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Bone 01 - Die Kuppel

Titel: Bone 01 - Die Kuppel
Autoren: Peadar O'Guilín
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sehr tiefen Ton, den Stolperzunge im mürben Mauerwerk des Turmes spürte. Und sie hatte auch einen Geruch – wie etwas Schmorendes und Giftiges.
    Natürlich landete die Sphäre nicht. Stolperzunge stellte sich vor, wie sie es versuchte und das Gebäude zum Einsturz brachte oder einfach herunterrollte. Er zuckte vor Schreck zusammen, als sich die Schale wie ein Augenlid öffnete.
    Ein Mann streckte den Kopf durch die Öffnung. Er trug Haare auf der Oberlippe, und seine scharfe Stimme wurde noch dadurch betont, dass er kopfüber hing.
    »Irgendwelche Probleme?«, fragte Varaha.
    Der Mann schüttelte den Kopf. »Es müssen Vierbeiner in der Nähe sein, aber sie haben euch nicht gesehen. Ha! Du musst verdammt froh sein, von hier wegzukommen. Ich hätte mich vor Lachen fast bepisst, als der Wilde heute früh versucht hat, dich zum Essen zu zwingen.«
    »Das hast du gesehen?«
    »Alle haben es gesehen!«
    Varaha wandte sich mit einem boshaften Gesichtsausdruck an Stolperzunge. Der Häuptling machte sich bereit, sich zu verteidigen. Er hatte seine gesamten Waffen mitgenommen, während sein Gegner zwar unglaublich stark, aber unbewaffnet war.
    »Nein, Varaha!«, rief Indrani. »Ich werde nicht mit dir gehen, wenn du ihm etwas antust.«
    Stolperzunge blieb stehen und weigerte sich, Angst zu zeigen. Er war für die Jagd ausgebildet worden, hatte Wesen gegenübergestanden, die schwächer, aber viel wilder und verzweifelter als dieser Mann gewesen waren.
    »Du kommst jetzt sowieso mit, Indrani. Ob es dir gefällt oder nicht.«
    »Ja, Varaha, du könntest mich dazu zwingen. Aber du weißt ganz genau, dass du durch Druck nicht an meine Erinnerungen herankommst. Das würde das Dach niemals zulassen.«
    Varaha sagte nichts, aber er wich einen Schritt zurück. Dann gab er dem Piloten ein Zeichen, worauf dieser nickte und nach drinnen verschwand. Eine ausgeklügelte Vorrichtung rollte aus der Luke: zwei Stricke, die durch kürzere waagerechte Stücke verbunden waren, sodass man bequem hinaufklettern konnte.
    »Du gehst zuerst«, sagte Varaha zu Indrani.
    Sie nickte. Bislang lief alles genauso, wie sie vorhergesagt hatte. Sie blickte zu den Stricken und dann zu ihrem Geliebten.
    »Ich möchte mich von Stolperzunge verabschieden«, sagte sie.
    »Dann tu es.«
    »Unter vier Augen.«
    Er lachte. »Sei nicht albern. Du weißt genau, dass die Sphäre alles aufzeichnet. Verabschiede dich oder schau ihm beim Sterben zu. Deine Entscheidung.« Aber er widersprach nicht, als sie Stolperzunge zur anderen Seite des Dachs führte. Er beobachtete jeden Schritt mit verächtlichem Grinsen. »Ich frage mich«, sagte er, »wie du es aushältst, dass einer dieser Wilden dich berührt, ganz zu schweigen davon, mit ihm …«
    »Sei still! Oder ich komme nicht mit. Verstanden? Halt die Klappe!«
    Er tat es. Er zuckte mit den Schultern und wandte sich ab. Indrani legte die Arme um Stolperzunge und drückte ihn an sich. »Hör mir genau zu. Du hast nur eine Chance, ihn bewusstlos zu schlagen. Denk daran, was ich dir gesagt habe – sein Körper wurde verändert. Er ist mindestens so stark wie Quetschfaust.«
    Stolperzunge erstarrte. »Ich weiß, dass ich …«
    »Keine Dummheiten! Versprich es mir.«
    Er seufzte. »Ich werde ihm einen Schlag verpassen, sobald du den Piloten ausgeschaltet hast. Dann klettere ich zu dir hoch.«
    »Gut«, sagte sie.
    Er folgte ihr zurück zu den Stricken. Ihre feuchten Handflächen fühlten sich an, als würden sie zusammenkleben. Varaha winkte sie nach oben. Sie löste sich von ihrem Liebhaber und stieg auf die erste Sprosse, während die Sphäre leicht unter ihrem Gewicht schaukelte. Stolperzunge nahm den Beutel mit dem Sprecher in die Hand. Er hatte gehofft, der Spion würde ihm den Hinterkopf zuwenden, während er Indrani beim Hinaufklettern beobachtete, aber er schien viel mehr an Stolperzunges Reaktion interessiert zu sein.
    »Du wirst sie nie wiedersehen«, flüsterte Varaha. Er war keineswegs größer als Stolperzunge, wirklich nicht. »Aber sie wird dich sehen. Wir werden dich gemeinsam beobachten, wenn du stirbst.«
    Stolperzunge wahrte eine ausdruckslose Miene. Die Beine seiner Frau waren fast vollständig im Gefährt verschwunden.
    »Vergiss nicht«, fuhr Varaha fort, »dass ich es war, der sie zu dir geschickt hat, und jetzt hole ich sie wieder zurück.«
    »Warum hast du sie damals nicht einfach getötet?«
    »Niemand demütigt mich ungestraft, Stolperzunge. Deswegen. Sie hat verdient, was sie hier unten
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