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Bolero - Ein Nick-Sayler-Thriller (German Edition)

Bolero - Ein Nick-Sayler-Thriller (German Edition)

Titel: Bolero - Ein Nick-Sayler-Thriller (German Edition)
Autoren: Joanie McDonell
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Ich würde mir etwas ausdenken. Oder der Bursche würde mich töten.
    Ich spürte eine tödliche Ruhe.
Asche zu Asche.
Aber vielleicht auch nicht. Ich hörte Julias Stimme.
Staub zu Staub.
Aber vielleicht auch nicht.
Einigen Menschen ist Liebe geschenkt, anderen bloß der Himmel.
Das hat einer ihrer Dichter gesagt. Vielleicht stimmte es.
    »Sayler«, schrie Goode. »Zurück! Sofort! Zurück!
    Ich machte drei Schritte vorwärts, und das Fenster auf der Fahrerseite glitt ein paar Zentimeter hinab.
    »Nicht bewegen.« Die Stimme eines Mannes. »Zeigen Sie uns Ihre Waffe.«
    Fallon hob die Hand; ein Zeichen für seine Leute, sich zurückzuhalten. Die Polizisten standen reglos da, wartend.
    Ich holte die Beretta aus dem Kreuz und ließ sie zu Boden fallen. Trat sie davon.
    »Jetzt die andere«, sagte die Stimme. Wie klang diese Stimme?
    Ich nahm die andere Beretta aus meiner Tasche, ließ sie fallen, trat sie weg.
    »Zeigen Sie uns Ihre Fußknöchel!«, befahl er.
    Ich zeigte ihnen, dass keine Waffen dort waren.
    »Ich möchte lediglich wissen, wo sie ist«, sagte ich. »Die werden nicht so heftig mit Ihnen umspringen, wenn Sie uns sagen, wo sie ist.«
    »Tot oder lebendig?«, fragte der Schwanzlutscher.
    »Bloß, wo sie ist«, sagte ich.
    »Ich versuche, mich zu erinnern, wo wir sie hingesteckt haben«, erwiderte er. Mit Südstaatenakzent.
    Ich wandte mich zu Meriwether um, der sich hingehockt hatte, reglos wie eine Katze.
    »Wie lange wird das dauern?«, fragte ich sehr ruhig und ging in jenen losgelösten Zustand über, den ich im Umgang mit dem Schmerz einsetzte.
    »Ich sag’s Ihnen, wenn ich so weit bin«, erwidert er. Wieder mit Akzent.
    Ich wartete reglos. Auch das Bataillon der Männer, die einen großen Halbkreis hinter mir und gegenüber hinter dem Auto bildeten, rührte sich nicht.
    »Sie ist hier«, sagte die Stimme und steckte zwei Läufe durch den Spalt oben am Fenster. Wieder der Akzent. Einen Augenblick später zog er die Waffen zurück und ließ das Fenster wieder hoch.
    »Sie soll etwas sagen«, schrie ich auf das geschlossene Fenster ein. Ich trat näher an den Wagen, und der Mann mit Goode und Fallon kam von der Mautstelle heran, in einem Schlenderschritt, der seinen Job Lügen strafte.
    »Na gut«, sagte er ruhig zu mir. »Verschwinden Sie!«
    »Ich gehe nirgendwohin«, sagte ich sanft zu ihm. »Er hat gesagt, sie ist im Wagen, aber dafür gibt es keinen Beweis.«
    »Hauen Sie ab, verdammt!«, flüsterte der dünne Mann in dem kurzärmeligen Hemd, und dann fuhr er laut fort: »Ich bin Bill Drabek. Ich möchte einen Plan mit Ihnen ausarbeiten.«
    Es gibt eine klassische Psychopathologie von jemandem wie Emil Kane, der Rothaarige umgebracht hat, weil seine rothaarige Mutter ihn dadurch gequält hatte, dass sie ihm gleichzeitig Gefühle extremen Vergnügens und extremer Schuld aufgenötigt hatte.
    In diesem Fall gab es keine empirischen Daten, auf die man zurückgreifen konnte. Für mich sowieso nicht. Es gab lediglich Einschätzungen. Oder Raterei. Nicht einmal fundierte Raterei.
    Ich beugte mich hinab, hob meine Waffen auf und ging auf den BMW zu.
    »Sayler«, zischte Drabek, der Unterhändler, »Sie sorgen noch dafür, dass alle getötet werden, verflucht!«
    »Aus dem Weg«, sagte ich.
    Mir war nicht klar gewesen, wie schlecht ich mich fühlte. Wie bereit ich zur Buße war. Wie lange ich gewartet hatte. Nichts konnte mich aufhalten, und der Bursche in dem Wagen war nicht auf jemanden vorbereitet, der ebenso verrückt war wie er. Es gab kein Drehbuch.
    Keiner der Scharfschützen würde mich abknallen. Wenn der 44er im Wagen mich erwischte, würden sie ihn erwischen. Aber dann würde niemand wissen, wohin der andere die Tänzerin gebracht hatte.
    Ich war drei Schritte vom Wagen entfernt, als die Fahrertür aufflog und der Mann, der in Constances Wohnung Nile Sutro gespielt hatte, heraussprang, in jeder Hand eine Waffe.
    Zwei Sekunden später öffnete sich die hintere Tür auf der Fahrerseite, und ein fast identisch aussehender Mann kam heraus, der Hadley Fielding an ihrem langen Haar hinter sich herzog. Ihre Hände und Füße waren gefesselt, und sie schürfte sich die Haut an dem schwarzen Asphalt auf, als er sie direkt neben den ersten Mann schleifte. Und fallen ließ. Ihre Wange und die bloßen Arme bluteten. Er hielt ihr eine Waffe an den Kopf.
    Sie würde tatsächlich sterben. Sie waren losgezogen, sie umzubringen, und warum sollten sie es jetzt nicht tun? Für Hadley gab es keinen Ausweg. Die
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