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Bote ins Jenseits

Bote ins Jenseits

Titel: Bote ins Jenseits
Autoren: Hauke Lindemann
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Schnüffler sagte leise etwas zu dem Hund, ohne dass Tibbe es verstehen konnte. Der Köter reagierte darauf mit ein paar artgerechten Lauten, und der Mann sagte, ohne Tibbe anzusehen: »Auf einer Ihrer ersten gemeinsamen Feiern haben Sie sich so betrunken, dass Sie am nächsten Morgen dreihundert Kilometer entfernt in den Armen einer Prostituierten fortgeschrittenen Alters erwachten, ohne jede Erinnerung, wie Sie dorthin gekommen sind. Der Zuhälter der alten Dame hat Ihnen vierhundert Mark aus dem Kreuz geleiert, bevor er Sie gehen ließ.«
    Tibbe zuckte zusammen und starrte den kleinen Hund an, der erneut ein paar Geräusche von sich gab.
    »Und das hat er auch noch zugegeben?«, fragte der Schnüffler den Hund.
    »Wuff!«
    Kopfschüttelnd sah er zu Tibbe.
    »Sie sind ja ein noch viel ärmeres Schwein, als ich dachte. Sie haben mal versucht, sich Ihre Ex-Freundin mit Alkohol derart gefügig zu machen, dass Sie an ihr sexuelle Praktiken ausüben konnten, die sie Ihnen bisher immer verweigert hatte. Das von Ihnen begehrte Körperteil, Ihrer wehr- und willenlosen Freundin…«
    Der Schnüffler sah verlegen zu Heike Kamp. Offenbar war es ihm unangenehm, darüber in Gegenwart einer Frau zu reden.
    »… hatte sich genau diesen Moment ausgesucht, um seinen originären Aufgaben nachzukommen. Ihr Verlangen verschwand so schnell, wie es gekommen war. Das anschließende Saubermachen empfanden Sie als zu harte Strafe.«
    Tibbe öffnete den Mund, um etwas zu erwidern, aber sein Unterkiefer schlackerte nur wie aus den Angeln gehoben auf und ab, ohne dass ein Ton über seine Lippen kam.
    Der Hund kläffte und knurrte dem Schnüffler ein weiteres Detail zu.
    »Thore sagt, dass Sie ihn auf Ihre Freundschaft schwören ließen, niemandem sonst davon zu erzählen. Er glaubt, dass es außer ihm wohl niemanden gibt, dem Sie davon berichtet haben könnten… weil er Ihr einzig wahrer und bester Freund war.«
    Tibbe geriet wieder auf bedenkliche Weise ins Schwanken. Irgendein Blödmann hatte mitten in die Luft eine ungekennzeichnete, massive Steinmauer gebaut, und er prallte während seines Höhenfluges mit voller Geschwindigkeit dagegen.
    »Das habe ich sonst niemandem erzählt!«, stammelte er mehr zu sich selbst als zu dem Schnüffler.
    »Sie waren wie ein Bruder für ihn. Er hat Sie so sehr gemocht, regelrecht geliebt. Wie konnten Sie das nur fertigbringen? Haben Sie ihm all die Jahre etwas vorgespielt?«
    Die letzte Frage holte Tibbe endgültig auf den Boden zurück.
    »Wer will das wissen? Er oder Sie?«
    »Ich könnte mir vorstellen, dass es ihn auch interessiert, aber originär kommt die Frage von mir. Wissen Sie, mir liegt wirklich etwas an ihm!«, schnauzte der Schnüffler ihn an.
    Tibbe lachte humorlos auf. »Halleluja und Amen! Wenn das so weitergeht, kommen mir gleich noch die Tränen!«
    Es sollte sarkastisch klingen, was es auch durchaus tat. Tibbes Mimik jedoch, speziell seine Augen, sagten etwas anderes. Er kämpfte mit den Tränen.
    »Warum sollte ich Ihnen etwas über meine Beweggründe erzählen? Sie würden es nicht verstehen, zumal es Sie auch nicht das Geringste angeht. Letztlich habe ich getan, was ich für richtig hielt. Ja, ich habe ihn beseitigt, mir den Weg frei geräumt, ein lästiges Hindernis entfernt! Ich habe mir die Entscheidung nicht leicht gemacht, und die Durchführung war es auch nicht, das dürfen Sie mir glauben! Und jetzt will ich kein weiteres Wort mehr darüber verlieren. Sie werden es mir nie beweisen können, zumal ich Sie noch nie gesehen habe. Sie waren nie hier, genau deswegen werden Sie jetzt auch endlich verschwinden! Gehen Sie von mir aus direkt zur Polizei und erzählen Sie denen, dass Thore Kamp in dem Körper dieser kleinen Töle weiterlebt und Ihnen erzählt hat, dass ich ihn auf dem Gewissen habe. Da käme ich fast in Versuchung, dabei sein zu wollen. Ich fürchte nur, ich werde dann doch etwas Besseres zu tun haben. Meine Fußnägel schneiden zum Beispiel!«
     
     
    Gregor sah mit belustigter Faszination zu Kamp und sagte: »Was für ein Arschloch!«
    »Das ist leider wahr. Stellt sich nur die Frage, was wir jetzt machen? Es stimmt, was er sagt, bei der Polizei haben wir mit der Story einen schweren Stand. So kriegen wir ihn nicht!«, entgegnete Kamp besorgt.
    Gregor musterte Tibbe mit einem nachdenklichen Blick. Schließlich nickte er und spitzte die Lippen. »Ich denke, du hast recht. Wir werden wohl nachhelfen müssen. Ich werde nachhelfen müssen!«
    »Was flüstern Sie da mit
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