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Boy Nobody: Ich bin dein Freund. Ich bin dein Mörder. (German Edition)

Boy Nobody: Ich bin dein Freund. Ich bin dein Mörder. (German Edition)

Titel: Boy Nobody: Ich bin dein Freund. Ich bin dein Mörder. (German Edition)
Autoren: Allen Zadoff
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die ich zu mir nach Hause einlade. Und denen ich vertraue.«
    »Du vertraust mir?«
    »Sag ich doch.«
    Der Schrank auf dem Fahrersitz hüstelt. Will er Jack warnen oder sich in Erinnerung rufen? Vielleicht hat’s ja auch gar nichts zu bedeuten. Nur ein Kratzen im Hals.
    »Wenn das so ist, könntest du mir doch hundert Dollar leihen, oder?«
    »So sehr vertrau ich dir nun auch wieder nicht«, sagt Jack und lacht.
    Er boxt mich gegen den Arm.
    Ich lass es mir gefallen.

Am Sicherheitstor tippt der Schrank einen Code ein.
    Das große Metalltor gleitet zur Seite und gibt den Blick auf eine lange Auffahrt frei.
    Wir fahren ein paar Meter und halten vor einem Wachhäuschen. Der Schrank nickt dem Wachmann zu und hält zwei Finger hoch: zwei Personen. Jack und ich. Der Wachmann notiert es sich auf einem Klemmbrett. Er hat mich schon öfter gesehen und winkt uns durch.
    Wir fahren weiter. Hinter einer scharfen Kurve kommt das Haus in Sicht. Ziemlich groß, aber nichts Bombastisches. Der Schrank setzt uns vor dem Eingang ab.
    Jack tippt den Sicherheitscode ein.
    Es piept kurz.
Haustür offen
, sagt eine Computerstimme.
    Als die Tür wieder zufällt, piept es noch einmal.
Haustür geschlossen
, sagt die Stimme.
    Jacks Vater kommt mit einem Bier in der Hand in den Flur geschlendert. Er heißt Chen Wu, aber seine Freunde nennen ihn John. Er ist der Chef einer Hightechfirma, die jede Menge Geschäfte mit der Regierung macht.
    Und er gibt einen Haufen Geld für seine Sicherheit aus.
    Warum tut er das? Weil es ihm gefällt. Weil man sich ungeheuerwichtig fühlt, wenn man von lauter schwer bewaffneten Typen umgeben ist. Und es beruhigt einen natürlich. Außerdem fühlt sich seine Frau sicherer und macht ihm nicht mehr die Hölle heiß.
    Aber Mr   Wu ist nicht der Einzige mit einem Sicherheitsfimmel. Die ganzen Wirtschaftsbosse haben’s mit der Angst gekriegt, als letztes Jahr das Kind eines Industriebonzen umgebracht wurde. Es wurde in den Osterferien bei einem Entführungsversuch in Mexiko erschossen. Und jetzt sind sie die reinsten Sicherheitsfanatiker. Reiche Kids wie Jack können nicht mal aufs Klo gehen, ohne dass ein ganzes Spezialkommando in Aktion tritt.
    »Hallo, Jungs«, begrüßt uns Jacks Vater.
    »Hallo, Dad. Ich muss dringend pissen. Sorry, auf die Toilette, mein ich natürlich.« Jack dreht sich um und geht zur Treppe.
    »Ich kann aber nicht lang bleiben«, sage ich.
    »Was, du willst schon wieder weg?«, fragt Jack enttäuscht.
    »Ich muss meine Mutter anrufen. Bei ihr müsste’s jetzt Vormittag sein, glaub ich.«
    »Scheiße, Mann«, sagt Jack. Er sprintet die Stufen hoch.
    »Willst du was Kaltes trinken? So viel Zeit hast du doch sicher noch«, sagt Jacks Vater.
    »Vielleicht ein Bier?«
    »Wie alt bist du denn?«
    »Sechzehn.«
    »Vergiss es, mein Junge. Mehr als ’ne Cola ist nicht drin.«
    Ich zucke mit den Schultern, als wäre ich frustriert, und folge ihm in den Hobbyraum.
    »Wie war das Spiel?«, fragt Jacks Vater.
    »Super. Sie sollten sich wirklich mal eins ansehen.«
    »Highschool-Baseball ist nicht so mein Ding.«
    Aber Jacks Ding. Das wäre doch Grund genug.
    Diese Managertypen sind alle gleich. Mr   Wu arbeitet Tag undNacht. Außer freitagabends. Das ist die einzige Zeit, in der er ausspannen kann, und die will er nicht gerade mit seiner Familie verbringen. Nachdem er sich erholt hat, arbeitet er wieder das ganze Wochenende. Na ja, seine Sache.
    Weil Freitagabend ist, ist er hier. Genau wie ich.
    Das ist das Entscheidende.
    Wir gehen in die Küche. Inzwischen sind wir beim Thema Profibaseball gelandet. Hier in Boston sind es natürlich die Red Sox, über die man redet.
    Mir fällt auf, dass in dem teuren Messerblock auf der Küchentheke ein Messer fehlt. Nach dem Schlitz zu urteilen, muss es ein ziemlich großes Messer sein – eine ideale Waffe.
    Ich schaue mich um. Mein Blick bleibt an der Spüle hängen.
    Das Messer liegt auf einem Schneidebrett neben der Spüle, etwa drei Meter von uns weg. In sicherer Entfernung.
    Ich entspanne mich und atme tief aus. Dann setze ich mich an den Küchentisch, greife in meinen Rucksack und hole einen Kugelschreiber heraus.
    Jacks Vater, der am Kühlschrank steht, sieht mich fragend an.
    »Machst du dir Notizen?«
    »Mich interessiert’s eben, was Sie von den Red Sox erzählen.«
    Jacks Vater lächelt. Ich lächle zurück.
    Im Zweifelsfall mitspielen.
    Ich drehe an der Kappe und drücke zweimal darauf, sodass die Spitze herausspringt.
    Jacks Vater beugt sich
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