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Bradshaw Gillian - Artus 02

Bradshaw Gillian - Artus 02

Titel: Bradshaw Gillian - Artus 02
Autoren: Das Koenigreich des Sommers
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in Scheiben schnitt, den sie aus der Küche mitgenommen hatte. Der Tag war eigentlich zu warm, als daß man hätte heizen müssen. Aber die Flammen und die leisen, knisternden Geräusche des Feuers wirkten beruhigend. Als es gut brannte, setzte ich mich neben Eivlin und legte den Arm um sie. Zusammen sahen wir zu, wie der Rauch aufstieg. Ich versuchte, nicht an Agravains Gesicht zu denken. »Was für ein Mann war eigentlich dieser Agravain?« fragte Eivlin nach kurzer Zeit.
Ich nahm ein Stück Brot und dachte darüber nach. »Ein wahrer Krieger von der Art, die du so haßt. Wild, launenhaft, hitzig, aber fröhlich und großzügig denen gegenüber, die ihm gleichgestellt sind. Ein wilder Kämpfer, ein wilder Säufer und ein Mensch, der felsenfest daran glaubt, daß man Diener verprügeln muß, damit sie nicht zu hochnäsig werden. Gott verzeih mir, aber ich hab’ ihn nie gemocht.«
»Und jetzt hat er meine Herrin umgebracht, seine eigene Mutter. Und der Gedanke an diese Tat wird sich in sein Herz einfressen, wie der Brand sich in eine Wunde einfrißt.«
Ich nickte. »Mein Herr hatte recht. Agravain hat sich selbst vernichtet. Eivlin, mein Herz, es ist bitter, daran zu denken. Er hat es wirklich nicht verdient. Genug Edles war in ihm: Mut, Ehrlichkeit, große Treue zu denen, die er liebte. Du kennst den königlichen Clan und die Truppe von den Inseln. Glaubst du auch, daß man ihn aus seiner Familie ausstoßen wird?«
»Ach nein. Die Krieger haben Agravain immer zurück gewollt, und sie sprachen von ihm, wann immer sie Angst vor Morgas hatten. Und der königliche Clan hat Morgas immer gehaßt, obwohl sie von allen noch mehr gefürchtet als gehaßt wurde. Man wird schnell mit Entschuldigungen bei der Hand sein für diesen Herrn, jetzt, wo meine Herrin tot ist.«
Gut. Dann konnte er nach Hause gehen und bei seinem Clan sein. Die Truppe würde ihn ehren, und vielleicht würde er in ein paar Jahren sogar König werden. Aber ich hatte in seinen Augen eine wahnsinnige, elende Qual gesehen. Ich war sicher, daß es nicht mehr als ein paar Jahre dauern würde. Ein Fluch? Nein, dachte ich, wenigstens nicht im Sinne irgendeines schwarzen Zauberspruches, der Eivlin fast getötet hatte. Aber die Frau, Morgas, war seine Mutter gewesen, und er hatte sich nie mit ihr verstanden. Und jetzt hatte er sie ermordet und konnte sich nie wieder mit ihr verständigen. Morgas war tot. Ich erinnerte mich an ihre schrecklichen Augen und ihre sanfte Stimme. Selbst im Tod konnten diese Augen noch immer das Leben einsaugen. Die Finsternis war noch anwesend, und sie war nicht weniger wild und drohend, weil Morgas von den Orcades tot war.
Die Tür der Hütte wurde aufgerissen, und ich fuhr aus meinen brütenden Gedanken auf. Ich sah Rhuawn. Er starrte erstaunt zurück, und dann grinste er. »Rhys! Du bist also in Sicherheit. Das freut mich. Und du bist die Dienerin der Königin, Eivlin…«
Ich stand auf. Ich putzte mir die Brotkrumen von der Tunika. Eivlin stand auch auf und beäugte Rhuawn mißtrauisch. »Viel Gesundheit, Rhuawn«, sagte ich.
Er nickte energisch. »Aber was ist mit dir passiert? Wie bist du zurückgekommen? Ich sage dir, Rhys, in den letzten paar Tagen war alles so wirr wie in einem Alptraum. Ich habe gehört, daß auch Gawain wieder da ist. Ich sagte es Medraut durch die Tür – er hat sich ins Zimmer der Königin eingeschlossen und will mit niemandem reden. Vor ein paar Tagen hat er gesagt, du hättest Ärger mit Maelgwyns Männern gehabt…«
»Rhuawn…« unterbrach ich ihn.
Er runzelte die Stirn. »Komm. Ich weiß, ich hab’ dir einen Schlag versetzt und ein paar harte Worte an den Kopf geworfen, als du unverschämt geworden warst. Aber trag mir das nicht mehr nach.« Er ließ sich auf das andere Bett fallen und winkte locker mit der Hand, damit wir uns auch wieder setzten. Während er sich nach vorn beugte und die Hände zwischen die Knie klemmte, fuhr er fort: »Du warst unverschämt, aber, weiß Gott, du hast aus Treue so gesprochen. Du hast nicht die Schuld daran, daß du die Situation mißverstanden hast, und mir ist der Kragen geplatzt, und ich bin weiter gegangen, als ich vorhatte. Ist alles wieder gut?« Er streckte die Hand aus und lächelte ein wenig. Nach einem Augenblick des Zögerns schlug ich ein. Ob er nun in Medrauts süße Reden eingesponnen war oder nicht, Rhuawns Entschuldigung war ehrlich gemeint.
»Es ist alles gut, wenn es dir gutgeht, Herr. Obwohl ich glaube, daß ich die Situation wohl verstanden
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