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Bookman - Das ewige Empire 1

Bookman - Das ewige Empire 1

Titel: Bookman - Das ewige Empire 1
Autoren: Lavie Tidhar
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Orphan
durch seine dunklen Brillengläser. »Bist du etwa unterwegs gewesen, um dich zu amüsieren ? Und ich habe mir solche Sorgen um dich gemacht!«
    Â»Mir geht’s bestens«, erwiderte Orphan. »Könnt mir gar nicht besser
gehn«, fügte er hinzu. Sein Mund war ständig dabei, sich zu einem Grinsen zu
verziehen, das er um Jacks willen zu unterdrücken versuchte. »Ich war im Rose,
aber mir ist nichts passiert. Ich war mit Lucy zusammen.«
    Â»Er war mit Lucy zusammen!«, wiederholte Jack. Diesmal setzte sich
Orphans Grinsen durch. Als Jack es bemerkte, schüttelte er den Kopf und
murmelte: »Na, dann ist ja alles in Ordnung!«
    Â»Wir werden heiraten.«
    Â»Heiraten!«
    Â»Sieh mich nicht so entsetzt an.«
    Â»Freut mich für dich, mein Junge! Heiraten!«
    Â»Fühlst du dich irgendwie nicht gut, Jack?«
    Sie gingen zusammen ins Hinterzimmer von Paynes Buchladen. Orphan
lümmelte sich auf sein Bett (das zwischen dem Regal für ÄGYPTISCHE
ARCHÄOLOGIE und dem für ALLGEMEINE ELEKTRONIK stand), während Jack auf dem einzigen Stuhl Platz nahm (direkt unter der
kleinen, aber erlesenen Auswahl technischer Handbücher, die das Brett mit der
Aufschrift DAMPFMASCHINEN – THEORIE UND PRAKTISCHE
ANWENDUNGSMÖGLICHKEITEN füllten). Jack selbst schlief im Souterrain,
einem großen, mit Büchern vollgestopften Raum, in dem es ständig feucht war und
muffig roch. Außerdem wehte dort immer ein scharfer Luftzug, der keine erkennbare
Ursache hatte.
    Â»Du willst also heiraten«, sagte Jack und dachte eine Weile nach.
»Nicht, dass ich was gegens Heiraten hätte, aber … Ach was. Gratuliere, mein
Junge! Das muss begossen werden.«
    Â»Ich dachte schon, da kämst du nie
drauf.«
    Jack erhob sich und griff nach einer dicken Bibel, die er einem der
Regale entnahm, um sie vorsichtig zu einem kleinen Tisch zu tragen. Als er sie
aufschlug, kam eine Flasche Old Bushmills zum Vorschein. »Wie wär’s damit? Im
unteren Regal neben deinem Bett sind Gläser, und zwar in der illustrierten
Ausgabe von Mutter Gans . Bist du mal so freundlich,
sie rauszuholen?«
    Orphan seufzte. Er traute sich nie zu fragen, was sonst noch in dem
einen oder anderen Buch verborgen sein mochte. Mehr als nur Worte, da war er
sicher.
    Als die Gläser gefüllt waren, stießen sie an. »Auf Lucy und dich!
Und auf die Ehe! Möge sie dich für immer glücklich machen, und möge ich davon
verschont bleiben!«
    Â»Darauf trinke ich gern«, erwiderte Orphan grinsend und prostete
Jack zu. Der Whiskey, der aus der ersten Destillerie stammte, die die
Echsenkönige lizenziert hatten, ging ihm fast wie Honig die Kehle runter.
    Wärme durchströmte seinen ganzen Körper. »Auf dass dir Schuppen
wachsen!«, sagte Jack lachend. »Auf die Lézards! Auf die müssen wir auch trinken.
Möge jeder von ihnen an einem Bratspieß enden und im Magen betrunkener Seeleute
landen!«
    Â»Eines Tages«, warnte ihn Orphan, »wirst
du zu weit gehen.«
    Â»Kann gar nicht weit genug sein«, meinte Jack.
    Â»Der Bookman ist also wieder in der Stadt«, sagte Jack ein
wenig später und stützte das Kinn in die Hand, um eine Denkerpose einzunehmen.
»Und mit der Karriere des armen alten Irving ist es endgültig vorbei.« Er
seufzte theatralisch. »Heutzutage ist jeder Theaterkritiker.«
    Â»Hast du was darüber gehört?«, fragte Orphan. Jack breitete
achselzuckend die Hände aus. Wäre er Franzose gewesen, so hätte man das als
gallische Geste bezeichnen können; da er aber kein Franzose war, musste man es
als entschieden englisches Achselzucken betrachten. »Ich habe gehört, dass die
Polizei Southwark abgesperrt hat und unter der Leitung der bewundernswert
tüchtigen Inspektorin Adler fleißig nach Spuren sucht. Da muss ja das reinste
Chaos geherrscht haben, wenn sie euch alle haben gehen lassen – morgen früh
erscheint in den Zeitungen ein Aufruf, dass Zeugen sich bitte melden mögen.«
    Â» Irene Adler?«, hakte Orphan nach, was
Jack mit einem schiefen Lächeln quittierte.
    Â»Ebendie, die die Untersuchung zu den Leuten aus Porlock leitet«,
erklärte er.
    Â»Dann müssen sie auf meine Zeugenaussage verzichten«, sagte Orphan.
»Und was hatte dein grässliches Tesla-Gerät weiter zu berichten? Ist übrigens
noch Wein da?«, fügte er hinzu und
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