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Bote ins Jenseits

Bote ins Jenseits

Titel: Bote ins Jenseits
Autoren: Hauke Lindemann
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eines erneuten Fieberschubes war. Er rieb sich die Augen, schüttelte den Kopf und versuchte sich zu beruhigen. Leider vergeblich.
    Die hässliche kleine Töle saß da und lächelte ihn eiskalt an.
    »Ihr Hund, er… macht mir Angst. Sie machen mir ebenfalls Angst. Ich werde gleich die Polizei rufen, wenn Sie nicht freiwillig verschwinden!«
    »Warum wollen Sie die Polizei rufen, Herr Tibbe? Um ein Geständnis abzulegen?«
    Tibbe ballte beide Hände zu Fäusten und hielt sie, der grausamen Welt im Allgemeinen drohend, vor seine Brust.
    »Ich habe nichts zu gestehen, verdammte Scheiße! Nehmen Sie Ihre Wahnvorstellungen, Ihren Hund und diese kleine Schlampe, und verpissen Sie sich endlich! Lassen Sie mich in Ruhe!«
    »Sie werfen uns raus?«, fragte der Mann mit gespielter Enttäuschung.
    »Verlassen Sie sich drauf!«, schrie Tibbe ihn an.
    »Na, das ist doch…« Der Mann sah zu seinen beiden Begleitern und tat, als wäre er von der Unhöflichkeit seines Gastgebers ernsthaft brüskiert.
    »Aber bevor wir gehen, muss ich Ihnen noch eine Frage stellen. Die ist sehr wichtig für mich, übrigens auch für den kleinen Hund hier.« Er legte sich einen Zeigefinger auf den Mund und grinste. »Davor möchte ich Ihnen aber noch etwas erzählen. Das werden Sie bestimmt mögen!« Er beugte sich vor, hob den Hund auf seinen Schoß und streichelte ihm beiläufig den Kopf. »Wissen Sie, mein Hund hier… also der gehört mir eigentlich gar nicht. Genau genommen ist er nicht mal ein richtiger Hund… technisch gesehen… irgendwie… egal. Und sein Name ist auch nicht Rufus.«
    Tibbe verkürzte den Abstand zum Wahnsinn und starrte den Boten feindselig an. Vorübergehend vergaß er sogar zu atmen.
    Der Mann setzte eine verschwörerische Miene auf und sagte mit gesenkter Stimme: »Sein richtiger Name ist Thore. Er hat sogar einen Nachnamen. Wollen Sie mal raten? Ich gebe Ihnen drei Versuche, das ist, glaub ich, der Standard.«
    Tibbe geriet ins Wanken. Gerade noch gelang es ihm, sich auf einer Stuhllehne abzustützen, bevor er krachend zu Boden gefallen wäre. Langsam und schwerfällig nahm er auf dem Stuhl Platz und brachte ein entkräftetes, kaum hörbares »Raus!« hervor.
    »Ich wusste, dass Ihnen das gefallen würde!«, frohlockte sein Besucher.
    »Sie sind verrückt… krank. Warum lassen Sie mich nicht endlich mit diesem Wahnsinn in Frieden? Ich habe Ihnen doch nichts getan!«
    »Nein, da haben sie recht. Mir haben Sie nichts getan. Mein Hund allerdings… ach, halten wir uns doch einfach an die Tatsachen und sagen, Thore sieht das ein klein wenig anders. Er hat gewisse Vorbehalte gegen Sie, die ich durchaus nachvollziehbar finde. Da er so, wie er hier auf meinem Schoß sitzt, nicht sprechen kann… darf… egal, hat er mich gebeten, als eine Art Sprachrohr für ihn zu fungieren.«
     
     
    Mit gesenktem Kopf starrte Tibbe den kleinen Hund an und atmete flach. Sein Blick signalisierte, dass er endlich die Eingangstür in die große, bunte Welt des Wahnsinns gefunden hatte und der Versuchung, sie zu öffnen, nicht mehr lange widerstehen konnte.
    Gregor nahm es zufrieden zur Kenntnis. Die Dinge entwickelten sich genauso, wie er es gehofft hatte.
    »Kommen wir also, bevor wir uns gleich vielleicht wirklich von Ihnen rausschmeißen lassen, zu der bereits erwähnten Frage, die es da noch zu klären gäbe. Bereit, Herr Tibbe?«
    Tibbe saß zusammengesunken auf seinem Stuhl und starrte den Hund namens Thore an. Auf seine Frage erhielt Gregor keine Reaktion.
    »Ihr Schweigen deute ich als Zustimmung. Warum also, lieber Herr Tibbe, haben Sie, vor etwas mehr als zwei Wochen, in der Rockkneipe ›Cave‹ einhundert Gramm feinsten schwarzen Afghanen von Ihrem Arbeitskollegen Andreas Musiol erworben? Wenn es stimmt, was Sie vorhin gesagt haben, dürfte eigentlich kein Eigenbedarf bestehen. Was fängt also jemand, der sich gar keine Joints reinzieht, mit einhundert Gramm Haschisch an?«
    Tibbe regte und rührte sich nicht. Versuchsweise fuchtelte der Bote mit der Hand vor den Augen des Delinquenten, ohne dass sich etwas tat.
    »Ich glaube, der hat sich zurückgezogen«, sagte er.
    »Nein!«, rief Kamp, der immer noch den Blick seines ehemals besten Freundes erwiderte. »Nein, der bekommt noch alles mit. Glaub mir, ich kann es sehen. Ich spüre es! Mach weiter!«
    Gregor sah von Kamp zu Tibbe und nickte.
    »Also schön, machen wir Nägel mit Köpfen. Ich habe natürlich eine Theorie, wofür Sie das Zeug gebraucht haben. So wie ich das sehe,
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