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Boys Dont Cry

Boys Dont Cry

Titel: Boys Dont Cry
Autoren: Malorie Blackman
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erinnerte, wusste nicht, wo sie jetzt wohnte. Dann kam mir eine andere Idee. Über das Handy loggte ich mich bei Facebook ein. Wenn Mel bei Facebook war, konnte ich ihr vielleicht eine Nachricht schicken oder herausfinden, ob wir gemeinsame Freunde hatten, die ihren Aufenthaltsort kannten. Aber Fehlanzeige, sie war auch nicht bei Facebook angemeldet. Ich versuchte es mit jeder Variation ihres Namens, die mir einfiel – Mel, Melanie, Lanie, Lani, ihrem ersten Vornamen, ihrem zweiten Vornamen und ihrem Nachnamen in allen möglichen Kombinationen – erfolglos.
    Ich hatte ehrlich die Schnauze voll.
    Ich musste hier weg.
    Als ich zur Haustür stürzte, hüllte mich das Gebrüll des Babys ein. Packte mich. Erstickte mich. Ich öffnete die Tür und sämtliche Instinkte rieten mir, einfach loszurennen .
    Nur raus hier.
    Weg!
    Doch das Baby im Wohnzimmer hörte nicht auf zu jammern …
    Ich knallte die Haustür wieder zu, drehte mich um und lief die Treppe hinauf, immer zwei oder drei Stufen auf einmal nehmend, bis ich in meinem Zimmer war. Dort warf ich mich aufs Bett und starrte auf das Poster von Beyoncé an der Decke.
    Was sollte ich bloß tun?
    Ich konnte nicht einfach nur daliegen und nichts tun.
    Ich musste Melanie dazu bringen, zurückzukommen und ihr Kind mitzunehmen. Aber wie, ohne ihre derzeitige Handynummer und ihre neue Adresse? Ich wusste ja nicht einmal den Namen ihrer Tante. Die Wände schienen auf mich zuzukommen und es gab nichts, was ich dagegen tun konnte.
    Ich starrte durch die Decke hindurch ins Nichts – und wartete.
    Auf eine Idee.
    Auf eine Inspiration.
    Auf Mels Rückkehr.
    Auf das Ende dieses Albtraums.
    Darauf, dass mein Wecker klingelte und ich aufwachte.
    Auf einen Ausweg …
    Und ich wartete.
    Nach etwa zehn Minuten wurde das Brüllen unten leiser und legte sich schließlich ganz. Aber ich rührte mich daraufhin nicht vom Fleck, sondern zählte die Sekundenbruchteile, während ich auf das metallische Klirren wartete, das Geräusch des Schlüssels, der sich im Schloss der Haustür drehte.

7 ADAM
    »Ich geh da nicht hin, Dad.«
    »Zum Kuckuck noch mal.« Dad packte das Lenkrad merklich fester. »Adam, es dreht sich lediglich um eine Blutabnahme und eine Computertomographie. Weiter nichts. Warum machst du so ein Theater?«
    »Ich geh da nicht hin.«
    Dad seufzte lang und aus tiefster Seele, aber wenn er glaubte, ich würde scherzen, war er auf dem Holzweg. Keine zehn Pferde brächten mich noch einmal in ein Krankenhaus. Dachte Dad denn tatsächlich, ich sei noch zu jung gewesen, um mich daran zu erinnern, was mit Mum geschehen war? Da täuschte er sich aber gewaltig. Mum war vor meinen Augen dahingesiecht, während die Ärzte und das Krankenhaus ihr das Leben ausgesaugt hatten. Dad verstand das nicht. Ebenso wenig wie Dante. Sie hatten geglaubt, ich wäre damals noch zu klein gewesen, um etwas mitzubekommen, deshalb hatten sie meine Fragen nie richtig beantwortet und mich immer nur abgewimmelt, wenn ich etwas über Mums Zustand und ihre Krankheit erfahren wollte. Ich bin doch nicht dumm. Ich weiß, dass Mum an Gebärmutterhalskrebs gestorben ist. Klar weiß ich das. Aber sie wollte nach Hause. Sie hasste das Krankenhaus, das hat sie mir gesagt. Doch sie ließen sie nicht gehen.
    »Doktor Planter hält die Tests für eine reine Vorsichtsmaßnahme«, erklärte Dad.
    »Aber sie ist auch der Ansicht, dass es wahrscheinlich nichts Ernstes ist, sondern nur eine Folge der Hitze in Kombination mit meiner Erschöpfung und dem zusätzlichen Stress wegen meiner Prüfungen«, erinnerte ich Dad.
    »Schon, aber die Untersuchungen tun ja nicht weh«, führte Dad an.
    Ich drehte mich weg und sah aus dem Fenster. Hier war jedes Argumentieren zwecklos. Bis wir einen Termin für das CT hatten, waren meine Kopfschmerzen bestimmt ohnehin vorbei.
    Erst als wir bereits in unsere Straße einbogen, kam Dad auf die Idee, das Radio einzuschalten. Wozu, wo wir doch in weniger als einer Minute zu Hause waren? Wir würden höchstens noch eine Strophe hören. Sobald Dad das Lied erkannte, stimmte er ein. Und es klang unsäglich. Er konnte einfach keinen Ton halten.
    »Dad, du singst schrecklich«, platzte ich heraus.
    Wir hielten vor dem Haus und Dad stellte den Motor ab. »Ihr Kinder wisst eben meinen einzigartigen Gesangsstil nicht zu schätzen«, erklärte er mir leichthin.
    »Das glaubst du ja wohl selbst nicht.« Ich öffnete die Tür und stieg aus dem Auto – dieses Gejaule war schier unerträglich. Ich
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