Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Bone 01 - Die Kuppel

Titel: Bone 01 - Die Kuppel
Autoren: Peadar O'Guilín
Vom Netzwerk:
durchgemacht hat. Und du – du hast das hier verdient.«
    Stolperzunge hatte so aufmerksam auf eine Gelegenheit zum Angriff gewartet, dass er gar nicht erkannt hatte, dass Varaha das Gleiche beabsichtigte. Die Faust des Spions schlug ihm schmerzhaft ins Gesicht und warf ihn zu Boden.
    »Wie gefällt dir das? Obwohl es natürlich nur eine Kostprobe war.«
    Stolperzunge konnte nicht antworten. Er versuchte aufzustehen, aber in seinem Kopf drehte sich alles, und sein Sichtfeld war verschwommen. Er war sich undeutlich bewusst, dass Varaha ihn immer noch ansah und wiederholte: »Niemand demütigt mich …«
    Dann tauchte Indranis Kopf in der Luke auf. Auch Varaha bemerkte sie. »Was tust du da?«, rief er. »Geh wieder hinein! Ich habe ihn nicht getötet, keine Sorge! Ich habe ihm nur etwas gegeben, damit er sich immer an mich erinnert. He! He!«
    Aus irgendeinem Grund war Varaha auf die Strickleiter gesprungen und kletterte hektisch hinauf. Dann stürzten er und die zerschnittenen Stricke ab, etwa zwei Mannslängen tief, auf das Dach des Turms.
    »Halt aus, Stolperzunge!«, rief Indrani. »Ich muss nur …«
    Aber sie schien ebenfalls Schwierigkeiten zu haben. Plötzlich hob sich die Sphäre und hätte sie fast aus der Luke stürzen lassen. Das Gefährt stieg steil auf und flog dann in Zickzackbewegungen in Richtung Menschen-Wege.
    Mit schmerzendem Kopf rappelte sich Stolperzunge auf und lief zu seinem Speer hinüber. Trotz seines Versprechens hatte er Varaha unterschätzt und den Plan verdorben.
    »Glaubst du, dass du mir mit diesem Stock etwas anhaben kannst, Wilder?« Die Stimme des Spions zitterte vor Wut. »Du musst noch vieles lernen.« Er stand auf und hob die zerschnittenen Stricke auf. Eine Körperhälfte war mit Kratzern übersät, und sein Gesicht war aufgeschürft.
    Jetzt sieht er nicht mehr so hübsch aus , dachte Stolperzunge. Aber er ließ sich dadurch nicht von seinem Vorhaben ablenken. Er brachte sich in die richtige Haltung und trat vor, wobei er den Speer in Richtung seines Gegners stieß. Varaha sprang zur Seite. Er ließ das Bündel aus Stricken kreisen und zwang Stolperzunge, sich zu ducken. Er holte erneut aus, und diesmal verfing sich der Speer im Gewirr.
    Stolperzunge hielt sich mit der ganzen Kraft eines Lebens voller Gefahren fest. Er stemmte die Fersen gegen die raue Oberfläche des Dachs und zerrte. Aber es nützte nichts. Varaha grinste wild und atmete nicht einmal schneller, während er den Jäger heranzog.
    Dann stellte der Häuptling den Widerstand ein und warf sich stattdessen nach vorn. Er legte sein ganzes Gewicht in den Speerstoß. Die Spitze schnitt einen blutigen Riss in Varahas Brustkorb, bevor er sie beiseiteschlagen konnte. Beide Männer gingen zu Boden, zwischen ihnen die Stricke und der Speer. Stolperzunge griff nach seinem Messer, aber Varaha brüllte auf und schleuderte den Häuptling zurück, als würde er nicht mehr als ein leerer Schädel wiegen. Dann sprang er auf die Beine und bog den dicken Speerschaft durch, bis er brach.
    »Als Nächstes dein Rückgrat«, zischte er.
    Stolperzunge wusste, dass der Mann dazu fähig war. Er sprang durch die Dachluke und ließ sich von einer unglücklichen Landung nicht davon abhalten, die dunklen Treppenstufen so schnell wie möglich hinunterzurennen. Flüche und Schritte folgten ihm den ganzen Weg nach unten. Er wusste nicht, was er jetzt tun sollte. Indrani war für ihn verloren, vielleicht in der Gewalt des Piloten der Sphäre, und wurde an irgendeinen Ort gebracht, der für ihn unerreichbar war. Aber sie war noch am Leben, soweit er wusste, und würde vielleicht eine Möglichkeit finden, zu ihm zurückzukehren. Selbst wenn es ihr nicht gelang und sie den Rest ihrer Tage als Gefangene auf dem Großen Dach verbrachte, würde sie wissen wollen, wie es ihm ging. Sie würde nicht wollen, dass Varaha damit prahlte, wie er ihren Liebhaber getötet hatte.
    Stolperzunge zog bereits seine Steinschleuder hervor, als er das Erdgeschoss erreichte. Er lief über die Straße und ließ einen Stein zurück zum Gebäudeeingang fliegen, als Varaha blinzelnd ins Freie trat. Der Schuss richtete keine lebensgefährlichen Verletzungen an. Immerhin riss er ihm ein Stück vom Ohr ab und löste einen lauten Schmerzensschrei aus. Varaha griff nach der Holzkette, die er um den Hals trug, aber Stolperzunge wollte gar nicht sehen, warum. Er rannte weiter.
    Unmittelbar darauf wurde ihm klar, dass er sich in die falsche Richtung bewegte. Er hatte zugelassen, dass
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher