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Bote ins Jenseits

Bote ins Jenseits

Titel: Bote ins Jenseits
Autoren: Hauke Lindemann
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ihn, als er bemerkte, dass sie sich nicht bewegte, sondern so verhielt, wie er es von ihr erwartete. Große Erleichterung durchströmte ihn, als er, immer noch auf dem Boden liegend, die Schadensmeldungen aus allen Bereichen seines Körpers abrief, mit dem Ergebnis, dass er keine Schmerzen verspürte. Es ging ihm sogar ausgesprochen gut!
    Er stand auf, drehte versuchsweise die Schultern und ließ seinen Kopf kreisen. Alles schien zu funktionieren. Er sah zu seinem Schreibtisch und bemerkte das offene Etui. Wo war die Spritze? Und wo war die Durchstechflasche?
    Er blickte nach links.
    Neben Tibbes Schreibtisch lag die Spritze auf dem Boden. Er musste sie, kurz bevor er gefallen war, weggeworfen haben, konnte sich jedoch nicht mehr daran erinnern. Er schnaubte und unterdrückte das Bedürfnis zu lachen. Irgendetwas war nicht richtig. Wo war die Durchstechflasche? Hatte er sie auch weggeworfen?
    Er drehte sich um und sah den Körper eines Mannes auf dem Boden liegen. Kamp klappte das Kinn nach unten. Der Mann lag auf dem Rücken. Sein Kopf wirkte auf groteske Weise verdreht. Zumindest berührte die Stirn des Mannes fast die Schulter. Seltsamerweise hatte dieser Mann eine frappierende Ähnlichkeit mit ihm. Er trug sogar die gleiche Kleidung wie er!
    Kamp ging in die Knie. Er hatte schon mal von Astralreisen gehört, hatte es sogar selbst versucht. Der Erfolg war allerdings ausgeblieben. War es möglich, dass die Wucht des Aufpralls, in Verbindung mit der vorausgehenden Extremsituation, ihn aus seinem Körper geschleudert hatte? Das war eine faszinierende Vorstellung und würde seine gute Verfassung erklären… wenn nur der Kopf nicht so unnatürlich verdreht gewesen wäre.
    Anstatt erregt zu sein, war er jedoch erstaunlich ruhig. Er empfand sogar eine gewisse Freude, als er den Aufenthaltsort der vermissten Durchstechflasche ausmachen konnte. Sie befand sich, fest umklammert, in der rechten Hand… seines Körpers. So musste er wenigstens nicht danach suchen.
    Ein weiteres Detail, welches darauf wartete, von ihm bemerkt zu werden, drang jetzt endlich in sein Bewusstsein vor. Etwa einen Meter hinter seinem Körper befand sich eine Tür. Er arbeitete jetzt schon fünf Jahre in diesem Büro und war von daher ganz sicher, diese Tür noch nie vorher gesehen, geschweige denn geöffnet zu haben. Erschwerend kam hinzu, dass sie mitten im Raum stand, was den eigentlichen Zweck einer solchen Vorrichtung ad absurdum führte.
    Kamp stieg über sich selbst hinweg und ging auf die Tür zu.
    Auf den ersten Blick war sie sehr schlicht. Erst auf den zweiten Blick fielen ihm ihre strahlend weiße Farbe und die beiden großen, hellblauen, perlmuttartig glänzenden Flügel auf, die sich im oberen Drittel befanden. Sie waren nicht einfach aufgemalt, sondern setzten sich richtig von der Türoberfläche ab und wirkten damit dreidimensional.
    Ebenfalls bemerkenswert war der Schriftzug unter den Flügeln. Er hatte solche Buchstaben noch nie gesehen, da war er sicher. Selbst wenn es Kyrillisch gewesen wäre, was es nicht war, hätte es ihm also unmöglich sein müssen, sie zu entziffern. Trotzdem konnte er lesen, was dort stand.
     
    BITTE KOMM HEREIN!
     
    Was hatte das alles zu bedeuten?
    Kamp hatte den Umstand, dass er sich nicht in seinem Körper befand, schon wieder vergessen. Es gab jetzt nur noch diese Tür, und seine Hand war schon auf dem Weg zur Klinke. Im letzten Moment zog er sie wieder zurück und ging um die Tür herum. Auf ihrer Rückseite war sie einfach nur weiß, nicht so strahlend und regelrecht den Raum erhellend wie die Vorderseite. Es befanden sich dort auch weder Flügel noch Schriftzeichen. Nicht mal eine lausige Klinke gab es. Was auch immer es mit dieser Tür auf sich hatte, sie funktionierte nur von einer Seite.
    Kamp ging zurück zu ihrer Vorderseite. Der Glanz der Flügel faszinierte ihn, zog ihn regelrecht an. Er brachte sein Gesicht so nahe wie möglich heran, sodass seine Nasenspitze fast die Tür berührte. Aus dieser Nähe konnte er eine gewisse Struktur im Glanz der Flügel erkennen, die sich in einer langsam fließenden Bewegung befand.
    Er hielt es nicht mehr aus, er musste wissen, was geschehen würde, wenn er sie öffnete. Diesmal drückte er die Klinke herunter und stieß die Tür auf. Seine Augen wurden groß, und er öffnete den Mund, um etwas zu sagen, schloss ihn jedoch gleich wieder, da ihm nichts Passendes einfiel.
    Er sah in einen etwa drei mal drei Meter großen Raum, der vom gleichen strahlenden
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