutzt hatte.« Er schlug hart auf das Heft seines eigenen Schwertes, hart genug, um sich weh zu tun, aber kein Schmerz zeigte sich in seinem Gesicht. Nur ein intensiver Blick, der fast verzweifelt wirkte. »Agravain hatte Angst, weißt du, und er machte seine Sache schlecht. Und dann bekam er noch mehr Angst und rannte hinaus. Ich war gerade aufgewacht aus dem Scheintod, in den deine Zaubereien mich geschickt hatten, aber ich kam zu ihr. Er hatte fest zugeschlagen, von der Basis ihres Halses durch das Schlüsselbein, fast bis zum Herzen. Aber sie lebte noch. Und sie sprach mit mir. Sie sagte, sie hätte mich immer geliebt, nur mich, und niemanden außer mir. Das hat sie gesagt, hörst du!« Gawain schüttelte traurig verneinend den Kopf. »Sie hat es gesagt. Und dann sagte sie noch: ›Und jetzt erfülle unsere Pläne, wenn du mich liebst. Geh zu deinem Vater.‹ Und ich sagte: ›Der Mann, den sie meinen Vater nennen, ist tot. Wen also meinst du?‹ Und sie lächelte.« Zum erstenmal verließ Medrauts Blick das Gesicht seines Bruders, und er starrte zur Tür, in die Nacht. »Sie hat dieses Lächeln gelächelt, bei dem einem das Herz stehenbleibt, dieses Lächeln, das niemand mehr sehen wird. Aber als sie sprach, da sprudelte ihre Stimme vom Blut. Sie sagte: ›Zu deinem wirklichen Vater, der dich in Britannien zeugte, in jenem Sommer, als Uther Pendragon war. Geh zu meinem Bruder Artus nach Camlann. Geh zu deinem Vater.‹ Zuerst wußte ich nicht, was sie meinte. Aber dann verstand ich, und sie wußte, daß ich verstanden hatte. Sie starb lächelnd. Und dann… dann habe ich Holz um die Hütte gelegt und es angezündet und zugesehen, wie es brannte, bis nur noch Asche da war. Sie ist tot, meine Mutter. Soll ich jetzt zu meinem Vater gehen?« Er lächelte wieder, aber das Lächeln wurde zu einer Grimasse des Schmerzes. Seine Schultern zuckten, seine Hände waren geballt, aber die ruhigen, kalten Augen waren wieder auf Gawain geheftet. Mir war übel.
»Medraut!« Gawain hob in hilflosem Mitleid eine Hand.
»Tod euch allen!« flüsterte Medraut, und dann erhob er die Stimme zu einem Schrei der Qual und Wut. »Tod und Untergang euch allen, ihr Verräter, ihr mörderischen, raubenden, ehrabschneiderischen…« Der Schrei wurde zu einem wahnsinnigen Kreischen, und dann drehte er sich um und stürzte aus dem Zimmer in die Nacht. Die Tür knallte hinter ihm zu.
Gawain schaute die Tür an, seine Hand war noch immer erhoben. »Medraut«, flüsterte er, und dann senkte er langsam die Hand. Seine Finger schlossen sich, streckten sich wieder. »Medraut.« Ich konnte mich nicht bewegen. Das Feuer zischte laut in der Stille, und die Schatten flackerten um den Herd.
Nach einer Minute setzte sich Gawain auf das Bett. Er sah mich an. Nach einem weiteren Augenblick sagte er: »Es ist wahr«, und seine Stimme war sehr ruhig.
»Artus ist sein Vater?«
»Ja.«
»Inzest? Wo Artus ihr größter Feind war wie auch ihr Bruder?«
»Ja.« Gawain nickte müde und rieb sich mit einer Hand über den Schenkel. Er schaute ins Feuer. »Mein Herr wußte damals nicht, daß er Uthers Sohn ist. Erst etwa einen Monat später, als er für den Pendragon irgendeinen kleinen Feldzug führte und seine Sache gut machte, zog er Uthers Aufmerksamkeit auf sich. Als Uther ihn in seiner Truppe suchte, entdeckte man, daß mein Herr Uthers Sohn war. Meine Mutter wußte es schon vorher. Das war der Grund, warum sie ihn verführte.« Er schaute mich wieder an und sagte einfach und ruhig: »Du wirst niemandem etwas davon erzählen. Es würde meinem Herrn schaden.«
»Sie werden es erraten, wenn er nach Camlann geht. Er sieht wie Artus
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