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Bomann, Corinna - Clockwork Spiders

Bomann, Corinna - Clockwork Spiders

Titel: Bomann, Corinna - Clockwork Spiders
Autoren: Corinna Bomann
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liefen.
    »Ja, ich könnte vor Freude platzen«, entgegnete Violet.
    Alfred liebte es, sie mit ihren gesellschaftlichen Pflichten aufzuziehen, wusste er doch ganz genau, dass die wahre Miss Adair ein vollkommen anderer Mensch war, als alle glaubten. Und wer, wenn nicht er, der Mann der tausend Geheimnisse, verstand das?
    »Ich halte das für reine Zeitverschwendung. Wahrscheinlich wird Mama schon wieder versuchen, mir einen dieser blutleeren Burschen aus der feinen Gesellschaft aufzuschwatzen. Dabei werde ich erst im Winter achtzehn und fühle mich alles andere als bereit, eine Ehe einzugehen.«
    »Die Ehe ist das Los der Frau, auch die Technisierung unserer Gesellschaft hat daran nichts geändert«, merkte Alfred an.
    »Ich pfeife auf die Ehe!«, platzte sie heraus. »Jedenfalls jetzt und so lange, bis ich einen geeigneten Mann gefunden habe.«
    »Einen Erfinder womöglich. Ihre Frau Mutter wird entzückt sein.« Diebisches Vergnügen funkelte in Alfreds Augen.
    »Warum denn nicht? Ein Mann, der anpacken kann, ist mir tausendmal lieber als einer, bei dem ich Angst haben muss, dass ihn ein Stich mit der Krawattennadel in Ohnmacht fallen lässt – oder vielleicht sogar tötet. Sie haben doch sicher von den letzten Fällen der Bluterkrankheit in Adelskreisen gehört.«
    »Das habe ich. Wie bedauerlich für die Aristokratie. Und wie seltsam, dass sie nur Männer befällt.«
    »Sehen Sie es als kleinen Ausgleich der Natur für die Dinge, die wir Frauen zu erleiden haben.« Violet grinste ihn an und bedeutete ihm dann, zu schweigen, denn sie hatten nun die Hundezwinger erreicht, in denen die vierbeinigen Kostbarkeiten ihres Vaters schlummerten: Steelhounds. Diese Hunde – eine aufregende Neuzüchtung aus Jagd- und Bluthund, modifiziert durch künstliche Gelenke, Knochen und ein Gebiss aus Stahl – standen in dem Ruf, Einbrecher über Meilen verfolgen zu können – ein Talent, das eigentlich vollkommen überflüssig war, denn sie liefen schneller als selbst der flinkste Dieb, und was einmal zwischen ihre scharfen Zähne geriet, konnte nicht auf ein Entkommen hoffen. Entsprechend den moralischen Werten seines Herrn hielt der Steelhound sein Opfer entweder nur fest oder tötete es. Violet wusste nicht genau, wie sich die Tiere ihres Vaters im Zweifelsfall verhalten würden.
    Ihre Zuverlässigkeit in Sachen Diebesverfolgung wurde nur von ihrem Gehör übertroffen, das ebenfalls künstlich nachbearbeitet war durch winzige Maschinen, die auch schwerhörigen Menschen wieder zu einigermaßen gutem Gehör verhalfen – wenn sie denn genug Geld besaßen.
    Zwar hatte Reginald Adair dafür gesorgt, dass den Tieren der Geruch seiner Familie und der seiner zuverlässigsten Bediensteten vertraut war, doch die Tiere waren äußerst schreckhaft und schlugen an, sobald auch nur ein Kiesel unter einem Stiefel knirschte.
    Ich sollte etwas dagegen tun, dachte Violet, während sie die Tiere nicht aus den Augen ließ. Es wäre doch praktisch, ihr Gehör ausschalten zu können, wenn man an ihnen vorbeimuss.
    Als eines der Tiere zusammenzuckte, erstarrte Violet. Auch Alfred blieb sofort stehen. Misstrauisch hob es den Kopf, lauschte, dann gähnte es. Die Metallfänge blitzten gefährlich im Mondschein auf, Geifer tropfte an ihnen herab. Doch dann legte der Hund seinen Kopf wieder auf seine Pfoten.
    Violet versagte sich aufzuatmen, denn das hätte er wahrscheinlich gehört. Sie blickte zu Alfred und wunderte sich wieder einmal, wie er so ruhig bleiben konnte. Natürlich war dies eine Fähigkeit aus seiner Vergangenheit, aber auch er war nur ein Mensch. Das wusste sie genau, denn sie hatte ihn schon einmal bluten sehen. Maschinenmenschen, auch die perfektesten, schieden lediglich gelbes oder braunes Öl aus, wenn sie sich schnitten.
    Als sie das Tor von Adair Manor hinter sich gelassen hatte, fühlte sich Violet seltsam befreit. Der aus den Abzügen der Häuser quellende Dampf reicherte den Nebel noch zusätzlich an und ließ eine vorbeiknatternde Motordroschke beinahe geisterhaft erscheinen.
    Zu dieser Uhrzeit waren bestenfalls noch Dienstboten unterwegs – oder Dandys, die aus Soho kamen, wo neben lebenden Frauen auch Maschinenfrauen angeboten wurden, von denen sich die Leute die wüstesten Geschichten erzählten. Allein schon bei dem Gedanken an dieses Gerede, das auch unter den Dienstmädchen sehr populär war, bekam Violet rote Ohren.
    An der Ecke Bressenden Place stiegen sie schließlich in die neueste Errungenschaft Londons. Die
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