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Bone 01 - Die Kuppel

Titel: Bone 01 - Die Kuppel
Autoren: Peadar O'Guilín
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sein Feind nun zwischen ihm und dem Hauptquartier war, wo er Hilfe finden konnte. Wenigstens hatte er noch seine Schleuder. Er steckte sie sich in den Gürtel, für später, weil er dann vielleicht…
    Er sah einen grellen grünen Lichtblitz. Die Wand über Stolperzunges Kopf explodierte, und um ihn herum regneten Steine zu Boden. Er spürte einen Schlag und einen grausamen Schmerz in der Schulter. Er schrie auf, schaffte es aber, auf den Beinen zu bleiben. Er taumelte ein paar Schritte weiter, bevor er in einen Hauseingang fiel. Steine blockierten teilweise die Gasse, durch die er gelaufen war, und ein Gebäude sah aus, als hätte ein Riese ein Stück davon abgebissen. Sein rechter Arm, sein Wurfarm, streifte den Türrahmen. »Bei den Vorfahren!« Schreckliche Qualen tobten in ihm und ließen sein Sichtfeld verschwimmen. Er konnte den Arm nicht mehr bewegen, konnte es nicht einmal ertragen, ihn zu berühren. Mit jedem Herzschlag spürte er den Schmerz tief in den Knochen.
    »Ich hoffe, du bist nicht tot«, rief eine Stimme. Jemand kletterte über die Steine in der Gasse. »Ich möchte dich mit meinen bloßen Händen töten.«
    Der Jäger wankte zur Rückseite des Hauses und suchte nach einem Ausgang. Doch der Grundriss war ihm unvertraut, und er fand sich im falschen Raum wieder, während er Schritte am Eingang hörte. Sein einziger Fluchtweg war ein hüfthohes Fenster – schwer zu bewältigen für einen einarmigen Jäger mit großen Schmerzen. Er musste sich rückwärts dagegenlehnen und sich mit der gesunden Hand auf den Sims ziehen. Doch seine Panik und die Atemgeräusche, die er aus dem Korridor hörte, führten dazu, dass er das Gleichgewicht verlor. Er versuchte sich abzufangen. Sein rechter Arm wollte sich nicht bewegen, und er stürzte. Schreiend landete er auf seiner Verletzung, während der Sprecher aus dem Beutel rollte und gegen seine wunde Schulter stieß. Er wusste, dass er ihn aufheben sollte, dass er aufstehen und weiterlaufen sollte. Doch seine Qualen trübten seine Denkfähigkeit.
    »Na so was!«, sagte Varaha vom Fenster. »Ich überlege gerade, ob ich dir sofort den Kopf abreißen oder vorher lieber noch ein bisschen mit deinem Arm spielen soll.«
    Dann erinnerte sich Stolperzunge an das letzte Mal, als er auf diese Weise durch ein Fenster gestürzt war, vor vielen Zehntagen in Bluthaut-Wege.
    »Heller«, flüsterte er.
    »Was hast du gesagt?«
    »Heller als das Dach!«
    Plötzlich blitzte der Sprecher auf, so grell, dass Stolperzunge, obwohl er das Gesicht abgewandt und die Augen geschlossen hatte, bunte Punkte sah. Er wartete nicht ab, welche Auswirkung es auf Varaha hatte. Vor Schmerz schluchzend drehte er sich auf seine unverletzte Seite und schaffte es, sich hinzuhocken und dann aufzustehen. Er taumelte auf ein Gewirr aus Gassen und engen Straßen zu, das er nicht kannte. Aber er hörte den Fluss von links und erkannte, dass er diesmal wenigstens in die richtige Richtung ging.
    Ein Wutschrei erklang hinter ihm. Das grüne Licht blitzte auf, und vor Stolperzunge zerplatzte die Seite eines Gebäudes in einem Steinregen. Weitere Explosionen folgten, aber keine wurde ihm gefährlich. Varaha brauchte noch eine Weile, bis er wieder etwas sehen konnte.
    In diesem Moment wurde Stolperzunge bewusst, dass er den Sprecher zurückgelassen hatte, wodurch die Überlebenschancen seines Stammes noch schlechter wurden. Auch für ihn, denn wie sollte er erklären, welche Gefahr den Menschen drohte, falls er vor seinem Feind nach Hause kam?
    Er lief ein Zehntel lang weiter, durch eine endlose Abfolge von Gassen, die mit Knochen übersät waren. Varaha konnte sich viel schneller als er bewegen und würde ihn bald eingeholt haben. Sofern ihn die Erschöpfung nicht vorher in die Knie zwang. Stolperzunge hatte gerade die Kreuzung zweier gewundener Straßen erreicht, als er Stimmen hörte, die sich unterhielten. Vorsichtig näherte er sich, blickte sich nach hinten und oben um, vergewisserte sich, dass er nicht in eine Falle tappte. In seiner derzeitigen Verfassung hätte ein Kind ihn überwältigen können.
    Drei Vierbeiner hockten vor dem Eingang zu einer Gasse und drückten die spitzen Gesichter aneinander.
    »Nach Hause«, sagte einer. »Das grüne Licht verursacht diesem Geist großen Schrecken.«
    »Hunger braucht Fleisch«, warf der zweite ein.
    »Fleisch«, bestätigte der dritte.
    Trotz der ständigen Ablenkung durch die Schmerzen versuchte Stolperzunge zu verstehen, was hier vor sich ging. Er hatte den
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