Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bote ins Jenseits

Bote ins Jenseits

Titel: Bote ins Jenseits
Autoren: Hauke Lindemann
Vom Netzwerk:
ihm?«, fuhr Tibbe dazwischen und ging zwei Schritte auf sie zu, bevor er gegen Gregors Blick prallte.
    Gregor erhob sich und ging seinerseits auf Tibbe zu. Keine dreißig Zentimeter vor ihm blieb er stehen und sah ihm tief in die Augen.
    »Noch haben Sie die Möglichkeit, Ihren Teil zur Gerechtigkeit beizutragen und Ihr Gewissen zu erleichtern. Wenn Sie sich freiwillig den Behörden stellen und den Mord zugeben, wird man das positiv für Sie auslegen, da bin ich mir sicher. Übrigens nicht nur hier.«
    Tibbe zeigte sich wenig beeindruckt. »Pah, ich bin doch nicht bescheuert! Ich habe meinen besten Freund nicht umgebracht, um mir anschließend all die Vorteile, die sich durch seinen Tod für mich ergeben, durch die Lappen gehen zu lassen! Meine verbesserten Lebensumstände wiegen eindeutig schwerer als sein Verlust oder mein schlechtes Gewissen, also kommen Sie mir nicht so. Wer sind Sie überhaupt, dass Sie sich einbilden, mir irgendwelche mildernden Umstände versichern zu können? Von der Polizei sind Sie nicht, so viel dürfte mal feststehen. Und das mit dem Detektiv glaube ich Ihnen auch schon lange nicht mehr!«
    »Was bist du doch für ein dreckiger, kleiner Egoist! Nein, ich bin nicht von der Polizei. So viel Glück hättest du auch nicht verdient! Du hast dich mit einem viel schlimmeren Gegner angelegt, jemandem, dem du nicht gewachsen bist, du kleiner Wurm! Bleibt es dabei, dass du dich nicht stellst?«
    Nun trat eine Veränderung bei Gregor ein. Kamp und seine Schwester spürten es. Sie sahen es sogar – zumindest einen Bruchteil davon.
    Die Luft schien sich zu verändern. Sie wurde dicker und schien zu flackern, wie Luft, die von dem heißen Asphalt einer Wüstenstraße aufsteigt. Die Lichtwellen um ihn herum fingen an, sich zu brechen und veränderten den für das menschliche Auge wahrnehmbaren Farbton, als würde seine Aura sichtbar werden.
    Der Einzige, der davon noch nichts wahrzunehmen schien, war ein sichtbar genervter, aber auch entschlossen wirkender Peter Tibbe, der versuchte, einen möglichst gelassenen Eindruck zu machen.
    »Selbstverständlich bleibt es dabei! Warum sollte ich meine Meinung ändern? Weil Sie hier den dicken Max markieren? Mich beeindruckt das nicht sonderlich. Es wäre wirklich besser, wenn Sie nicht weiter Ihre und vor allem meine Zeit verschwendeten und endlich gingen. Sonst rufe ich nämlich wirklich noch die Polizei und bekomme Sie wegen Hausfriedensbruch dran! Was halten Sie davon?«
    Tibbe sah an Gregor vorbei zu Kamp.
    »Und dir, alter Knabe, wünsche ich noch viel Spaß in deinem neuen Leben als Flohzirkus. Nichts für ungut, aber ich musste das tun. Und jetzt raus hier!«
    Tibbe machte Anstalten, das Wohnzimmer zu verlassen, um für seine ungebetenen Gäste die Haustür zu öffnen. Mit einer knappen Handbewegung ließ Gregor ihn in der Bewegung verharren und ging seinerseits langsam zwei Schritte zurück. »Du gehst nirgendwo hin!«
     
     
    Tibbe hatte einen simplen Plan.
    Er wollte zur Haustür gehen und sie öffnen. Eine ganz einfache Sache. Ein Kinderspiel! Auf die Handbewegung des mysteriösen Mannes verweigerte ihm sein Körper jedoch den Gehorsam und blieb einfach stehen. Mit größter Anstrengung konzentrierte er sich darauf, seinen Weg zur Tür fortzusetzen und sie zu öffnen, aber sein Körper gehörte ihm nicht mehr.
    Er spürte einen neuerlichen Anflug von Verzweiflung, versuchte sich aber an dem Gedanken aufzurichten, dass diese Nervensäge seinen Willen nie würde brechen können.
    Seine Verzweiflung wuchs sprunghaft, als er die stark veränderte Stimme des Mannes wahrnahm. Sie schien aus allen Richtungen gleichzeitig zu kommen, speiste sich mit Schallwellen nichtirdischer Herkunft und stieß ihn in eine vorgegebene Richtung, markiert von einer unpassierbaren linken und rechten Grenze, an der Tibbe sich zu orientieren hatte.
    Sie sog ihm seinen eigenen Willen aus!
    Er wollte tatsächlich nirgendwo anders hingehen. Da, wo er gerade stand, war es toll! Der letzte Rest von ihm, zurückgedrängt in eine winzig kleine Ecke seines Bewusstseins, gab zu bedenken, dass das alles nicht so der wahre Jakob, weil furchtbar unlogisch war. Aber gegen diese Stimme zu rebellieren war eindeutig keine besonders gute Idee, erschien geradezu absurd!
    Als wäre das nicht alles schon bizarr genug, war er auch noch neugierig, wartete regelrecht ungeduldig auf das, was ihm die Stimme als Nächstes befehlen würde. Zu seiner Neugierde gesellte sich Entsetzen, als er sich den
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher