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Boys Dont Cry

Boys Dont Cry

Titel: Boys Dont Cry
Autoren: Malorie Blackman
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Schultern, sprach ich mit dem Teppich.
    »Warum sollte sie ihre Tochter hierlassen, Dante?«
    Schweigen.
    »Dante, ich habe dich etwas gefragt.«
    »Sie hat gesagt … Melanie hat gesagt … es wäre auch meine Tochter. Sie hat gesagt, ich bin der Vater.«
    Das lange, tiefe Schweigen, das auf diese Eröffnung folgte, zwang mich den Kopf zu heben, wenn auch nur widerstrebend. Langsam setzte ich mich auf. Ich musste wissen, was Dad in diesem Augenblick dachte und fühlte, egal wie schmerzhaft es sein mochte. Dad starrte mich mit weit aufgerissenen Augen an, vor Schreck und Überraschung stand ihm der Mund offen. Das Begreifen kostete ihn sichtlich Mühe.
    »Sie ist deine Tochter?«, fragte er, die Augen fest auf mein Gesicht geheftet.
    »Ich weiß es nicht.«
    »Aber sie könnte es sein?«
    »… Ja«, murmelte ich.
    »Du verdammter Vollidiot«, sagte Dad mit Nachdruck. »Du dummer, dummer …«
    Seine Stimme war zu leise. Zu ruhig. Viel zu ruhig. Er sollte laut werden. Brüllen.
    Dad schloss die Augen und wandte sich von mir ab. Als er sie wieder öffnete, konnte er mir immer noch nicht ins Gesicht schauen. Und verflucht, mir tat das Atmen weh, während ich ihn ansah. Als sein Blick schließlich wieder meinem begegnete, nagelte er mich wie ein Laserstrahl in meinem Sessel fest. Langsam schüttelte Dad den Kopf.
    Na los, Dad. Mach mich zur Schnecke, gib mir alle Schimpfnamen unter der Sonne. Nenn mich dämlich … leichtfertig … verantwortungslos … bescheuert … fahrlässig – das waren nur ein paar der Worte, die sich bereits in meinem Kopf abspulten.
    »Wie konntest du so verdammt dumm sein?«
    Aha, jetzt kam es. Seine Stimme wurde kälter.
    »Um dich habe ich mir nie solche Sorgen gemacht wie um Adam, weil ich glaubte, du würdest einen gesunden Menschenverstand besitzen. Deine Mutter hat immer gesagt, du seist der Vernünftige. Adam sei der Idealist, der Träumer, du aber würdest mit beiden Beinen auf der Erde stehen.« Unter Dads verachtungsvollem, zornigem Blick zerriss es mich innerlich fast. »Soll ich dir mal was sagen? Zum ersten Mal bin ich froh, dass deine Mutter das nicht mehr miterleben muss.«
    Der letzte Pfeil, den er abgeschossen hatte, traf genau ins Ziel. Er saß richtig tief.
    Dads Stimme wurde wieder unnatürlich ruhig. »Dante, ich weiß nicht, was ich dir sagen soll. Ich bin so enttäuscht von dir. Du hast nicht nur meine, sondern auch deine eigenen Hoffnungen zerstört.«
    Als hätte ich das nicht eh schon gewusst.
    Dad schüttelte den Kopf. »Du begreifst es einfach nicht, was? Ich habe mir gewünscht, dass du nach Höherem strebst als danach, mit siebzehn ein Kind in die Welt zu setzen. Himmel noch mal. Ich dachte, ich hätte dafür gesorgt, dass du mehr auf dem Kasten hast, als einem solchen Klischee zu entsprechen.«
    Glaubte Dad im Ernst, dass ich es mir so ausgesucht hätte? Ich wollte etwas aus meinem Leben machen, jemand sein. Ich wollte nichts von alledem hier. Begriff er das nicht?
    Dad sah auf das Bündel herab, das sich in seinen Armen wand. »Ihre Mutter ist also abgehauen und hat dich mit dem Baby allein gelassen?«
    Ich nickte.
    Dad lächelte bitter. »Ironie des Schicksals.«
    »Wie meinst du das?«
    »Gewöhnlich macht sich der Kerl aus dem Staub, nicht die Frau«, sagte Dad. Er kam zu mir herüber. »Na los. Nimm sie.«  
    »Wie bitte?«
    »Hast du deine Tochter noch nicht auf dem Arm gehabt?«
    Ich schüttelte den Kopf. Nur auf Armeslänge weggehalten, als Mel in die Küche gegangen war. »Nicht so richtig«, sagte ich. Außerdem wollte ich es auch gar nicht. Merkte er das nicht?
    »Nimm sie mir ab, Dante.«
    »Und wenn ich sie fallen lasse?«
    »Das wirst du nicht«, versicherte Dad. »Nimm sie ruhig, nur keine Scheu.«
    Ich rührte mich keinen Millimeter. Ich wollte dieses Ding nicht halten. Aber einer von uns musste nachgeben, und ich wusste, dass es nicht Dad sein würde. Also nahm ich das Ding und hielt es ungeschickt auf dem Arm. Es wand sich unter meinem Griff und schien kurz davor, wieder in Tränen auszubrechen.
    »Halt sie richtig!«, sagte Dad.
    Und wie verdammt sollte das gehen? In meiner Panik, es fallen zu lassen, drückte ich es enger an meine Brust und verlagerte es so, dass seine Wange an meiner Schulter lag. Zum Glück beruhigte es sich und war still. Es hob eine der winzigen, zur Faust geballten Hände nach oben, sodass sie an meinem T-Shirt ruhte. Ein Babygeruch, nach Babylotion und Milch, ging von ihm aus. Sein Körper war warm. Sein Haar
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