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Bony und die weiße Wilde

Bony und die weiße Wilde

Titel: Bony und die weiße Wilde
Autoren: Arthur W. Upfield
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geworden sei, und er müsse sich deshalb eine Weile verborgen halten. Ich könnte seinen Eltern keinen Vorwurf machen, wenn sie ihn decken. Selbst, als sie dann von Ihnen erfuhren, daß er wegen Mordes gesucht wird, werden sie sich verpflichtet gefühlt haben, ihn zu verstecken. Welchen Eindruck gewannen Sie eigentlich bei Ihrem Besuch?«
    »Darüber habe ich wiederholt nachgedacht«, erwiderte Sasoon nach einer kleinen Pause. »Mit den Rhudders haben wir nie auf so freundschaftlichem Fuß gestanden wie mit den Jukes, und wenn ich dienstlich bei ihnen zu tun hatte, bin ich stets gut aufgenommen worden. Diesmal machte mir meine Aufgabe natürlich wenig Freude. Ich wurde zum Nachmittagstee auf die Veranda geladen. Da war der alte Herr, Jeff Rhudder, der schwer unter Ischias zu leiden hat, dann seine Frau, ferner der Zweitälteste Sohn Luke und der jüngste Sohn Mark. Bei den Rhudders wohnt übrigens auch eine Mrs. Stark, die den Haushalt führt, und deren Tochter Sadie. Sadie wuchs zusammen mit den Rhudderschen und Jukesschen Kindern auf. Gewiß, ich könnte den Eltern ebenfalls keinen Vorwurf machen, wenn sie ihren Sohn vor der Polizei versteckten, aber als die Sache mit Rose Jukes passiert war, hat der alte Rhudder mehr als einmal gesagt, daß er Marvin wie einen räudigen Hund erschießen würde, wenn er ihm jemals wieder unter die Augen käme. Ich bin überzeugt, er würde diese Drohung wahrmachen. Meines Erachtens hat Jeff keine Ahnung, daß Marvin hier aufgetaucht ist. Er schien aber durch meinen Besuch mißtrauisch zu werden, denn beim Weggehen hörte ich, wie er Luke scharf ins Gebet nahm. Luke wohnt nicht auf der Farm, und der Alte wollte unbedingt wissen, warum er ausgerechnet jetzt zu Besuch gekommen sei, und zudem noch ohne seine Familie. Aber sie haben allesamt bestritten, Marvin seit damals, als er das Haus verließ, je wiedergesehen zu haben.«
    »Luke ist also verheiratet und wohnt nicht bei seinen Eltern.«
    »Ganz recht. Er verließ zwei Tage nach Marvin das Haus -also vor dreizehn Jahren. Er ging nach Perth, suchte sich eine Stellung, kam gut voran und heiratete vor fünf Jahren ein nettes Mädchen.«
    »Und wann ist Luke hier aufgetaucht?«
    »Drei Tage nach Karl Muellers nächtlicher Begegnung mit Marvin.«
    »Nun, die Situation könnte schlimmer sein«, meinte Bony. »Inspektor Hudson sagte mir, die Rhudders seien überzeugt, die Polizei hege nicht den geringsten Verdacht, daß Marvin nach Hause zurückgekehrt sein könne. Teilen Sie diese Ansicht?«
    »Ja, durchaus. Sie haben keinen Grund, etwas anderes zu denken. Ich war sehr bemüht, den Eindruck zu erwecken, als handele es sich um eine reine Routinefrage, da das Verbrechen ja zweitausend Meilen weit weg verübt worden ist. Ich drückte ihnen noch mein Bedauern und mein Mitgefühl aus.«
    Bony warf einen Blick auf die Kaminuhr. Es war spät geworden. Er bat den Sergeanten, ihm den Weg zur Farm von Matt Jukes zu erklären, und mußte hören, daß die Straße nicht besonders gut sei. Sieben Meilen führten steile Serpentinen auf und ab, dann folgte acht Meilen weit eine bessere Straße. Insgesamt waren es also fünfzehn Meilen. Den Weg müßte man in einer knappen Stunde schaffen können. Von Jukes aus waren es dann doch viereinhalb Meilen bis zur Rhudderschen Farm.
    Bony erfuhr weiter, daß die Jukes einen Hauptanschluß besaßen, also nicht am Gemeinschaftstelefon angeschlossen waren. Das war außerordentlich günstig. Sie besprachen noch, wie sie Kontakt miteinander halten wollten, und schließlich erhob sich der Inspektor.
    »Es war ein schöner Abend, und ich danke Ihnen für den ausgezeichneten Tee«, sagte er zu Elsie Sasoon. Dann wandte er sich an den Sergeanten: »Wenn Marvin noch da unten steckt, werde ich ihn finden. Morgen früh fahre ich hinaus.«
    Sam Sasoon begleitete seinen Besucher bis zum Gartentor.
    Als er zurückkam, sagte er mit breitem Grinsen zu seiner Frau: »Na, was sagst du nun?«

4

    Nachdem Bony die zweite und letzte Farm hinter Timbertown hinter sich gelassen hatte, wurde die Straße schlecht. Eine Kehre löste die andere ab. Er gelangte in einen Wald, der seine ganze Urtümlichkeit bewahrt zu haben schien.
    Da es Bony unmöglich war, zu fahren und gleichzeitig das Erlebnis dieses Waldes in sich aufzunehmen, hielt er an, stieg aus und lehnte sich gegen den Wagen. Er genoß den Blick in ein tiefes, schmales Tal. Sein letzter Auftrag hatte ihn ins Landesinnere östlich von Gladstone geführt, einer trockenen Gegend mit
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